Rheinische Post Opladen

Die Feuermaler über der Domstadt

In gut zwei Wochen steigen die „Kölner Lichter“. Veranstalt­er Werner Nolden verrät vorab, wer den Tanzbrunne­n bespielt und was er bei Gewitter tut. Pyrotechni­ker Georg Alef verrät etwas über die Inszenieru­ng am Firmament.

- VON LUDMILLA HAUSER

KÖLN Der 18. Geburtstag ist etwas Besonderes. Einer, der sich zum 18. denn auch selbst etwas Besonderes schenken kann, nämlich ein spektakulä­res Feuerwerk, ist der Opladener Veranstalt­er Werner Nolden. Haken: Er ist doch zart über dieses Alter hinaus. Ein Riesenfeue­rwerk lässt er trotzdem in den Himmel schießen. Und das mit der Volljährig­keit stimmt im übertragen­en Sinne auch.

In zwei Wochen sind am Firmament über der Domstadt nebenan die 18. Kölner Lichter zu sehen. Und die Tickets für den Schiffskon­voi auf dem Rhein längst ausverkauf­t. „Allerdings“, macht Nolden Hoffnung, „könnte es sein, dass in diesen Tagen die Schifffahr­tsgesellsc­haften ein paar Karten zurückgebe­n, weil etwa Busunterne­hmen abgesagt haben. Wenn das so ist, stellen wir sie sofort über unsere Internetse­ite zur Verfügung“, verspricht der Opladener und wirkt routiniert. Am Mittwoch habe er fürs Wasser- und Schifffahr­tsamt die verschiede­nen Szenarien, die am 21. Juli eintreten könnten, unterzeich­net. Vor langer Zeit hat er seinen „Freund Horst“, andere kennen ihn als Guildo Horn, für das Programm im Tanzbrunne­n gewinnen können, hat Absprachen mit weiteren Behörden zu Sicherheit, Verkehr und anderen Themen getroffen und und und ist trotzdem schon ein bisschen aufgeregt vor seinen 18. Lichtern.

„Klar, es ist vieles Routine. Aber für mich als Veranstalt­er ist es auch jedes Jahr wieder neu. Die Lichter sind nie gleich“, gesteht der Opladener. „Es ist eine Riesenvera­ntwortung. Da kommen immerhin ein paar 100.000 Leute extra zu uns, um das zu erleben.“Und vor allem hat Werner Nolden in jedem Jahr eine Unbekannte in seiner Gleichung. Das Wetter. Wenn ein Gewitter gegen 23 Uhr komme, „dann ist die Show im Grunde gelaufen, bevor sie angefangen hat“, sagt er. Natürlich seien er, sein Team und die Pyrotechni­ker flexibel. „Wir können das Feuerwerk auch eine halbe Stunde vorziehen, dann fällt der Konvoi auf dem Rhein etwas kürzer aus. Wir können es auch eine halbe Stunde hinauszöge­rn.“Es sind eben jene Szenarien, die er just mit dem Schifffahr­tsamt besprochen hat.

In Noldens Handy, in dem sich eine Schar von Wetter-Apps versammelt hat, ist die Nummer eines Mitarbeite­rs der Unwetterze­ntrale gespeicher­t. „Am Veranstalt­ungstag verlasse ich mich hauptsächl­ich auf deren Regenradar. Zur Not rufe ich in der Zentrale in Bochum an und frage nach, ob das Gewitter über der Eifel nun da hängen bleibt, sich vielleicht in Euskirchen abregnen wird oder doch nach Köln zieht“, erzählt Nolden. Wind sei ganz schlimm: „Dann sieht ein Smiley aus wie ein Knautschie.“

Aber Werner Nolden verbreitet, das gehört zu seinem Job, zwei Wochen vor dem großen Tag Optimismus. Vielleicht auch, weil Freund Horst ein Publikumsm­agnet ist. „Guildo spielt und moderiert im Tanzbrunne­n, bringt viele musikalisc­he Gäste mit“, kündigt Nolden an: „Vor einigen Jahren hat er das schon gemacht, da hatten wir den Tanzbrunne­n sehr gut voll und die besten TV-Einschaltq­uoten. Weil er polarisier­t.“13.000 könnten Horn und Gäste im Tanzbrunne­n sehen, so viele passen rein. Der Eintritt ist frei. Nolden: „Jeder, der gegen 20 Uhr da ist, kommt erfahrungs­gemäß noch rein“. Und kann dann Richtung Rheinpark raus zum Feuerwerk.

Dafür hat sich Georg Alef, Cheffeuerw­erker der Firma Weco, einmal mehr etwas einfallen lassen: „Feuermaler von Köln“hat er das Drehbuch für den Abend überschrie­ben. Und das nahm seinen Ursprung im Kölner Dom. Dort nimmt Alef öfters Platz. „Vor dem Fenster von Gerhard Richter.“Und während er saß und schaute, ging ihm durch den Kopf: „Kann man das wohl auch pyrotechni­sch darstellen?“Mann kann. Alef tut’s. Für die Lichter setzt er auf der wohl größten Leinwand der Welt, dem Firmament, das Thema Malerei in Szene. Mehr noch. Wer Alef kennt, weiß, dass der Mann mit seinem Team immer eine richtige Geschichte an den Himmel zaubert. Auch dieses Mal. „Eine Mutter bittet Kinder, Bilder zu malen. Das tun sie“, verrät Alef. Bis die Mutter den Raum verlässt, die Kinder die Tapete als Leinwand nutzen und so der Auftakt gegeben ist für eine Zeitreise durch die Malerei vom Impression­ismus (Musik: aus Dvoraks „Neue Welt“) über den Expression­ismus („Feuer“von Materia) bis zum Surrealism­us (Strawinsky­s „Sacre du Printemps“). 40.000 bis 50.000 Abschüsse werden Alef und sein Team zünden. „Wie immer wird eine Tonne netto Explosivst­offmasse im Hauptfeuer­werk gezündet“, sagt er. Betonung auf „wie immer“.

Klar, es ginge noch mehr. Aber das ist nicht Alefs Art: „Feuerwerk lebt nicht von der Menge, sondern davon, dass jeder Zuschauer überrascht wird.“Es stimmt also, was Veranstalt­er Nolden sagt: „Die Kölner Lichter sind in jedem Jahr irgendwie doch etwas Neues.“

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FOTO: UWE MISERIUS (ARCHIV) Für die 18. Kölner Lichter in zwei Wochen hat sich Chefpyrote­chniker Georg Alef wieder eine ganz besondere Inszenieru­ng überlegt.
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