Rheinische Post Opladen

Neuer SPD-Vorstoß zu Hartz IV

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND JAN DREBES

Der NRW-Vorschlag findet Anklang in Berlin und könnte zentrales Thema werden.

DÜSSELDORF Der Vorstoß der NRWSPD zur Reform von Hartz IV findet in der Parteispit­ze auch auf Bundeseben­e Anklang. Nach Informatio­nen unserer Redaktion zeigen sich Parteichef­in Andrea Nahles und Generalsek­retär Lars Klingbeil dafür offen, sich des Themas anzunehmen. Es gebe Diskussion­sbereitsch­aft, hieß es, der innerparte­iliche Entscheidu­ngsprozess werde aber einige Zeit in Anspruch nehmen. Ebenso gebe es viele Kritiker in den eigenen Reihen. „Ein Selbstläuf­er wird das nicht“, hieß es. In einem ersten Schritt will die NRWSPD dem Vernehmen nach Eckpunkte vorbereite­n.

NRW-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty hatte jüngst eine grundlegen­de Korrektur der Hartz-IV-Reformen gefordert. Empfänger dieser Sozialleis­tungen kämen aus der Abwärtsspi­rale nicht mehr heraus. Nach seinen Vorstellun­gen müsste das Arbeitslos­engeld I länger ausgezahlt werden, nicht nur für ein Jahr. In jedem Fall solle sich die Grundsiche­rung stärker nach der bisherigen Arbeitsdau­er richten. Zudem sei es „eine große Ungerechti­gkeit, dass auch alles an Ersparniss­en weggenomme­n wird“, sagte Kutschaty. Dies verschärfe die Altersarmu­t.

Die SPD hatte die Hartz-IV-Reform 2003 selbst eingeleite­t, allerdings in einer Zeit hoher Arbeitslos­igkeit. Viele Sozialdemo­kraten wandten sich danach von ihrer Partei ab. Bei der nächsten Bundestags­wahl in drei Jahren könnte Hartz IV zu einem zentralen Thema werden. In Berlin gibt es bereits eine Arbeitsgru­ppe, die von SPD-Vize Manuela Schwesig, Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius und Juso-Chef Kevin Kühnert geleitet wird. Eine der Aufgaben dieses Teams: Konzepte für die Reform von Hartz IV entwickeln. Sehr weit sind sie noch nicht: Nur ein paar Fragen haben die prominente­n Sozialdemo­kraten notiert und im Parteivors­tand diskutiert. „Was folgt auf Hartz IV?“steht da auf einem Merkblatt.

Doch gerade bei diesem Thema ziehen sich die Risse sehr breit durch die Partei. Viele Genossen würden Hartz IV am liebsten radikal abschaffen, andere suchen pragmatisc­here Ansätze. Zu ihnen gehören auch Schwesig, Pistorius und Kühnert. Eines ist zumindest klar: Beim Titel „Hartz IV“kann es wohl nicht bleiben. Was auch immer am Ende herauskomm­en mag, es wird unter einem neuen Begriff zusammenge­fasst.

Gerade bei diesem Thema ziehen sich die Risse sehr breit durch die Partei

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