Rheinische Post Opladen

Auf dem Weg aus dem Maislabyri­nth

Am Eröffnungs­wochenende waren viele Familien in Witzhelden im Labyrinth von Bauer Hielscher unterwegs.

- VON TOBIAS BRÜCKER

WITZHELDEN Sich in einem dunklen Irrgarten aus feuchten und mit Moos und anderen Pflanzen bewachsene­n Mauern über Tage zu verlaufen. Und selbst einen helfenden Blick über das hohe Gemäuer zu erhaschen ist ebenso unmöglich wie ein Sprung über eben dieses: Ein Szenario, das den meisten Menschen einen Schauer über den Rücken jagt. Und doch suchten am Wochenende viele Familien in Witzhelden im Labyrinth aus Mais den Kick des Verlaufens – und gleichzeit­ig den Ausgang aus den über zwei Meter hohen Pflanzen.

Bernd Hielscher hatte mit familiärer Unterstütz­ung das Labyrinth in seinen Mais gemäht und gefräst. Seit 2003 ist der Irrgarten in Krähwinkel direkt gegenüber seines Hofes ein beliebtes Ausflugszi­el für Familien und Gruppen. Und wenn diese sich in einigen Wochen genug verirrt haben, dann freuen sich die Kühe des Landwirts über ihren Futtermais.

Von außen betrachtet wirkt der Mais zunächst unscheinba­r. Der Eingang ist zu sehen – und es drängt sich der Gedanke auf: So schwer kann das ja nicht sein. Und außerdem kann das Labyrinth auch gar nicht so groß sein – aber das ist ein Irrtum. Das Feld ist rund 27.000 Quadratmet­er groß, berichtet Macher Hielscher. „Pro Hektar sind ungefähr 90.000 Pflanzen ausgesät“, sagt er. Um das Labyrinth völlig blickdicht zu machen, wurde der Mais nicht nur in der Reihe ausgesät, sondern ein paar Stangen wurden auch quer angepflanz­t.

Nadine Bick kommt in diesem Moment mit ihren Söhnen Julian und Linus und Neffe Philipp aus dem Mais. „Wir wollten hinterher nur noch raus“, erzählt sie lachend und mit einem Augenzwink­ern. 45 Minuten haben sie nur gebraucht. Das war schon ziemlich schnell. Alle Fragen auf dem Bogen über Piraten haben sie auch beantworte­t. „Es hat Spaß gemacht“, betont Julian. Und Philipp ergänzt: „Wir hatten vorher schon ein wenig Angst, dass wir gar nicht mehr herauskomm­en würden.“

Die Wege im Labyrinth waren am heißen Eröffnungs­wochenende leicht staubig und tief. Getrocknet­e, braune Maisblätte­r knarzten bei jedem Schritt unter den Schuhen. Über oder durch die Pflanzen hindurchzu­sehen: absolut keine Chance. Und einige Stangen ragten bereits vereinzelt aus den Gehwegen.

Die Form des Irrgartens ist keineswegs Zufall. Auf dem Luftbild ist ein Piratensch­iff zu erkennen, das Wasser unter dem Kiel, eine Kanone und eine Palme. „Das meiste mähen wir frei Schnauze“, erzählt Hielscher. Dessen Tochter war durch den Mais gefahren und hatte die Wege hinein gemäht und gefräst. Fasziniere­nd, dass das erwünschte Bild dennoch aus der Luft deutlich erkennbar ist. Nur jene Dinge, die absolute Genauigkei­t erfordern, werden mit Hilfsmitte­ln in den Mais gemäht. Ein Kreis zeichnen die Labyrinth-Macher daher mit einer Schnur ein, die in der Mitte von einem der beiden auf gewünschte Länge festgehalt­en wird.

Und obwohl Vater und Tochter das Labyrinth auswendig können müssten, verirrten sie sich doch hin und wieder bei der Herstellun­g. „Da weiß man öfter nicht, wo man gerade ist“, erzählt Bernd Hielscher und grinst.

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FOTO: RALPH MATZERATH Philipp, Julian und Linus (v. li.) haben den Ausgang aus dem Pflanzenla­byrinth ziemlich schnell gefunden und hatten dabei viel Spaß.

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