Helfer proben den Ernstfall am Deich
WIESDORF Der Starkregen vor einem Monat und dessen Folgen für die Leichlinger sind auch in Leverkusen vielen im Gedächtnis geblieben. Wasser stand auf den Straßen, Häuser mussten mit Sandsäcken gesichert werden. Solche Deiche aufzubauen, erfordert jedoch Übung und vor Ort eine Menge Kommunikation.
Am Rheinufer in Wiesdorf unterhalb der Wacht am Rhein übten daher 17 Teilnehmer aus der ganzen Republik den Einsatz der Sandsäcke. Unter Leitung der Referenten der Akademie für Hochwasserschutz Wiesbaden war das Ziel der Seminarteilnehmer die Ausbildung zum Fachberater für Hochwasserschutz. Ein mittlerer Verantwortungsbereich, der dazu befähigt, bei Hochwasser oder Unwetter zivile Helfer vor Ort anzuweisen und den Einsatz zu koordinieren. Fachberater sind im Ernstfall Multiplikatoren, die ihr Wissen weitergeben.
Die Akademie für Hochwasserschutz arbeitete daher mit den TBL und dem Hochwasserkompetenzzentrum Köln zusammen. „Rund 70 Prozent dieses Seminars sind Theorie, 30 Prozent praktische Arbeit“, sagt Michael Kühn, Referent der Akademie. Unterstützt wurde er von Kollege Rudolf Keller, der die Vizepräsidentschaft inne hat. Der 70-Jährige sagt: „Die DLRG war sich nach dem Elbe-Hochwasser 2002 sicher, es müsse etwas getan werden, damit die Menschen sich auch selbst schützen können.“Rund 15 Jahre ist das her. Seitdem geben zwölf Referenten Tipps in ganz Deutschland weiter – an Leute der Feuerwehr, der Bundeswehr, an Mitarbeiter von Kommunen und Versicherungen.
Am frühen Morgen ging es für alle 17 Teilnehmer am dritten und letzten Tag des Seminars auf den Hof der Technischen Betriebe – zum ersten Kraftakt des Tages. Säcke mussten mit Sand befüllt und verpackt werden. Es gebe genaue Anleitungen, wie schnell wie viele Säcke mit wie viel Sand zu beschaffen seien, sagt Simone Möller, bei den TBL für den Hochwasserschutz zuständig. „Wir lagern etwa 5000 Säcke.“Das reiche im Ernstfall nur für den Erstschutz. In Bonn befindet sich das Zentrallager. Dort kann nur die Bezirksregierung Sandsäcke anfordern.
Wenig später fuhr der Tross an den Rhein unterhalb der „Wacht am Rhein“. Schnell hatte sich eine Kette aus Menschen formiert. Am Objekt übte die Gruppe nun verschiedene Deich-, Stapel- und Schutzformen. Die neueste Füllmethode: „Den Sack nur zu zwei Drittel zu füllen. Dadurch entstehen keine Hohlräume und weniger Kraft wird benötigt“, erläuterte Möller.