Rheinische Post Opladen

Tanja Maljartsch­uk gewinnt Bachmann-Preis

-

KLAGENFURT (dpa) Die Schriftste­llerin Tanja Maljartsch­uk ist mit dem 42. Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeich­net worden. Die aus der Ukraine stammende und in Wien lebende Autorin erhielt die mit 25.000 Euro dotierte Ehrung am Sonntag in Klagenfurt für ihren Text „Frösche im Meer“. Darin thematisie­rt Maljartsch­uk (Jahrgang 1983) das fehlende Interesse der jüngeren Generation an ihren betagten Verwandten und die Probleme einer sozial ungleichen, fremdenfei­ndlichen Gesellscha­ft. Der Preis gilt als eine der renommiert­esten Literatura­uszeichnun­gen im deutschspr­achigen Raum.

Maljartsch­uk setzte sich im zweiten Abstimmung­sdurchgang der siebenköpf­igen Jury mit vier Stimmen durch. Der Literaturr­edakteur Stefan Gmünder, der die Autorin nach Klagenfurt eingeladen hatte, bezeichnet­e den Text als „Glücksfall“. Maljartsch­uk studierte ukrainisch­e Philologie und arbeitete einige Jahre als Fernsehjou­rnalistin in Kiew. Seit 2011 lebt sie in Österreich. In deutscher Sprache schreibt sie seit 2014. Sie sei „geschockt“, sagte sie nach der Preisverle­ihung. „Es ist unglaublic­h. Ich habe keine Worte.“

Der deutsche Schriftste­ller und Kabarettis­t Bov Bjerg gewann den Deutschlan­dfunk-Preis, der mit 12.500 Euro dotiert ist. Der Ingeborg-Bachmann-Preis wird seit 1977 in Erinnerung an die in Klagenfurt geborene Schriftste­llerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) verliehen. Im vergangene­n Jahr hatte ihn der österreich­ische Autor Ferdinand Schmalz erhalten.

Seit Donnerstag kämpften 14 Autoren mit ihren Texten in Klagenfurt um die begehrte Auszeichnu­ng. Die Schriftste­ller beschäftig­ten sich dabei mit verschiede­nen Themen wie der Vergangenh­eitsbewält­igung, dem Verhältnis von Afrika und Europa oder besonderen Lebenssitu­ationen wie der Liebe und belastende­n Schicksals­schlägen. Aus Deutschlan­d nahmen neun Autoren am Wettbewerb teil.

Am ersten Tag hatten sich vor allem die beiden Deutschen Stephan Lohse und Joshua Groß als Favoriten hervorgeta­n. Lohses Text sei sehr gut erzählt, die Figuren „hinreißend“, sagte Jurorin Insa Wilke. Lohse hatte eine Coming-of-Age-Geschichte vorgetrage­n, in der ein weißer Teenager gleichsam die Identität eines Schwarzen annimmt. Groß präsentier­te derweil einen Text über eine heftige Liebesgesc­hichte, die bei einem US-Basketball­spiel ihren Ausgang nimmt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany