Gesamtschüler befragen IT-Präsidenten
Achim Berg vom Branchenverband Bitkom stellte sich in der Reihe „Bettine trifft…“den Fragen von Schülern und Eltern.
LANGENFELD Das Thema lautete „Künstliche Intelligenz und zukünftige Arbeitswelt“. Felix Schimmel und Lea Wollschläger moderierten das Gespräch mit Achim Berg, Präsident des IT-Branchenverbands Bitkom, in der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule. Ole Schreckling hatte die Diskussionsrunde mit seinem SoWi-Leistungskurs zusammen vorbereitet und Fragen zur Technik, Gesellschaft, Medizin und Ethik von Künstlicher Intelligenz ausgearbeitet.
„Quantencomputer werden die Entwicklung enorm beschleunigen. Man programmiert heute viel intelligenter. Die Rechenleistung verdoppelt sich alle 18 Monate. Es wird schon bald nie wieder so gemütlich sein wie heute“, sagt Achim Berg. Wie schnell die Entwicklung der Digitalisierung voranschreitet, zeigt der IT-Experte den Schülern anhand von Filmen aus den Jahren 2014 und 2016 über einen Laufroboter des amerikanischen Unternehmen Boston Dynamics. Der autonome Roboter machte innerhalb von zwei Jahren technisch eine rasante Entwicklung durch und lernte, schneller zu laufen und sich frei zu bewegen.
„Die Roboter sollen Menschen im Bereich Militär, Minenräumung und Rettung ersetzen“, so Berg. Auch die Autoindustrie setzt auf die Entwicklung von Maschinen. „Die steuerfreien Autos werden in Zukunft sicherer fahren als der Mensch. Die Frage ist, wer übernimmt die Verantwortung bei einem Unfall, wenn wir Maschinen fahren lassen? Wer sollte die letzte Entscheidung haben?“fragt Berg in die Runde.
Ein weiterer Film zeigt einen Affen, der nur mit seinen Gedankenströmen einen Roboterarm steuern kann, um an Süßes zu kommen. „Diese Technik könnte für die Medizin bedeutend werden und künftig querschnittgelähmten Menschen helfen“, sagt Berg. Tattoos, Pflaster und Uhren könnten schon heute Körperfunktionen erkennen. „Brillen werden Blinde unter bestimmten Voraussetzungen in 15 bis 20 Jahren wieder sehen lassen können und kleine Nanoroboter können wie Autos in der Blutbahn herumfahren, um einzelne Krebszellen im Körper herauszuschneiden“, so Berg.
Doch es melden sich auch kritische Stimmen zu Wort. Ein Schüler stellt den Einsatz von Minidrohnen in der Kriegsführung in Frage, die sich selber ihre Ziele aussuchen können und fordert allgemeine Gesetze und ethische Diskussionen. „Ich freue mich, dass ihr darüber nachdenkt, denn darum geht es: Was sollen wir den Maschinen überlassen und was steuern wir selber? Entmündigen wir den Menschen?“, sagt Berg.
Ein weiteres aktuelles Thema, das bei den Schülern Fragen aufwirft, ist der Datenschutz. „Natürlich ist Vorsicht mit den eigenen Daten geboten, das empfehle ich auch für alle Social Media Accounts, die ihr habt, aber das was in Europa derzeit passiert, ist übertrieben. Digitalisierung geht nicht ohne eine gewisse Datenoffenheit, das wäre sonst wie ein Swimmingpool ohne Wasser“.
Auch das Thema zukünftige Berufsbranchen bewegt die Schüler, die befürchten, dass bessere Computer zugleich viele Arbeitsplätze zerstören könnten. Achim Berg weist darauf hin, dass mindestens 55.000 Stellen im IT-Bereich noch unbesetzt seien und auch in Zukunft in dem Bereich ein enormer Bedarf an Nachwuchs herrsche. „Dafür müssen Schulen und Universitäten allerdings besser ausgestattet sein. Es fehlen 40 Lehrstühle und Geld für den Bereich. Wir hinken im internationalen Vergleich hinterher. Die Lehrer sollten ihren Schülern deshalb neben Fremdsprachen am besten auch Programmiersprachen beibringen“, fordert Berg.