Rheinische Post Opladen

Der Bergfried erstrahlt in neuem Glanz

Der Bergfried und das Grabentorh­aus von Schloss Burg wurden mit Geld von Bund und Land saniert.

- VON FRED LOTHAR MELCHIOR

SOLINGEN So modern war das Mittelalte­r auf Schloss Burg noch nie: Ein Griff, beispielsw­eise zum Schwert, und schon starten im Bergfried Trickfilme über Mord und Totschlag, eine Geiselnahm­e oder Hochzeiten von Minderjähr­igen. Bis heute, scherzte Oberbürger­meister Tim Kurzbach, gehe dem Kölner Kardinal beim Gedanken an Schloss Burg ein kleines Schaudern über den Nacken: Nach der Schlacht von Worringen im Jahr 1288 wurde der damalige Erzbischof nämlich lange auf der Burg festgehalt­en und erst gegen ein hohes Lösegeld freigelass­en.

„Schloss Burg ist das stolze Herz des Bergischen Landes“, betonte Kurzbach am Samstag bei der offizielle­n Eröffnung von Bergfried und Grabentorh­aus. „Von hier aus sind Entscheidu­ngen gefallen, die für das ganze Land Bedeutung hatten.“Dank der modernen Ausstellun­gstechnik kann sich der Besucher davon jetzt ein besseres Bild machen. „Im Bergfried ist kein Stein auf dem anderen geblieben“, umschrieb der Oberbürger­meister die aufwendige­n Arbeiten. Gut vier Millionen Euro aus dem Fördertopf „Verbesseru­ng der regionalen Wirtschaft­sstruktur“machten die Sanierung der Gebäude möglich. Das Geld kommt von Bund und Land.

„Burg an der Wupper hätte eigentlich Landeshaup­tstadt werden müssen“, kitzelte Christoph Dammermann, Staatssekr­etär im NRW-Wirtschaft­sministeri­um, das Selbstbewu­sstsein der Burger. Er unterstric­h die Bedeutung der Anlage für den Tourismus und erinnerte daran, dass weitere Landesmitt­el für die nächsten Sanierungs­arbeiten zugesagt sind. Wie Kurzbach dankte er den Beteiligte­n – „vor allem den Ehrenamtli­chen“wie dem Vorsitzend­en des Schlossbau­vereins, Klaus-Dieter Schulz.

„Dem Verein geht es gut, und es wird ihm weiter sehr gut gehen“, antwortete Schulz, der in kritischen Zeiten Verantwort­ung übernommen hatte und nach und nach Früchte seiner Arbeit erntet. Denn zum 125-jährigen Bestehen des Vereins im Jahr 2012 war zwar die Finanzlage des Vereins stabil, der bauliche Zustand der Burg aber „stark verbesseru­ngsbedürft­ig“. Deshalb werden insgesamt 33,2 Millionen Euro investiert – Mittel, die aus verschiede­nen Quellen kommen. Die drei bergischen Großstädte sind mit 7,5 Millionen Euro beteiligt.

Die erste knappe Million wurde vor drei Jahren unter anderem in das Besucherze­ntrum und die Toilettena­nlagen auf der Rittersaal-Ebene investiert. Nach Bergfried und Grabentorg­ebäude stehen jetzt die Sanierung des Pferdestal­ls, der alten Schule und die Neugestalt­ung der Außenfläch­en an. Wichtig ist Klaus-Dieter Schulz die Sanierung der maroden Parkplatzm­auer: Seit dem 31. Mai 2014 können 60 der 164 Parkplätze nicht genutzt werden.

Bei den vielen Veranstalt­ungen, die auf Schloss Burg stattfinde­n, ist das ein großes Manko. Als die meisten offizielle­n Besucher am Samstag die Veranstalt­ung schon wieder verlassen hatten, ließ beispielsw­eise ein Brautpaar weiße Tauben aus dem Innenhof aufsteigen – unter den Augen seiner vielen Gäste und anderer Schlossbes­ucher. Einer von ihnen war der Remscheide­r Marvin Straßer, der zum ersten Mal nach Burg gekommen war und sich vom Bergfried fasziniert zeigte: „Ich finde Geschichte interessan­t“, sagt der 22-Jährige – vor allem, wenn sie so modern präsentier­t wird. Die animierten Filme bauen auf den Wandgemäld­en im Rittersaal auf. Wer will, der kann sich auch wie Dagobert Duck an seinem ersten Kreuzer erfreuen und sich selbst ein Geldstück prägen.

Vom einen oder anderen Besucher vermisst wurden allerdings die Apotheken, die früher im Grabentorg­ebäude zu sehen waren. Eine Leihgabe ging zurück nach Heidelberg. Andere sind eingelager­t, sollen aber nicht wieder aufgebaut werden. Bis auf eine Ausstellun­g mit Fotos von den Sanierungs­arbeiten ist deshalb im Grabentorh­aus momentan nichts zu sehen.

Der Bergfried soll erst im August wieder öffentlich zugänglich sein. In den nächsten Wochen werden noch Türen eingebaut, und die neue Ausstellun­gstechnik wird weiter erprobt.

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FOTO (ARCHIV): MARTIN KEMPNER Der Bergfried auf Schloss Burg wurde nun offiziell wiedereröf­fnet. Bei den Arbeiten blieb kein Stein auf dem anderen. Ab August ist der Bergfried wieder öffentlich zugänglich.

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