Kinder wünschen sich sicheren Schulweg
Monheim will, dass Schüler sicher in die Schule kommen und fragt Sorgen und Wünsche ab. Für Elterntaxen soll es Halte-Spuren geben.
MONHEIM Morgens am Lerchenweg. Autos parken ein und aus. Manche halten in zweiter Reihe, manche auch auf dem Zebrastreifen. Grundschüler mit Ranzen flitzen über die Straße und zwischen den Autos umher. Die Situation ist unübersichtlich, mitunter gefährlich. Bei der Stadt läuft das unter „Elterntaxiproblematik“– ein Problem, dass alle Monheimer Grundschulen betrifft.
Wie kann man es schaffen, dass weniger Eltern ihre Kinder mit dem Auto bringen und es vor Grundschulen weniger Verkehr gibt? Die Stadt hat jetzt ein Wuppertaler Planungsbüro beauftragt, Lösungen zu finden. Die Wuppertaler haben schon Städte quer durch Deutschland beraten – mit großem Erfolg. Damit ein Konzept funktioniert, müssen aber alle einbezogen werden – Stadt, Schulen, Eltern und Kinder. In einem ersten Schritt befragen die Wuppertaler zu Beginn des neuen Schuljahres alle Grundschüler. Der Fragebogen ist an sie adressiert, die Eltern sollen beim Ausfüllen helfen. Verteilt werden soll der Fragebogen zum neuen Schuljahr.
Fragen an die Kinder sind zum Beispiel: Wie kommst du im Sommer bei gutem Wetter zur Schule – und wie im Winter bei schlechtem? Hattest du schon mal einen Unfall auf dem Schulweg? Welche Probleme gibt es auf deinem Weg zur Schule? Wie ist die Situation vor der Schule?
Hedwig Leven vom Büro für Forschung, Entwicklung und Evaluation (Bueffee) hat schon Zehntausende dieser Fragebögen erfasst. Sie sagt: Oft gibt es durch die Perspektive der Kinder noch mal neue Ansätze – etwa ein Stromkasten, der Kindern im Weg ist, über den Erwachsene aber einfach drüber gucken. Der Fragebogen lässt viel Platz für Ängste, Sorgen und Wünsche. Leven sagt, diese seien zum Allergrößtenteil begründet.
Lisa Müller-Albrecht, Schulpflegschaftsvorsitzende der Lottenschule, fallen mehre Stellen ein, an denen man etwas verbessern könnte: „In der Nähe der Lottenschule ist beispielsweise der Kreisverkehr zwischen der Krischerstraße und der Kirchstraße ein neuralgischer Punkt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man als Fahrradfahrer im Kreisverkehr gelegentlich von Autofahrern geschnitten wird oder dass die Vorfahrtregeln missachtet werden.“Eine weitere Gefahr an dieser Stelle drohe den Schulkindern, die dort zu Fuß die Zebrastreifen überqueren. „Autos, die den Kreisverkehr verlassen, gewähren hier leider oft genug nicht den Vortritt.“
Gleiches gelte für den Zebrastreifen, auf dem die Kinder die Straße in Richtung Astrid-Lindgren-Schule queren. Sie fände es wichtig, an solchen Stellen mit Schülerlotsen am Morgen und gelegentlicher Polizeipräsenz die Aufmerksamkeit der Autofahrer zu steigern. „Das würde das Vertrauen der Eltern in die Sicherheit der Schulwege erhöhen und dazu führen, dass mehr Kinder den Schulweg zu Fuß zurücklegen würden“, sagt sie.
Was ist sicher und was nicht? Die Wuppertaler sagen, bei dem Konzept gehe es auch nicht nur darum, ob eine Stelle objektiv betrachtet als verkehrssicher gilt. Wichtig sei, dass Eltern und Kinder den Schulweg als sicher empfinden. Die Stadt sei bereit auf Vieles einzugehen, sagt Andreas Apsel, Fachbereichsleiter Bauwesen. „Wenn wir etwas baulich lösen können, dann tun wir das.“
Die Praxis sagt, das kann einiges bringen. An einer Schule in Essen zum Beispiel gibt es laut Planungsbüro 30 Prozent weniger Autos. „So etwas ist spürbar“, sagt Andreas Apsel. Ein Teil der Kinder wird natürlich weiterhin gebracht werden. Auch dafür soll es Lösungen geben.
Im Gespräch sind bereits Hol- und Bring-Streifen. „So etwas wie die Kiss-and-Ride-Spur am Benrather Bahnhof“, sagt Apsel. „Eltern halten für 30 Sekunden auf einer etwa 30 Meter langen Spur, laden Kind mit Tornister aus, fahren weiter.“So ein Streifen ist laut Wuppertaler Büro deutlich wenig gefährlich als ein- und ausparkende Autos. Auch ist die Fluktuation größer als beim Parken. Die Wuppertaler empfehlen Haltestreifen im Abstand von etwa 200 Metern zur Schule. Auch wenn der Weg kurz ist – auch auf dem Stück üben Kinder Verhalten im Straßenverkehr. Wie geht es konkret weiter? Leven schätzt, dass es vermutlich Ende des Jahres erste Ergebnisse der Befragung gibt.