Rheinische Post Opladen

Die „Schwarzwal­dchristel“ist auf einmal ein Biergarten

Der traditione­lle Kirmes-Treffpunkt der Schwulen und Lesben am Pink Monday hat sich stark verändert. Das gefällt nicht allen.

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DÜSSELDORF (hpaw) Die „Schwarzwal­dchristel“ist auf einmal ein Biergarten. „Die Leute wollen im Freien sitzen“, begründet Betreiber Harry Bruch seine Entscheidu­ng. Zwar behauptete­n alle, sie seien Nichtrauch­er – aber am Ende seien die Aschenbech­er doch voll. Die Gastronomi­e, die vorher in einer traditione­ll aussehende­n Schwarzwal­dhütte untergebra­cht war, befindet sich nun komplett unter freiem Himmel.

Die „Schwarzwal­dchristel“kennen die meisten vor allem als zentralen Ort des Pink Monday. Am Kirmesmont­ag (in diesem Jahr am 16. Juli) feiern Schwule und Lesben schon zum 41. Mal abends eine große Party auf der Kirmes. Erwartet werden eine halbe Million zusätzlich­e Kirmesbesu­cher. Viele kommen bunt verkleidet.

Bis zum vergangene­n Jahr legte stets DJ Helmut „Helmy“Clahsen auf. Doch der Kult-DJ verstarb im Dezember 2017. Sein Nachfolger heißt DJ Eisbaer. Dem Vernehmen nach gab es um die musikalisc­he Ausrichtun­g der Pink-Monday-Hauptveran­staltung „Gay Happening“an der „Schwarzwal­dchristel“einige Diskussion­en: Die Frage war, ob nach Jahrzehnte­n der 70er-Jahre-Discoklass­iker die Musik modernisie­rt werden sollte, mehr in Richtung Charts oder House. Mit DJ Eisbaer bleibt die Schaustell­erfamilie Bruch der traditione­llen Linie einerseits treu, weil der schon in der Vergangenh­eit mit DJ Helmy zusammenge­arbeitet hat. Anderersei­ts will der Neue am DJ-Pult auch andere Akzente setzen, unter anderem mit House, Latin, Pop und Schlager.

Doch während musikalisc­h alles beim Alten bleibt, sind in der „Schwarzwal­dchristel“eben die Wände gefallen. Das gefällt nicht allen. Wie man aus der Szene hört, sorgen sich einige, dass die Veranstalt­ung im neuen Biergarten weniger Charme entwickeln wird als zuvor. „Das wird einige böse überrasche­n“, vermuten Kenner der Schwulensz­ene. „Es gibt gar keinen Schutzraum mehr zum Feiern, zum Tanzen, zum Knutschen.“

Die „Schwarzwal­dchristel“war ohne eigenes Zutun zum Treffpunkt am Pink Monday geworden. Die Begründer der Tradition hatten sie sich ausgesucht, dann wurde der Szene-Treff von Jahr zu Jahr immer größer.

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