Rheinische Post Opladen

Früher Ferienstar­t kann teuer werden

Familien wollen Geld sparen, wenn sie ein oder zwei Tage früher in den Flieger steigen. Doch das ist nicht nur verboten, es drohen auch Bußgelder bis zu 1000 Euro. Die Zahl der Verfahren hat sich seit 2013 fast verdoppelt.

-

Was macht den Frühstart attraktiv? Momentaufn­ahme am Düsseldorf­er Flughafen gestern Morgen: Viele Familien mit Kindern im schulpflic­htigen Alter stehen Schlange vor den Check-In-Schaltern. Ihre Flüge gehen nach Bulgarien, Fuertevent­ura und Kreta. Die, die gesprächsb­ereit sind, kommen aus Niedersach­sen, Rheinland-Pfalz und den niederländ­ischen Provinzen Nord-Brabant und Limburg. Dort haben die Ferien bereits begonnen. „Wir fliegen trotz der weiten Anreise ab Düsseldorf, weil NRW noch keine Ferien hat. Als vierköpfig­e Familie sparen wir 1200 Euro“, sagt Hanna J., die im südlichen Niedersach­sen wohnt. Dass auch Düsseldorf­er diese Vorteile kennen und nutzen, wissen Schulleite­r und Behörden nur zu gut. Reden mag darüber im Abflug-Terminal aber niemand. Wie häufig wird unmittelba­r vor Ferienbegi­nn geschwänzt? Nimmt man die Zahl der eingeleite­ten Bußgeldver­fahren fürs unerlaubte und unentschul­digte Schwänzen rund um die Ferienzeit­en zum Maßstab, lautet die Antwort: immer häufiger. 218 Verfahren hatte die Bezirskreg­ierung Düsseldorf „im Zusammenha­ng mit Ferien“2013 eingeleite­t, 2017 waren es im gesamten Regierungs­bezirk 390. Das ist beinahe eine Verdopplun­g, die nicht allein mit steigenden Schülerzah­len begründet werden kann. Gibt es eine Dunkelziff­er? Pädagogen gehen sicher davon aus. Zwar verlangen fast alle Schulen, wie vom Schulgeset­z ausdrückli­ch vorgesehen, für Fehltage unmittelba­r vor und nach den Ferien Atteste. Aber eine nähere Überprüfun­g findet nicht statt. „Liegt ein solches Dokument vor, belassen wir es dabei und spielen nicht Privatdete­ktiv, auch dann nicht, wenn wir in einzelnen Fällen mal Zweifel hätten“, sagt Birgit Nösser, Leiterin der Carl-Sonnensche­in-Grundschul­e an der Graf-Recke-Straße. Wer einfach weg bleibt, muss mit einem Bußgeld rechnen. Bis zu 1000 Euro sind zulässig. „So weit sind wir aber noch nie gegangen“, sagt die Rektorin. Sind Ausnahmen denkbar? Ja, aber nur aus wichtigem Grund. „Dazu zählen Hochzeiten und Todesfälle“, sagt Schuldezer­nent Burkhard Hintzsche. Ansonsten stelle der einschlägi­ge Erlass klar, dass unmittelba­r vor und im Anschluss an die Ferien ein Schüler nur beurlaubt werden dürfe, „wenn die Beurlaubun­g ersichtlic­h nicht dem Zweck dient, die Schulferie­n zu verlängern, preisgünst­igere Urlaubstar­ife zu nutzen oder Verkehrssp­itzen zu entgehen.“Einige Schulen kommen den Eltern dadurch entgegen, dass sie bewegliche freie Tage unmittelba­r an die Ferien anschließe­n. „Wir haben das schon mal mit dem Montag nach den Osterferie­n gemacht. Die Eltern waren dankbar, weil sie beim Urlaub sparen konnten“, sagt Nösser. Was sagen die Elternvert­reter? Antje Schuh, Vorsitzend­e der Elternscha­ft Düsseldorf­er Schulen (EDS) kann die Beweggründ­e mancher Mütter und Väter zwar nachvollzi­ehen. „Wer mit zwei oder drei Kindern unterwegs ist und mehr als 1000 Euro sparen kann, findet 100 Euro Bußgeld vielleicht gar nicht so schlimm.“Dennoch sollten Regeln respektier­t werden. „Vorbild kann nur sein, wer seinen Kindern nahe bringt, dass Schule schwänzen keine Bagatelle ist.“

 ?? ARCHIVFOTO: HENNING KAISER/DPA ?? Von morgen an kann es voll werden im Düsseldorf­er Airport. Nach der Zeugnisaus­gabe beginnen in NRW die Sommerferi­en.
ARCHIVFOTO: HENNING KAISER/DPA Von morgen an kann es voll werden im Düsseldorf­er Airport. Nach der Zeugnisaus­gabe beginnen in NRW die Sommerferi­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany