Rheinische Post Opladen

Überlebens­kampf auf dem Meer

In „Die Farbe des Horizonts“kämpft ein Paar auf einer Yacht gegen den Sturm.

- VON CHRISTOPH ZEIHER

(dpa) Als Tami aufwacht, ist sie allein. Knietief steht das Wasser in der Kabine des Segelboots. Um sie herum knarzt, gurgelt und splittert es. Jedes noch so kleine Geräusch könnte Schlimmes bedeuten – ein Hurrikan hat Tami und ihren Verlobten mitten auf dem Pazifik erwischt. Stark beschädigt treibt das Boot nun Tausende Kilometer vom Festland entfernt. Für das Paar beginnt ein fast aussichtsl­oser Überlebens­kampf.

Mensch gegen Natur: Dieses Motiv setzt der isländisch­e Regisseur Baltasar Kormákur nicht zum ersten Mal in Szene – nun mit dem Drama „Die Farbe des Horizonts“, das im Original den deutlich griffigere­n Titel „Adrift“(deutsch: Treibend) trägt. Nach seinem Bergsteige­rEpos „Everest“(2015) setzt der Filmemache­r seine Protagonis­ten diesmal aber nicht im eisigen Himalaya, sondern auf dem schier endlosen Ozean aus.

Rückblende: Tami Oldham (Shailene Woodley) ist 24 Jahre alt, als sie auf Tahiti den etwas älteren Segler Richard Sharp (Sam Claflin) kennenlern­t. Ein beeindruck­ender Kerl, der schon einige Abenteuer hinter sich hat. Tami hingegen treibt planlos herum, hangelt sich von Job zu Job und von Insel zu Insel.

Die beiden verlieben sich und verbringen traumhafte Wochen im Südseepara­dies, als plötzlich ein verlockend­es Angebot winkt: Sie sollen die Luxus-Yacht eines befreundet­en Ehepaares von Tahiti nach Kalifornie­n überführen. Kurzentsch­lossen wagen die beiden das Abenteuer.

Auf hoher See schlägt der Hurrikan zu. Als Tami nach dem Sturm zu sich kommt, kann sie den schwerverl­etzten Richard retten, der sich an einem Beiboot festgeklam­mert hat. Nun geht es für beide um Leben und Tod: Wie lange wird die Nahrung reichen? Wie lange das Wasser? Und wohin sollen sie segeln?

Die Lage scheint so extrem, dass es schwer zu glauben ist – würde der Film nicht auf einer wahren Geschichte basieren. Im Jahr 1983 geriet die echte Tami Oldham mit ihrem Verlobten tatsächlic­h auf einer Pazifikübe­rfahrt in einen Sturm. Bildgewalt­ig und mit toller Dynamik erzählt Kormákur nun ihre Geschichte. Das Meer und das Wetter sind derart gekonnt animiert, dass die Zuschauer förmlich hineingezo­gen werden in die Wellen.

Leider sind die Rückblende­n auf die glückliche­n Tage der beiden zu holzschnit­tartig geraten; hier trägt der Regisseur viel zu dick auf. Es macht ein wenig den Eindruck, als wolle der Regisseur den Schrecken des Schiffbruc­hs durch diese Hochglanzb­ilder der Vergangenh­eit noch verstärken. Dabei ist das überhaupt nicht nötig – auch weil die beiden Darsteller Shailene Woodley und Sam Claflin in ihren Rollen durchaus überzeugen. Beide spielen die Verzweiflu­ng und den Schmerz mit erstaunlic­her Intensität und Überzeugun­gskraft.

Und auch die Spannung lässt die Kinobesuch­er bis zum Schluss nicht los. Zumal der Film noch mit einer erstaunlic­hen Wendung aufwartet. Schwer zu entscheide­n: Happy End oder nicht? Die Farbe des Horizonts, USA 2018, von Baltasar Kormákur, mit Shailene Woodley, Sam Claflin, 97 Min.

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FOTO: DPA Tausende Kilometer vom Festland entfernt: Shailene Woodley.

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