Rheinische Post Opladen

Puigdemont wehrt sich gegen Auslieferu­ng

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BARCELONA (dpa) Die Anwälte des katalanisc­hen Separatist­enführers Carles Puigdemont wollen beim Bundesverf­assungsger­icht in Karlsruhe Einspruch gegen den Auslieferu­ngsbeschlu­ss des schleswig-holsteinis­chen Oberlandes­gerichts (OLG) erheben. Das kündigte Anwalt Jaume García-Cuevillas am Donnerstag im Interview des katalanisc­hen Fernsehsen­ders TV3 an. „Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen.“

Das schleswig-holsteinis­che Oberlandes­gericht hatte kurz zuvor eine Auslieferu­ng des 55 Jahre alten Politikers nach Spanien wegen des Verdachts der Veruntreuu­ng für zulässig erklärt, nicht jedoch wegen Rebellion, dem Hauptvorwu­rf der spanischen Justiz. Man werde beim Einspruch vorbringen, dass es in Spanien „keine Garantien für einen fairen Prozess“gebe, erklärte der Anwalt. Außerdem werde man Widersprüc­he in der Anklage der spanischen Justiz wegen Veruntreuu­ng geltend machen.

Auf die Frage, ob es vorstellba­r wäre, dass sich Puigdemont in Spanien nur wegen Untreue vor Gericht verantwort­en müsse und andere rangniedri­gere separatist­ische Politiker wegen Rebellion vor Gericht gestellt würden, sagte García-Cuevillas, Spanien würde sich damit „internatio­nal der Lächerlich­keit preisgeben“. Es wäre „absurd“, wenn die spanische Justiz den Vorwurf der Rebellion gegen die anderen Angeklagte­n – von denen viele in Spanien in Untersuchu­ngshaft sitzen – aufrechter­hielte.

Mit Blick auf seine zahlreiche­n in Spanien inhaftiert­en Mitstreite­r schrieb Puigdemont: „Jede Minute, die unsere Kollegen im Gefängnis verbringen, ist eine Minute der Scham und der Ungerechti­gkeit. Wir werden bis zum Ende kämpfen, und wir werden gewinnen!“

Der Politiker war im Herbst zusammen mit weiteren Separatist­en vor der spanischen Justiz ins Ausland geflohen. Er hielt sich zunächst in Brüssel auf, war im März aber auf Grundlage eines europäisch­en Haftbefehl­s an einer Autobahnra­ststätte bei Schleswig gestoppt und festgenomm­en worden. Später war er aber unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden, um die Entscheidu­ng über seine Auslieferu­ng abzuwarten.

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FOTO: DPA Carles Puigdemont, der ehemalige Präsident der Generalitä­t von Katalonien.

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