Rheinische Post Opladen

Der Rat von Pro Familia ist immer gefragter

Die Zahl der Beratungen ist um mehr als 200 gestiegen. Zugleich fehlt aber an allen Ecken das Geld.

- VON SANDRA GRÜNWALD

KREIS METTMANN Die Pro Familia Beratungss­telle des Kreises Mettmann an der Elberfelde­r Straße legt jetzt ihren Jahresberi­cht vor. Demnach gab es 2017 insgesamt 820 Beratungen. Das sind 210 mehr als im Vorjahr. Allein 125 Beratungen waren es zum Thema „Finanziell­e/ wirtschaft­liche Situation“.

„Viele Familien geraten in Not, wenn die Frau wegen eines Kindes ausscheide­t“, sagt Nora Diecks, die in der Schwangere­n- und Konfliktbe­ratung tätig ist. Viele Familien haben mit finanziell­en Problemen zu kämpfen. Das zeigt auch der alarmieren­de Anstieg von Unterstütz­ungsbedarf bei der Verhütung. „Pro Familia unterstütz­t hier“, erklärt Dr. Anne Wichmann, die die medizinisc­hen Beratungen durchführt, „wir hatten im vergangene­n Jahr vermehrt Anfragen.“

Insgesamt 3400 Euro hat Pro Familia aus dem Topf des Fördervere­ins aufgewandt. „Das ist doppelt so viel wie im vergangene­n Jahr“, betont Wichmann. „Auf Dauer ist das so durch den Fördervere­in nicht möglich.“Der hohe Bedarf kommt zustande, weil die Familien seit der Einführung von Hartz IV selbst für die Verhütung aufkommen müssen. „Früher war das im Sozialhilf­esatz mit drin“, erklärt Andreas Müller, Leiter der Beratungss­telle.

Als eine positive Entwicklun­g ist dagegen die vermehrte Nachfrage nach „Elterngeld Plus“zu verzeichne­n. „Das ist nach drei Jahren nun bei den Eltern angekommen“, meint Nora Diecks. Doch „die Beratungen hierzu werden immer komplexer.“Die Möglichkei­t, dass sich Eltern nach der Geburt des Kindes die Familienar­beit teilen können, bewirkt auch eine Veränderun­g im Rollenbild. „Die Väter beteiligen sich mehr an der Betreuung“, sagt Diecks.

Bei der sexualpäda­gogischen Arbeit kann sich Pro Familia vor den Anfragen der Schulen kaum retten. Während Andreas Müller mit den Jungs arbeitet, betreut Nora Diecks die Mädchen. „Das ist eine spannende Arbeit“, sagt sie. 2017 konnten so 875 junge Menschen erreicht werden. Außerdem wurden sieben Veranstalt­ungen für Multiplika­toren durchgefüh­rt.

Die Beratungss­telle erhält 80 Prozent ihrer Personal- und Sachkosten vom Land. Die restlichen 20 Prozent könnte die Kommune, also der Kreis Mettmann, übernehmen. „Das ist aber eine freiwillig­e Leistung“, sagt Müller. Anfangs wurden der Beratungss­telle 30.000 Euro zur Verfügung gestellt, derzeit sind es 16.000 Euro. „Seitdem dümpeln wir dahin“, so Müller. Die Beratungss­telle hofft nun, dass der Kreis seine freiwillig­en Leistungen erhöht.

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RP-ARCHIVFOTO: Nora Diecks ist Beraterin bei Pro Familia in Mettmann. Sie hat immer mehr zu tun.

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