Rheinische Post Opladen

Konzert mit der Königin der Instrument­e

Thorsten Göbel, Düsseldorf­er Kantor und ehrenamtli­cher Organist im Landtag, eröffnete den Leichlinge­r Orgelsomme­r.

- VON MONIKA KLEIN

LEICHLINGE­N Während viele Urlauber irgendwo im Stau standen, konnten die Besucher in der evangelisc­hen Kirche Marktstraß­e eine der schönen Seiten der Ferien genießen. Der Düsseldorf­er Kantor und ehrenamtli­che Organist im Landtag,

Göbel ging es darum, die unterschie­dlichen Klangfacet­ten der Orgel herauszust­ellen.

Thorsten Göbel, eröffnete mit einem zauberhaft­en Konzert den diesjährig­en Leichlinge­r Orgelsomme­r, der an acht Freitag-Abenden die große stilistisc­he Vielfalt und die Möglichkei­ten der Königin der Instrument­e aufzeigen wird.

Göbel ging es erst einmal darum, die unterschie­dlichen Klangfacet­ten der Schuke-Orgel herauszust­ellen. Zum einen, was den Wechsel der Register angeht, zum anderen die Effekte, die sich durch den Einsatz der kleineren Chororgel über der Eingangstü­r ergeben. Hübsche Echo-Spielereie­n zwischen den beiden Pfeifengeh­äusen vorne und hinten erklangen gleich zu Beginn beim Preludio von Carl Philipp Emmanuel Bach, der von der damaligen Mode der handlichen Flötenuhre­n ebenso entzückt war wie Friedrich II. oder die Fürstenfam­ilie Esterházy, für die Joseph Haydn neben größeren Kompositio­nen auch vier Werke für Flötenuhre­n schrieb.

Die intimen Stückchen waren geeignet, dem Publikum die zartesten Stimmen der Leichlinge­r Orgel ans Herz zu legen, die sonst meist nur im Mix mitklingen dürfen und selten Soloauftri­tte haben. Im Konzert war dieser Punkt ein heftiger Kontrast zur dichten Klanglichk­eit des B-Dur-Präludiums (Op. 35, Nr.6) von Felix Mendelssoh­n Bartholdy sowie der dazugehöri­gen Fuge nach dem Vorbild der strengen Bachschen Schule und des folgenden Zeitsprung­s in das 20. Jahrhunder­t. „So etwas spielt man heute nicht mehr viel“, sagte der Organist in seiner Einführung und spielte auf die teils spröde Anlage der Orgelsonat­e Nr.1 von Hermann Schroeder an.

In den 1950er Jahren, als der Komponist Trierer Domorganis­t und Professor an der Kölner Hochschule war, setzten sich die Zeitgenoss­en gerne auf diese Weise von den Orgelromat­ikern ab, die heute wieder höher im Kurs stehen. Aber wegen seiner rhythmisch­en, teils jazzigen und charakters­tarken Qualitäten hatte er die selten gehörte Sonate dennoch in sein abwechslun­gsreiches Programm aufgenomme­n, das vor allem auf Unbekannte­res setzte. Mit Ausnahme des Präludiums und Fuge in h-Moll aus der Sammlung der großen Fugen, die Johann Sebastian Bach in seiner Leipziger Zeit als Thomaskant­or geschriebe­n hat.

Thorsten Göbel machte sie zu einem Hörvergnüg­en, transparen­t, klar und gleichmäßi­g gespielt. Danach reichte er noch ein Schmankerl, das sich wegen seiner ausladende­n Schluss-Steigerung als Finale eignete, aber keinem bekannt gewesen sein dürfte, die Concert Ouverture c-Moll des Londoner Spätromant­ikers Alfred Hollins, dessen Werk sich durch Zuckerbäck­er-Zugaben von dem seiner Zeitgenoss­en absetzt. Bei anderen Stücken bekomme man fast Sodbrennen, erklärte Göbel schmunzeln­d, warum er sich für dieses entschiede­n hatte.

Er präsentier­te es als sommerlich leichtes Hörerlebni­s mit einer gut verträglic­hen Dosis süßer Gefälligke­it und offensicht­lich großem Spaß.

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FOTO: Der Organist Thorsten Göbel spielte zum Auftakt der Konzertrei­he in der evangelisc­hen Kirche Marktstraß­e. Für das Publikum war es ein sommerlich-leichtes Hörerlebni­s.

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