Rheinische Post Opladen

Fernsehen dreht in ehemaliger Fabrik

Die sozialkrit­ische Komödie „Keiner schiebt uns weg“wird im November in der ARD ausgestrah­lt.

- VON SANDRA GRÜNWALD

SOLINGEN Die Geschichte spielt in Gelsenkirc­hen, gedreht wird jedoch in Köln und in Solingen. Es war ein Location Scout, der das ehemalige Fabrikgelä­nde der Firma Großmann gefunden hat. „Es gab bestimmte Anforderun­gen“, meint dazu der Redakteur Götz Bolten, „wir haben eine Halle gebraucht, in der eine Entwicklun­gsstraße für Fotos aufgebaut werden kann.“

So wurde ein Stockwerk des Großmann-Gebäudes kurzerhand in ein Fotolabor der späten 1970er Jahre umgewandel­t. Hier kämpfen Frauen um Lohngleich­heit. Die WDR/ARD Degeto Sozialkomö­die mit dem Titel „Keiner schiebt uns weg“basiert auf einer wahren Begebenhei­t. Ende der 1970er Jahre stellen drei Mitarbeite­rinnen eines Fotolabors fest, dass sie für exakt dieselbe Arbeit weit weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.

„Die Frauen haben auch an den Maschinen gearbeitet und haben sogar die Männer geschult“, erzählt Regisseur Wolfgang Murnberger. Der Österreich­er ist Fachmann für anspruchsv­olle Komödien und hat in der Recherche für diesen Film auch Fachlitera­tur aus dieser Zeit gelesen. „Da heißt es, dass Frauen besonders für bodennahe Arbeiten geeignet wären“, sagt er, „übersetzt heißt das, auf dem Boden knien und schrubben.“

Die drei Mitarbeite­rinnen des Fotolabors – Lilli (Alwara Höfels), Rosi (Katharina Marie Schubert) und Gerda (Imogen Kogge) – wollen sich mit dieser Ungerechti­gkeit nicht zufriedeng­eben. Alwara Höfels hat sich diese Rolle ganz bewusst ausgesucht. „Man hat als Künstler eine Verantwort­ung“, sagt sie. Lohngleich­heit sei ein Thema der Gesellscha­ft, nicht nur eines der Frauen. „Wir haben eine moderne Kultur, leben aber nicht in einer modernen Gesellscha­ft.“

Obwohl die Frauen bereits vor 40 Jahren für Lohngleich­heit kämpften und auch einige Prozesse gewannen, hat sich seither nicht viel verändert. „Damals war das Gefälle 20 Prozent, heute sind es 19 Prozent“, sagt Murnberger: „Es hat sich also nicht viel verändert.“Nun möchte die ARD mit diesem Film auf heitere Weise auf das Thema aufmerksam machen. „Wir haben kein Informatio­nsdefizit, wir haben ein Handlungsd­efizit“, betont der Regisseur.

Als Gegenspiel­erin muss sich die in Leverkusen lebende Schauspiel­erin Johanna Gastdorf mit den aufmüpfige­n Mitarbeite­rinnen herumschla­gen. „Ich spiele eine Frau, die sich auf die andere Seite durchgekäm­pft hat“, erklärt sie. Als einzige Frau in der Vorstandse­tage muss sie sich nicht nur die Unverschäm­theiten ihrer männlichen Kollegen gefallen lassen, sondern wird von ihnen auch vorgeschic­kt, die Vorstandsi­nteressen zu vertreten.

„Ihre Position ist sehr schwer zu vertreten“, verrät Johanna Gastdorf. Doch gerade die Zwiespälti­gkeit ihrer Rolle hat sie gereizt. „Ich habe hier die Chance zu zeigen, was in ihr drin ist, ihren Konflikt.“Denn natürlich haben nicht nur die Mitarbeite­rinnen, die für mehr Lohn kämpfen, viel zu verlieren – auch sie, die ihre Position mühsam errungen hat, und nun zwischen ihren Pflichten und ihrer Sympathie für die Anliegen der Frauen steht.

Noch wenige Tage dauert die Drehzeit. Gezeigt werden soll der Film „Keiner schiebt uns weg“während der ARD-Themenwoch­e „Gerechtigk­eit“im kommenden November.

 ?? FOTO: WDR ?? Ein Szenenbild aus der Filmproduk­tion „Keiner schiebt uns weg“mit (v.l.) Philipp Manuel Rothkopf, Christoph Bach, Katharina Marie Schubert, Imogen Kogge, Alwara Höfels, Karsten Antonio Mielke und der Leverkusen­erin Johanna Gastdorf.
FOTO: WDR Ein Szenenbild aus der Filmproduk­tion „Keiner schiebt uns weg“mit (v.l.) Philipp Manuel Rothkopf, Christoph Bach, Katharina Marie Schubert, Imogen Kogge, Alwara Höfels, Karsten Antonio Mielke und der Leverkusen­erin Johanna Gastdorf.

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