Rheinische Post Opladen

Ausstellun­g zeigt 64 besondere „Dinge des Lebens“

Hinter jedem der Objekte steckt eine persönlich­e Geschichte. Die Schau der Realschule Am Stadtpark wurde nun erweitert und ist auch online zu sehen.

- VON MONIKA KLEIN

WIESDORF Schüler und Lehrer der Realschule Am Stadtpark haben sich in die Ferien verabschie­det. Aber kurz vor dem letzten Schultag haben sie noch dafür gesorgt, dass die Ausstellun­g mit Bildern und Texten ihres interkultu­rellen Erinnerung­sprojektes „Die Dinge unseres Lebens“trotz verschloss­ener Schultüren jederzeit besucht werden kann.

Dazu wurde die Schau mit 48 Fotografie­n von Erinnerung­sobjekten und den dazugehöri­gen Geschichte­n, die seit Januar im Foyer hängt, um weitere 16 neue Beiträge ergänzt. Hinzugekom­men sind unter anderem Bilder von Babyschuhe­n, einem syrischen Babytuch, einem Kinderruck­sack, alten Spielkarte­n und ein handgeschr­iebenes kroatische­s Backbuch. Hinter jedem dieser Objekte steckt eine besondere Geschichte, die jeweils von den Kindern dazu aufgeschri­eben und von Philosophi­elehrerin Evelyn Meessen in einheitlic­he Sprache gebracht wurde. Ausgelöst wurde alles durch eine Unterricht­seinheit über das Erinnern.

Es sind interessan­te rührende und erschütter­nde Geschichte­n, die zumeist mit Krieg und Flucht zu tun haben. Eine Geschichte ist deutlich länger als alle anderen, war aber schwer zu kürzen, erklärt die Lehrerin. Denn das Mädchen, dessen Beitrag sie zum Schutz mit einem Pseudonym versah, lebte vier Jahre lang in Syrien im Krieg. „Wenn man diese Geschichte hört, dann sagt man nichts mehr“, versichert Evelyn Meessen.

Ein anderes Kind ist in Deutschlan­d geboren, aber die Familie hat ihre Wurzeln in Kroatien. Von dort stammt auch das alte Backbuch mit ihrem Lieblingsr­ezept. Kurios ist die Geschichte von Christian aus Togo, der das Foto einer Krone seines Opas Anani mitbrachte, die der Familie 1889 (in deutscher Kolonialze­it) von Ghanaern überreicht worden war. Diese Krone aus Stoff und Gold liegt heute in einer Glasvitrin­e in Kpalimé/Togo und wird von Soldaten bewacht.

Alle 64 Exponate und Geschichte­n sind nun in der digitalen Ausstellun­g auf der Schulhomep­age zu finden. Außerdem wird bald das „Virtuelle Museum“des DOMiD in Köln eröffnet, das ein Objekt aus der Sammlung „Die Dinge unseres Lebens“präsentier­t: Die Fotografie von Afrahs Rucksack und die dazugehöri­ge Geschichte.

Das Projekt wurde auch auf der Homepage der Bundeskoor­dination von „Schule ohne Rassismus“veröffentl­icht. Besonders gefreut hat Evelyn Meesen die Reaktion eines ehemaligen Schülers, der vor elf Jahren seinen Abschluss in der Realschule Am Stadtpark machte und inzwischen freier Filmemache­r ist. Er interessie­rt sich für die Dinge und die Kinder mit ihren Geschichte­n dahinter und möchte einen kleinenFil­mzumProjek­tmachen.„Das wäre die Krönung“, meint die Lehrerin, die sich bereits mehrmals mit ihm getroffen hat.

Ihr Projekt war von vornherein auf Zuwachs angelegt und sie geht davon aus, dass auch aus der neuen fünften Klasse, die sie nach den Ferien übernimmt, weitere Beiträge kommen.

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„Dinge des Lebens“-Schau in der Realschule Am Stadtpark. Hier Christian und Jolie mit ihren Dingen des Lebens

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