Von Drachentötern, Rittern und Königreichen
ALKENRATH Entspannt liegt Hafid in einem Berg aus Stroh. Das Zelt spendet ihm und einer Freundin Schatten. Seine Kluft hatte er Tage zuvor selbst hergestellt: Ein Ritteranzug, auf dessen Brust die Flagge Marokkos abgebildet ist, nennt der Elfjährige sein Eigen. Zusammen mit zwölf weiteren Kindern reiste er die ganze Woche lang ins Mittelalter.
Das Wohnungsbauunternehmen Vivawest hatte die Ritterwoche unter der sozialpädagogischen Leitung der Mitarbeiterinnen des Familientreffs in Alkenrath organisiert. Im Stadtteil zählt das Unternehmen weit über 700 Wohnungen. Zunächst sind daher die sechs- bis zwölfjährigen Kinder ihrer Mieter priorisiert. Und erst rund drei Wochen vor Teilnahmeschluss öffnet die Ferienfreizeit für alle Kinder aus der Gegend. In der entstand somit ein Fleckchen Mittelalter – mit Rittern, Drachen, Königen und Königinnen. Stolz zeigt Hafid sein Schwert. Es ist mit bunten Steinen verziert. „Ich hatte vom Mittelalter zwar schon in der Schule gehört, trotzdem habe ich auch neue Sachen gelernt“, erzählt er. Dass das Mittelalter von 750 bis 1450 in Europa war, gehört zum Beispiel dazu. Er sagt das mit einer Selbstverständlichkeit, die durchaus beeindruckend ist.
Gemeinsam hatte die Gruppe Mehl und Kleidung hergestellt, Stockbrot gebacken, Bogenschießen gelernt und mit Schloss Burg eine (wiederaufgebaute) mittelalterliche Festung besucht. Dort haben sie sogar in einem langen Kampf einen Drachen erlegt.
Und weil jedes Königreich einen Gelehrten benötigt, hatte Andreas Gruber Einlass ins königliche Schloss erhalten. Der 35-Jährige ist Mittelalterexperte, setzt sich mit der Materie schon seit vielen Jahren auseinander. „Das hat mit fünf Jahren und einer Playmobilburg angefangen“, sagt er. „Damals war die Rüstung aus Plastik, heute ist sie aus Metall.“Die ist auch nötig, spielt Gruber doch Rollenspiele. „Das Mittelalter ist so viel mehr als nur Ritter“, betont er.
So ging am Freitag mit einem kleinen Fest eine Woche voller Abenteuer, Wissen und neuen Freunden für die teilnehmenden Kinder zu Ende. Fünf Euro hatten ihre Eltern bezahlen müssen – der Betrag aber ist symbolisch gemeint, das Kennenlernen der Nachbarschaft stehe im Vordergrund, betonte Claudia Peters von Vivawest. Sie sagte: „Das wird auf diese Weise sehr gut angenommen.“