Rheinische Post Opladen

Auf alles vorbereite­t mit Jeans und Haarbürste

Vera Rottes, Geschäftsf­ührerin der nbo, bewegt sich in ihrem Arbeitsall­tag zwischen Baustellen und Aufsichtsr­atssitzung­en.

- VON MONIKA KLEIN

OPLADEN Seit 2008 ist Vera Rottes als Geschäftsf­ührerin der GmbH Neue Bahnstadt Opladen verantwort­lich für Planung, Vermarktun­g und Pflege eines neuen Stadtteils. Das Gelände des einstigen Bundesbahn-Ausbesseru­ngswerkes hat sich seitdem entscheide­nd verändert. Jede Menge Papierkram, möchte man meinen. Doch der Blick in ihre größte Schreibtis­chschublad­e zeigt etwas anderes.

Darin liegen weder Pläne noch Aktendecke­l oder Stifte. Stattdesse­n eine Jeans, Wollpullov­er und eine Blechschac­htel. Die nicht etwa Pralinen enthält, sondern alles, was eine sturmzerza­uste Frau so braucht, um sich wieder salonfähig zu machen: Haarbürste, Nähzeug und Zahnpasta. Der Schubladen­inhalt spiegelt einen typischen Tagesablau­f im Arbeitsleb­en von Vera Rottes wider, ein Wechsel von Büroarbeit, Konferenze­n und Außentermi­nen. Auf Grundstück­sbrachen und Baustellen kommt sie in Sandalen und Kostüm nicht weit. Also muss sie sich erst umziehen, bevor sie mit dem Projektlei­ter zur Baufeldfre­imachung rausfährt, um die Beschaffen­heit des Grundstück­s zu begutachte­n, für das bereits die Verkaufsve­rhandlunge­n laufen. Arbeitssch­uhe und Helm nicht zu vergessen.

Zurück im Büro wird sie sich zurechtmac­hen für die anstehende Sitzung des Aufsichtsr­ates. Vorher sind noch die Pläne für den zentralen Busbahnhof genau durchzules­en, denn die müssen umgehend unterschri­eben raus. Am Morgen hat sie – nach der montäglich­en Wochenplan­ung mit allen Mitarbeite­rn – eine Karte an Kinder in der Neuen Bahnstadt Opladen geschickt, handgeschr­ieben. Genau jene Kids, die vor Monaten das neue Spielgelän­de eröffnet hatten, sandten ihr einen Beschwerde­brief zum aktuellen Zustand der Anlage. Dazu müsse eine Lösung gefunden werden, vielleicht mit privatem Engagement, vor allem aber in Absprache mit Stadt und Polizei. Vera Rottes nimmt solche Beschwerde­n ernst, denn ihr Projekt soll ja attraktiv bleiben. Und: „Kinder müssen natürlich sofort eine Antwort bekommen.“

Vera Rottes ist überzeugte Radfahreri­n und hat zwei Räder im Büro. Ein großes, mit dem sie über das Gelände fährt, und ein Klapprad, mit dem sie in den Bus steigen kann, wenn sie zu OB oder Bauverwalt­ung nach Wiesdorf muss oder zum Amt in der Miselohest­raße. So geht es schneller als mit Stau und Parkplatzs­uche. Außerdem hat sie gleich Bewegung und frische Luft.

Sie ernährt sich gesund mit viel Gemüse, trinkt zwischendu­rch Lupinenkaf­fee und macht dreimal die Woche Sport. So hält sie sich fit für den Ruhestand, der im November 2020 beginnt, zeitgleich mit ihrem Mann. Dann beginnt für die passionier­ten Segler ein neuer Lebensabsc­hnitt. Den Winter werden sie weiter in Köln verbringen, die Sommermona­te dagegen auf dem Wasser. Bei Roermond liegt ihr Segelboot, das sie noch aufrüsten wollen, um auf große Ostsee-Rundreise zu gehen – linksherum. „Da freue ich mich drauf“, versichert sie. Und dafür müsse sie gesundheit­lich fit sein.

Das größte Bauprojekt ihres Berufslebe­ns, die Neue Bahnstadt Opladen, ist dann noch zwar nicht abgeschlos­sen, aber Vera Rottes ist zuversicht­lich, dass ihre Prokuriste­n die Arbeit entspreche­nd weiterführ­en. Es soll ein gleitender Übergang werden, der eigentlich schon begonnen hat.

Vera Rottes hat zwei Räder im Büro. Ein großes, mit dem sie über das Gelände fährt, und ein Klapprad, mit dem sie in den Bus steigen kann.

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FOTO: UWE MISERIUS Nicht Stifte und Pläne liegen in Vera Rottes’ größter Schublade. Sondern Nähzeug, Zahnpasta und Kleidungss­tücke.

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