Menga – der Löwe unter den Sprintern
Der Bayer-Athlet ist einer der schnellsten Männer Deutschlands. Seine Paradestrecke sind die 200 Meter.
LEVERKUSEN Aleixo-Platini Menga ist der etwas andere Leichtathlet. Er sieht sich zumindest mental eher als sprintender Brasilianer. „Der Spaß muss immer da sein“, sagt er. Geht es so weiter wie zuletzt, macht der 30-Jährige nicht nur sich eine Freude. Nach den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Nürnberg am Wochenende stehen vom 7. bis 12. August die Europameisterschaften in Berlin an. Angst vor großen Kulissen hat der Athlet des TSV nicht – im Gegenteil: „Ich mag es, in die Arena zu gehen und den Löwen auszupacken“, sagt der Sprinter und lacht. Menga, der Löwe.
Ungewöhnlich verlief der Beginn seiner Laufbahn, die ihn zu einem der schnellsten Sportler des Landes machte. Der Monheimer spielte bis zur A-Jugend Fußball, unter anderem bei Union Solingen. „Technisch war ich nicht so gut“, gibt Menga zu. Aber schon als junger Mann sei er stets der Schnellste gewesen.
Der Wechsel vom Rasen auf die Tartanbahn funktionierte gut. Die grundlegenden Lauftechniken mussten die Trainer des TSV ihm indes erst beibringen. „Meine Beziehung zu den Hürden ist bis heute eine Katastrophe“, sagt er. „Da würde ich mir jeden Knochen brechen.“Dafür erntet er auch im vergleichsweise hohen Alter für einen Sprinter Lob von Bayers sportlichem Leiter Hans-Jörg Thomaskamp. „Seine Perspektiven sind so gut wie nie. Er hat sich sehr verbessert.“
Anfang des Monats lief er mit 10,09 Sekunden persönliche Bestzeit über 100 Meter – dabei ist das gar nicht die Paradestrecke des 1,81 Meter großen Sportlers, sondern eher eine Spaßdisziplin. Er läuft sie gern, große Ziele hat er aber trotz der Zeit nicht, die ihn so nah an die prestigeträchtige einstellige Messung brachte. „Ich würde mich riesig freuen, wenn es mit der 9,99 klappt, aber mir zeigt es vor allem für den Kopf: Nichts ist unmöglich.“Schon gar nicht, für einen wie Aleixo-Platini Menga, Rufname Platini – nach dem großen französischen Fußballer. „Wenn man auf dem Platz ‚Platini‘ hört, weiß ich jedenfalls sicher, dass ich gemeint bin.“
In Berlin wird sein Name wohl einige Male gerufen. Für seine Paradestrecke, die 200 Meter, wurde Menga vom Bundestrainer vornominiert. Dazu werden wohl Läufe über 100 Meter und in der Staffel kommen. „Eine Medaille mit der Staffel fehlt mir leider noch“, sagt Menga. Und dann ist da noch sein „absolutes Baby“, die 200 Meter. 20,20 Sekunden würde er gern laufen, zuletzt standen 20,37 Sekunden auf der Uhr. „Ich habe mehr Zeit, meine Geschwindigkeit aufzubauen und aus der Kurve zu kommen“, erklärt er. Dieses Mal sei er stärker.
Das war nicht immer so, denn 2012 erhielt Menga eine schmerzhafte Lehrstunde. Auch damals wähnte er sich in Top-Form, bereit für die EM. Kurz vor dem Rennen ließ der Löwe aber den Brasilianer raus und startete aus Spaß aus dem Block. Er rutschte aus und riss sich das Kreuzband. Es folgte eine lange Zwangspause.
Menga hat inzwischen sein Karriereende im Blick. 2020 ist für ihn Schluss. Das hat er seiner Frau und den beiden Kindern versprochen. „Man ist zu oft unterwegs und will auch mal normale Geburtstage und Ferien haben“, sagt Menga. „Fünfwöchige Trainingslager in den USA sind ja kein Urlaub. Zum Glück hat meine Frau das von Anfang an miterlebt.“Was danach kommt, ist offen. Im Moment ist der gelernte Bürokaufmann noch in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Noch zwei Jahre wird Aleixo-Platini Menga wohl den Löwen für den TSV Bayer 04 auspacken.