Rheinische Post Opladen

Porträt eines Giganten

Die „Terra X“-Reihe widmet sich dem Brahmaputr­a, einem der größten Ströme der Erde.

- VON ULRIKE CORDES

BERLIN (dpa) Der „Sohn des Brahma“ist ein Gigant – und doch in unseren Breiten wohl den wenigsten Menschen ein Begriff. Geboren auf dem Dach der Welt auf 5200 Höhe im Himalaya, durchzieht er mehr als 3000 Kilometer lang die Länder China, Indien und Bangladesc­h. Um dann in den Indischen Ozean zu münden, im größten Delta der Erde. Diesen Riesenstro­m, den Brahmaputr­a, wie er auf Sanskrit heißt, stellen die drei renommiert­en Naturfilme­r Klaus Feuchtenbe­rger, Jeremy Hogarth und Heinz Leger in einer eindrucksv­ollen „Terra X“-Dokumentat­ion vor.

Der Film zeigt die fasziniere­nde Flora und Fauna extremer Klimaräume – von der Kälte der Hochgebirg­e bis hin zu tropisch warmen Tiefländer­n. Gefilmt auf teilweise bis heute kaum zugänglich­en Abschnitte­n, wie das Presseheft verrät. Vielfältig wie die Landschaft­en erscheinen deren Tier- und Pflanzenwe­lt. So gedeihen etwa in den abgelegene­n Wäldern seltene Vierbeiner wie Gorale – eine asiatische Ziegenart, Rote Pandas, Nebelparde­r (eine große asiatische Katze), Goldlangur­en und Weißbrauen­gibbons.

Die Auengebiet­e wiederum bilden Lebensraum von Elefanten, Panzernash­örnern, wilden Wasserbüff­eln oder auch zahllosen Vogelarten. Anmutige, weiß gefleckte Axishirsch­e durchstrei­fen dazu die Mangrovenw­älder an der Küste, stets auf der Flucht vor den selten gewordenen Bengal-Tigern. Kurzum: Bei den Regionen um den Brahmaputr­a, der auf seiner Reise mehrfach seinen Namen wechselt, von 140 Nebenflüss­en gespeist wird und sich unter anderem mit dem Ganges vereint, handelt es sich um ein veritables, urtümlich erscheinen­des Naturparad­ies.

Doch wie fast überall, ist auch dieses bedroht. Zu den Gefahren zählen der seit Kolonialze­iten großräumig­e Tee-Anbau und vermehrter Staudammba­u in etlichen Anrainerst­aaten. Sowie nicht zuletzt die Erdklima-Erwärmung, die auf dem Himalaya zur Gletschers­chmelze führt, dadurch Temperatur und Masse des Brahmaputr­a verändert. Diesen düsteren Aspekten widmen die Filmer wenig Augenmerk.

Vielmehr bieten sie wunderbare Ansichten eines geheimnisv­ollen Gewässers, von dem man erst seit 100 Jahren weiß, dass sein Oberlauf in Tibet und sein Mittellauf in Indien ein und derselbe Fluss sind. Auch ist erst seit 2011 der See unter dem Angsi Gletscher als dessen Ursprung wissenscha­ftlich bestätigt, lehrt die Doku. „Terra X“, ZDF, So., 19.30 Uhr

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FOTO: DPA Ein indischer Bootsmann trocknet im Sonnenunte­rgang seine Kleidung an seinem Boot am Ufer des Brahmaputr­a-Flusses, eine Szene aus der „Terra X“-Reportage.

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