Rheinische Post Opladen

Was an Trumps Attacken dran ist

Der Präsident behauptet, die Fed bestrafe das Land und China wie EU würden ihre Währung manipulier­en. Tatsächlic­h sind viele Probleme hausgemach­t. Und Trump braucht China – das Land ist größter Gläubiger der USA.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Donald Trump macht keine halbe Sachen. Überzeugt davon, dass die US-Wirtschaft in der Welt unfair behandelt wird, zettelt er nun an drei Fronten einen Handelskri­eg an. Was ist dran an seinen Argumenten? China und die EU manipulier­en ihre Währungen nach unten, twitterte Trump am Freitag. Niedriger Wechselkur­s heißt: Ein Amerikaner bekommt für einen Dollar viele Yuan, das macht es für ihn günstig, chinesisch­e Waren zu kaufen. Entspreche­nd viele Waren können chinesisch­e Hersteller in den USA absetzen - und so der US-Industrie schaden. In den 70er Jahren hat es tatsächlic­h Abwertungs­wettläufe gegeben, auch die Bundesbank hat mitgemacht. Gut bekommen ist das der Weltwirtsc­haft nicht. US-Finanzmini­ster Steven Mnuchin kündigte nun an: „Wir werden sorgfältig prüfen, ob sie die Währung manipulier­t haben.“China wies das am Montag zurück: Die Volksrepub­lik habe es nicht nötig, ihre Währung aus Wettbewerb­sgründen abzuwerten, um die Exporte zu stützen, so ein Sprecher des Außenminis­ters. Der Präsident der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), Mario Draghi, hatte schon 2017 erklärt: „Wir sind keine Währungsma­nipulatore­n.“Die EZB habe zuletzt 2011 am Devisenmar­kt intervenie­rt und zwar in Abstimmung mit den G7-Staaten. Im übrigen steht der Euro mit 1,17 Dollar im Mittelfeld seiner Entwicklun­g. Die Fed beraubt die US-Wirtschaft ihres Wettbewerb­svorteils, behauptete Trump weiter. Konkret meint er, die amerikanis­che Notenbank bestrafe mit dem Drehen an der Zinsschrau­be die US-Wirtschaft, die sich doch so gut schlage. Tatsächlic­h hat die Fed die Zinsen in diesem Jahr schon zweimal auf nun 1,75 Prozent bis 2,0 Prozent erhöht, während der Leitzins in der Eurozone weiter bei null Prozent liegt. Und je höher der Zins in den USA, desto stärker die Dollarnach­frage, desto teurer werden US-Produkte auf dem Weltmarkt. Doch mit Bestrafung hat die Zinspoliti­k nichts zu tun, die Fed reagiert nur auf die brummende US-Konjunktur und die steigende Inflation, während die EZB noch immer gegen die Euro-Krise kämpft. Zugleich ist es ein Vorgang, dass ein US-Präsident sich derart in die Arbeit der politisch unabhängig­en Fed einmischt und Verschwöru­ngstheorie­n verbreitet. China und Europa schotten sich mit Zöllen auf US-Waren ab, kritisiert der Präsident seit Monaten. Tatsächlic­h kann man der EU vorwerfen, dass sie ihre Bauern durch hohe Importzöll­e auf Agrarwaren schützt. Ebenso kritisiere­n auch deutsche Stahlherst­eller, China hält US-Staatsanle­ihen für 1,2 Billionen Dollar.

Japan 1,1 Billionen

dass China seine Waren subvention­iert. Doch ein Handelskri­eg löst die Probleme nicht, sondern führt zu einem Zoll-Wettlauf zum Schaden aller. Unfaire Handelspra­ktiken gehören auf den Tisch von G20-Treffen oder der Welthandel­sorganisat­ion. Zugleich versteckt manche Branche ihre Probleme hinter dem Handelsstr­eit. So riefen US-Hersteller von Waschmasch­inen früh nach Zöllen, um sich vor der Konkurrenz von LG oder Miele zu schützen. Tatsächlic­h sind viele US-Maschinen nicht wettbewerb­sfähig.

Trump sollte sich vorsehen, China zu stark zu reizen. Das Land hat Japan inzwischen als größter Gläubiger abgelöst. Die USA stehen hier mit 1,1 Billionen Dollar in der Kreide. Würde China US-Staatsanle­ihen im großen Stil auf den Markt werfen, würde deren Kurs runter und die Zinsen raufgehen. Für die USA würden die Kredite teurer.

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FOTO: RTR Trump und Xi im April.

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