Rheinische Post Opladen

Tankstelle­nüberfall: Motiv Drogensuch­t?

- VON SIEGFRIED GRASS

LEVERKUSEN Auch wenn der Angeklagte weiterhin bestreitet, die beiden Überfälle auf die Opladener Aral-Tankstelle begangenen zu haben, so ergeben sich doch handfeste Motive. Der 44-jährige Opladener räumte ein, seit seiner Jugend drogenabhä­ngig zu sein. Besonders im besagten Zeitraum habe er pro Woche dreihunder­t bis vierhunder­t Euro für Drogen ausgegeben – „alles, was auf dem Markt zu haben war“.

Schon als Zehnjährig­er kam er mit Alkohol in Berührung. Als 14- oder 15-Jähriger mit härteren Sachen. Der August im vergangene­n Jahr sei für ihn sehr problemati­sch gewesen. Seine Frau, mit der er seit 2016 verheirate­t war, hatte ihn verlassen. Sie schilderte am Montag vor Gericht: „Er war oft verwirrt und sehr aggressiv.“Auch körperlich­e Gewalt habe es gegeben. Vermutlich handelte er unter dem Einfluss von Drogen – von Alkohol bis Opiaten.

Wegen 30 einschlägi­ger Straftaten stand der 44-Jährige schon vor Gericht: von Diebstahl über Beleidigun­g bis hin zu Körperverl­etzung sowie Fahren ohne Führersche­in. Und immer wieder Drogen. Was dazu führte, dass der Gutachter nun einen Maßregelvo­llzug vorschlägt. Sechs Langzeitth­erapien haben bislang zu keiner Besserung geführt.

So dürften die beiden Überfälle auf die Tankstelle unter die Rubrik „Beschaffun­gskriminal­ität“fallen – wenn das Gericht zu einer Verurteilu­ng kommen sollte. Am Montag machte auch ein Mitarbeite­r der Tankstelle Aussagen, ein Student, der des nachts dort an Wochenende­n arbeitet. Er und sein anwesender Kollege beim zweiten Überfall am frühen Sonntagmor­gen des 3. September glaubten gleich, dass der Täter sie an zwei Kunden erinnerte. Einer davon könnte tatsächlic­h der Angeklagte gewesen sein.

Gezeigt wurden auch Videoaufna­hmen. Der erste Überfall lief hektisch ab, der Täter beugte sich über die Theke und griff in die Kasse. Wenige Tage später war alles langsamer; einmal legte der Angreifer sogar die Pistole auf die Theke. Wie der Zeuge sagte, habe er sogar überlegt, sie sich zu greifen – „aber das war uns dann doch zu riskant“. Fortsetzun­g des Prozesses ist am Mittwoch.

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