Windkraft kommt nicht in die Gänge
Ein Windrad in den Reusrather Feldern läuft wegen ArtenschutzAuflagen nur nachts, die Baustelle der zweiten Windkraftanlage ruht.
LANGENFELD Die Windkraftanlagen in den Reusrather Feldern kommen nicht in die Gänge. Das seit Oktober fertige erste Windrad darf sich zurzeit tagsüber nicht drehen, die kurz danach begonnene Baustelle des zweiten Windrads ruht seit Dezember. Und die vom Betreiber SL Naturenergie (Gladbeck) angekündigten Anlagen Nummer drei und vier scheinen aufn unbekannte Zeit verschoben zu sein. Hauptgrund für den mehrfachen Stillstand sind Auflagen zum Artenschutz. „Wir haben eine aus unserer Sicht deutlich überzogene Abschaltungsverfügung der Kreisverwaltung für den Schutz des Rotmilans erhalten“, sagte SL-Firmeninhaber Klaus Schulze Langenhorst. „Dabei ist ein Rotmilan allenfalls mal während der Ernte in diesem Gebiet.“Zwischen dem 15. März und dem 1. September darf sich zwischen der Morgenund Abenddämmerung das einzige fertige Windrad nicht drehen.
„Momentan lassen wir die Anlage nur nachts laufen“, sagt Schulze Langenhorst. „Wir beschreiten hiergegen den gerichtlichen Weg, der allerdings dauern wird.“Im März hatte das Düsseldorfer Verwaltungsgericht die Klage von SL gegen die Artenschutz-Auflagen abgewiesen. Der Kreis Mettmann hatte bei der Genehmigung der beiden 99,5 Meter hohen Anlagen im Dezember 2016 deren Betrieb an strenge Bedingungen geknüpft. So gelten auch wegen Fledermäusen zwischen dem 1. April und 31. Oktober Abschaltzeiten bei bestimmten Temperaturen und Wetterbedin- gungen. Schulze Langenhorst: „Wir haben Berufung beim Oberverwaltungsgericht eingelegt. Aber alleine das Zulassungsverfahren dauert viele Monate.“
Die Windkraft-Gegner der Bürgerinitiative „Ruhiger Horizont Reusrath“halten nach den Worten ihres Sprechers Andreas Lobb die Artenschutz-Auflagen für gerechtfertigt. Auf besonderen Wunsch von SL seien diese nicht schon vor Baubeginn, sondern erst vor Inbetriebnahme des ersten Windrads eingefordert worden. „Die Firma versäumte es aber, die Auflagen zu erfüllen und nahm die Anlage dennoch in Betrieb.“
Laut Schulze Langenhorst ruht der Bau des zweiten Windrads „aus unternehmerischen Gründen, die mit Lieferung und Abstimmung zu tun haben“. Im Herbst sollen die Arbeiten weitergehen. „Diese zweite Anlage wird definitiv noch 2018 in Betrieb gehen.“Lobb: „Ehrlich gesagt, kann ich mir das zumindest aus rationalen und auch aus wirtschaftlichen Gründen unter den gegebenen Umständen kaum vorstellen.“ Der Sprecher bekräftigte, dass die Bürgerinitiave „weiterhin die Einhaltung der Auflagen zum Schutz von Natur und Umwelt kritisch begleiten wird“.
Neben den neuen Windrädern will das Gladbecker Unternehmen laut Projektleiter Joachim Schulenburg zwei weitere, an anderen deutschen Standorten von SL ausgediente Windräder aufstellen. Nur zusammen mit diesen ebenfalls 99,5 Meter hohen Gebrauchtanlagen sei der Betrieb von Windkraftanlagen bei der in Reusrath geltenden 100-Meter-Grenze für SL wirtschaftlich, so Schulenburg.
Sind die beiden als Windräder 3 und 4 angekündigten Altanlagen noch für Langenfeld vorgesehen? „Wir prüfen derzeit noch verschiedene Varianten“, sagte Schulze Langenhorst. „Wir wollen aber erst den Bau der zweiten Anlage absolvieren, bevor wir Konkreteres festlegen.“Ob er in Anbetracht der Widerstände das Windkraft-Projekt bislang insgesamt bereue? „Nein“, betont Schulze Langenhorst. „Windenergie ist wichtig.“