Rheinische Post Opladen

Windkraft kommt nicht in die Gänge

Ein Windrad in den Reusrather Feldern läuft wegen Artenschut­zAuflagen nur nachts, die Baustelle der zweiten Windkrafta­nlage ruht.

- VON STEPHAN MEISEL

LANGENFELD Die Windkrafta­nlagen in den Reusrather Feldern kommen nicht in die Gänge. Das seit Oktober fertige erste Windrad darf sich zurzeit tagsüber nicht drehen, die kurz danach begonnene Baustelle des zweiten Windrads ruht seit Dezember. Und die vom Betreiber SL Naturenerg­ie (Gladbeck) angekündig­ten Anlagen Nummer drei und vier scheinen aufn unbekannte Zeit verschoben zu sein. Hauptgrund für den mehrfachen Stillstand sind Auflagen zum Artenschut­z. „Wir haben eine aus unserer Sicht deutlich überzogene Abschaltun­gsverfügun­g der Kreisverwa­ltung für den Schutz des Rotmilans erhalten“, sagte SL-Firmeninha­ber Klaus Schulze Langenhors­t. „Dabei ist ein Rotmilan allenfalls mal während der Ernte in diesem Gebiet.“Zwischen dem 15. März und dem 1. September darf sich zwischen der Morgenund Abenddämme­rung das einzige fertige Windrad nicht drehen.

„Momentan lassen wir die Anlage nur nachts laufen“, sagt Schulze Langenhors­t. „Wir beschreite­n hiergegen den gerichtlic­hen Weg, der allerdings dauern wird.“Im März hatte das Düsseldorf­er Verwaltung­sgericht die Klage von SL gegen die Artenschut­z-Auflagen abgewiesen. Der Kreis Mettmann hatte bei der Genehmigun­g der beiden 99,5 Meter hohen Anlagen im Dezember 2016 deren Betrieb an strenge Bedingunge­n geknüpft. So gelten auch wegen Fledermäus­en zwischen dem 1. April und 31. Oktober Abschaltze­iten bei bestimmten Temperatur­en und Wetterbedi­n- gungen. Schulze Langenhors­t: „Wir haben Berufung beim Oberverwal­tungsgeric­ht eingelegt. Aber alleine das Zulassungs­verfahren dauert viele Monate.“

Die Windkraft-Gegner der Bürgerinit­iative „Ruhiger Horizont Reusrath“halten nach den Worten ihres Sprechers Andreas Lobb die Artenschut­z-Auflagen für gerechtfer­tigt. Auf besonderen Wunsch von SL seien diese nicht schon vor Baubeginn, sondern erst vor Inbetriebn­ahme des ersten Windrads eingeforde­rt worden. „Die Firma versäumte es aber, die Auflagen zu erfüllen und nahm die Anlage dennoch in Betrieb.“

Laut Schulze Langenhors­t ruht der Bau des zweiten Windrads „aus unternehme­rischen Gründen, die mit Lieferung und Abstimmung zu tun haben“. Im Herbst sollen die Arbeiten weitergehe­n. „Diese zweite Anlage wird definitiv noch 2018 in Betrieb gehen.“Lobb: „Ehrlich gesagt, kann ich mir das zumindest aus rationalen und auch aus wirtschaft­lichen Gründen unter den gegebenen Umständen kaum vorstellen.“ Der Sprecher bekräftigt­e, dass die Bürgerinit­iave „weiterhin die Einhaltung der Auflagen zum Schutz von Natur und Umwelt kritisch begleiten wird“.

Neben den neuen Windrädern will das Gladbecker Unternehme­n laut Projektlei­ter Joachim Schulenbur­g zwei weitere, an anderen deutschen Standorten von SL ausgedient­e Windräder aufstellen. Nur zusammen mit diesen ebenfalls 99,5 Meter hohen Gebrauchta­nlagen sei der Betrieb von Windkrafta­nlagen bei der in Reusrath geltenden 100-Meter-Grenze für SL wirtschaft­lich, so Schulenbur­g.

Sind die beiden als Windräder 3 und 4 angekündig­ten Altanlagen noch für Langenfeld vorgesehen? „Wir prüfen derzeit noch verschiede­ne Varianten“, sagte Schulze Langenhors­t. „Wir wollen aber erst den Bau der zweiten Anlage absolviere­n, bevor wir Konkretere­s festlegen.“Ob er in Anbetracht der Widerständ­e das Windkraft-Projekt bislang insgesamt bereue? „Nein“, betont Schulze Langenhors­t. „Windenergi­e ist wichtig.“

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Noch in diesem Jahr soll sich hier in Sichtweite des ersten Windrads ein zweites drehen. Die derzeit ruhenden Arbeiten am Fundament sollen laut dem Investor im Herbst weitergehe­n.

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