Insekten erobern die Stadt
Nachts suchen sie das Licht. Der Passant hört ein Surren, neigt seinen Kopf nach oben und sieht einen Insektenschwarm, der um eine Straßenlaterne kreist. Meist handelt es sich dabei um Nachtfalter. Sie gehören zur Gruppe der Schmetterlinge und sind genau wie Fliegen, Mücken, Wespen und kleinen Wasserinsekten derzeit häufig im Stadtgebiet zu beobachten. Denn die hohen Temperaturen haben Auswirkungen auf die Insektenpopulation: „Dadurch, dass es keine Schlecht-Wetterperiode gab, gibt es bei den Insekten weniger Verluste“, sagt Olaf Diestelhorst vom Naturschutzbund Düsseldorf. Aber die Wärme hat weitere Auswirkungen: Dann vermehren sich bestimmte Insekten schneller, auch ihre Larven wachsen rascher. „Was sonst zwei bis drei Wochen dauert, geschieht nun innerhalb von einer Woche“, sagt Stephan Loksa. Der Arachnologe arbeitet für den Aquazoo. Von einer kurzen Vermehrungszeit seien etwa Fliegen und Mücken betroffen. Und je mehr Tiere da sind, desto schneller geht auch die weitere Vermehrung. „So gibt es gleich mehrere Insektengenerationen hintereinander“, sagt der Wissenschaftler.
Die Kriebelmücke sei so ein Insekt, das sich schubweise vermehre. Anders als die Stechmücke fügt sie dem Menschen kleine Bisswunden zu und saugt das Blut aus. Beim Deutschen Wetterdienst gingen in diesem Jahr ungewöhnlich viele Anfragen aus Nordrhein-Westfalen ein, die auf ein hohes Aufkommen dieser Mückenart schließen lassen. Auch in Düsseldorf hat Loksa schon mehrere Kriebelmücken gesehen – meist sind sie an Gewässern zu finden. „Dass sie Krankheiten übertragen ist nicht bekannt, aber der Stich kann allergische Reaktion hervorrufen.“
Schmetterlinge seien bei den höheren Temperaturen vermehrt zu sehen, weil sie dann aktiver sind. „Käfern hingegen machen die Temperaturen mehr zu schaffen, sie bekommen dann nichts zu trinken“, sagt Loksa. Auch Spinnen neigen dazu, bei dem Wetter auszutrocknen.
Auch Olaf Diestelhorst vom Nabu sind viele Insekten aufgefallen. Trotzdem müsse man es in Relation sehen: Im Vergleich zu anderen Sommern seien es zwar viele, aber generell seien es weniger Tiere als früher. „Da ansonsten oft vom Insektensterben berichtet wird, sollten wir uns darüber freuen.“