Rheinische Post Opladen

Rheinstädt­e: Kein konkretes Angebot

Düsseldorf, Köln und Bonn könnten mehr Flüchtling­e aufnehmen. Das ist aber vielmehr als Signal gemeint.

- VON VERENA KENSBOCK

DÜSSELDORF/KÖLN/BONN Drei Jahre nach Angela Merkels „Wir schaffen das“signalisie­ren Düsseldorf, Köln und Bonn: Wir schaffen noch mehr. Die Oberbürger­meister der Rheinstädt­e hatten der Bundeskanz­lerin in einem offenen Brief angeboten, aus dem Mittelmeer gerettete Flüchtling­e aufzunehme­n.

Die Düsseldorf­er Unterkünft­e sind zu 80 Prozent ausgelaste­t – theoretisc­h wäre Platz für 1250 Personen. Weitere Flüchtling­e könnten auf die bestehende­n 34 Unterkünft­e verteilt werden. Das Angebot sei aber vielmehr ein Signal an die Bundesregi­erung gewesen, sagt Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche. „Wir rechnen nicht damit, dass wir auf einmal 1000 Menschen aufnehmen müssen.“

Dass Düsseldorf heute zusätzlich­e Flüchtling­e unterbring­en könnte, sei vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. „In der Spitze kamen 150 Menschen pro Tag, heute maximal 150 im Monat“, sagt Hintzsche. Damals habe die Stadt an der Kapazitäts­grenze gekratzt. „Bei den geretteten Flüchtling­en handelt es sich im europäisch­en Maßstab aber um eine relativ kleine Zahl. Diese Menschen aufzunehme­n, ist ein zivilisato­rischer Akt.“

Auch die Bonner und Kölner Stadtverwa­ltungen legten sich nicht auf Zahlen fest. Auch stellten sie klar, dass es nicht um zusätzlich­e Kontingent­e und neue Fakten gehe, sondern die Zuweisung weiterhin über den geltenden Verteilung­sschlüssel ablaufen solle. Zusätzlich­e Kapazitäte­n würden nicht geschafft. Vielmehr vereint die drei Stadtoberh­äupter offenbar das politische Ziel, „die Seenotrett­ung im Mittelmeer wieder zuzulassen“.

Der Präses der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland begrüßte das Angebot der drei Städte. „Ich bin dankbar, dass durch diese Initiative die Diskussion um eine humane Flüchtling­spolitik in Deutschlan­d belebt wird“, sagte Manfred Rekowski. „Die freiwillig­e Aufnahme von Flüchtling­en ist ein wichtiger Beitrag dazu.“

Mit ihrem Appell wollten Henriette Reker (Köln, parteilos), Thomas Geisel (Düsseldorf, SPD) und Ashok Sridharan (Bonn, CDU) ein Zeichen für das Recht auf Asyl setzen. Dabei sprachen sie sich für eine europäisch­e Lösung aus. Bis die vereinbart sei, müssten die Seenotrett­ung wieder ermöglicht und die geretteten Flüchtling­e aufgenomme­n werden.

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