Kurze Abkühlung, dann geht es weiter
Nur im Rekordsommer 2003 war es heißer als in den letzten Tagen. Der Samstag bringt vielerorts den lang ersehnten Regen.
DÜSSELDORF/WEEZE Etwa 15 Grad, das kennen Alpakas eigentlich vom „Zuhause“ihrer Artgenossen in den Anden in 2000 Meter Höhe. Derzeit herrschen im Tierpark Weeze allerdings mehr als doppelt so hohe Temperaturen. Kein Wunder also, dass die Tiere da ins Schwitzen kommen.
„Bei der Hitze haben es Tiere natürlich schwer“, sagt Tierpark-Leiterin Marie-Christine Cuypers. Das Tierpark-Team sorgt dafür, dass immer ausreichend Wasser bereitgestellt wird, viel Trinken ist auch für Tiere wichtig. Damit es zumindest noch eine Art Suhlgrube für die Wildschweine gibt, wird die Schaufel des Hoftrucks mit Wasser gefüllt. Das Nass wird dann in das Gehege der Tiere gekippt. Futter in Eisklötzen gibt es allerdings nicht. „Das ist eher etwas für die Parks, die Raubtiere haben“, sagt Cuypers.
Nicht nur die Tiere in Weeze, eine ganze Region leidet unter dem Wetter. „Der Niederrhein ist derzeit Deutschlands größte Hitzeecke“, sagt Franz Molé vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Am Donnerstag kämpften Duisburg, Neuss und St.Augustin mit jeweils rund 38 Grad um den Titel „Heißeste Stadt in NRW“, und auch am Freitag kletterten die Thermometer vielerorts auf mehr als 35 Grad. In Bochum setzte die Polizei Wasserwerfer ein, um Bäume und Sträucher zu bewässern. Der NRW-Temperaturrekord wurde jedoch nicht geknackt. Am 12. August 2003 wurden in Euskirchen 40,1 Grad gemessen.
Der Samstag verspricht eine kurze Abkühlung. Von West nach Ost ziehen Gewitter übers Land und sorgen vielerorts für den lang ersehnten Regen. Ab dem Nachmittag können die Schauer dabei auch heftiger werden. „Wir erwarten örtlich Starkregen und schwere Sturmböen, die auch mal Hagelkörner schmeißen. Wo, das lässt sich nicht genau voraussagen“, sagt der Meteorologe Malte Witt. Die Temperaturen fallen dabei vorübergehend auf rund 25 Grad, ab Sonntag geht es dann mit der Hitze weiter. In der kommenden Woche werden wieder regelmäßig mehr als 30 Grad erwartet. Der DWD geht davon aus, dass die Hitzewelle in Deutschland noch bis mindestens Mitte August andauert.
Die Hitze hatte zuletzt auch in Deutschland immer wieder zu größeren Wald- und Flächenbränden geführt. In Altena im Sauerland standen am Donnerstagnachmittag rund 10.000 Quadratmeter Waldfläche in Flammen. Zwischenzeitlich waren bis zu 500 Helfer im Einsatz, die den Brand in der Nacht zum Freitag unter Kontrolle bekamen. „Wir haben das Feuer in der Gewalt. Es hat sich aber tief in den Boden gefressen und kann dort in den nächsten Tagen noch neue Wurzelbrände auslösen“, sagte ein Feuerwehrsprecher.
In der Nähe des Autobahndreiecks Potsdam brennt seit Donnerstag ebenfalls ein größeres Waldstück. Die Bewohner des nahegelegenen Ortes Fichtenwalde wurden sogar zeitweise dazu aufgefordert, sich auf eine Evakuierung vorzubereiten. Fichtenwalde ist mittlerweile nicht mehr bedroht, doch es gibt immer noch Glutnester. Teilabschnitte der anliegenden Autobahnen wurden gesperrt, im gesamten Großraum Potsdam staute sich am Freitag der Verkehr.
Problematisch ist das heiße Wetter auch für die Gewässer in der Region. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Nordrhein-Westfalen warnt vor steigenden Temperaturen im Rhein und seinen Nebenflüssen. Die Wassertemperaturen am Niederrhein pendelten derzeit um die 26 Grad. „Spätestens ab 28 Grad ist mit Schädigungen der Gewässerbiologie zu rechnen“, sagt der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht. Auch das Umweltministerium warnte am Freitag vor den steigenden Wassertemperaturen. Vor allem temperaturempfindliche Fischarten seien gefährdet.
Nicht nur für die Tiere kann zu warmes Wasser zum Problem werden. Der Ironman in Hamburg findet am Sonntag als Duathlon statt – Grund ist die hohe Blaualgen-Konzentration in der Alster durch die Hitze der vergangenen Wochen. Auch in der Ostsee ist das erhöhte Wachstum spezieller Bakterien, sogenannter Vibrionen, ein großes Problem. In Polen ist bereits an mehr als 50 Stränden das Baden verboten. Der Kontakt mit den Bakterien kann Allergien und Hautausschläge verursachen.
Sicherer ist es, im Freibad schwimmen zu gehen. Die Freibäder sind die großen Profiteure des anhaltend heißen Wetters. Das Angerbad in Ratingen besuchten beispielsweise schon jetzt im Juli über 30.000 Besucher, 17.000 mehr als im vergangenen Jahr. Auch die städtischen Freibäder in Duisburg melden einen starken Besucheranstieg.
Andere Freizeitaktivitäten bereiten bei der Hitze deutlich mehr Probleme. Beim Juicy Beats Festival in Dortmund feiern seit Freitag mehr als 50.000 Besucher. Die Veranstalter haben vorgesorgt und auf dem Gelände kostenlose Wasserstellen eingerichtet. Beim Ruhrorter Hafenfest in Duisburg wurde das Feuerwerk wegen Brandgefahr abgesagt, bei „Emmerich im Lichterglanz“wird es am Samstag hingegen stattfinden. (mit dpa)