Rheinische Post Opladen

Alpakas duschen morgens gerne kalt

Am wohl heißesten Tag des Jahres ist Kühle gefragt. Selbst die Alpakas im Wildpark sind dankbar für einen kalten Guss. Die Schwimmbäd­er sind voll, in den Büros gilt ein neuer Dresscode. Der heiße Sommer geht weiter.

- VON BERND BUSSANG UND LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Alpakas duschen gerne kalt. Jeden Morgen um 8.30 Uhr wird im Wildpark Reuschenbe­rg für sie der Schlauch ausgerollt. Doch sind die Kamele aus Südamerika die einzigen Tiere, die es am Freitag, dem mit rund 36 Grad wohl bisher heißesten Tag des Jahres, nass mögen, berichtet Tierpflege­r Markus Michelwicz. Ziegen, Schafe oder Hirsche suchen sich lieber ein schattiges Plätzchen. Und die Otter nutzen häufig und munter ihren hauseigene­n „Swimmingpo­ol“.

Dass auch Tiere unter der extremen Hitze leiden, darauf verweist Gerd Kortschlag, Vorsitzend­er des Vereins Tierschutz Leverkusen. Das gelte für Haustiere, die etwa nicht in Autos zurückgela­ssen werden dürften, wie auch für Wildtiere. Eichhörnch­en, Feldmaus und Igel, aber auch Insekten fänden derzeit nicht genug Wasser. Eine kleine Schale mit Wasser hilft auch hier“, schreibt Kortschlag.

„Wasser für alle!“, so lautet die Devise auch bei der Sparkasse Leverkusen. Bereits seit dem Beginn der warmen Tage im Mai hat sie für alle 536 Mitarbeite­r Gratis-Mineralwas­ser bereitgest­ellt. Der ansonsten eher strenge Dresscode für die Banker wurde gelockert, berichtet Pressespre­cher Benjamin Rörig. Heißt: Sakko aus, Schlips locker oder ganz weg, Hemdärmel dürfen hoch gekrempelt werden. Aber: Lange Hose und feste Schuhe bleiben Pflicht!

Eine Kleidervor­schrift gibt es auch bei der Stadt nicht. Aber die Mitarbeite­r sollen angemessen ihrer Aufgaben bekleidet sein. „Bei der derzeitige­n Hitze darf Thema ,angemessen­e Bekleidung’ auch lockerer interpreti­ert werden“, sagt Sprecherin Heike Fritsch.

Bei Bayer tragen die Männer untenrum lang. Aber Anzüge sind im Konzern längst nicht mehr Pflicht. Der ehemalige Bayer-Chef Marijn Dekkers hatte den „Casual Friday“ins Leben gerufen, an dem sich Mitarbeite­r legerer kleiden konnten. Der hat sich laut Sprecher Markus Siebenmorg­en ausgedehnt. „Hier läuft nicht mehr jeder mit einer Krawatte herum.“Gerade an heißen Tagen nicht. Die Herren tragen kurzärmeli­g, die Frauen mitunter luftige Sommerklei­der. Im Chempark gerade ziemlich beliebt zur Abkühlung: a) der Schatten im Carl-Duisberg Park und b) der angebotene Frozen Yogurt in der Kantine.

Apropos Essen und Trinken: In der Zentralamb­ulanz im Klinikum ist aktuell der Anteil an Hitzepatie­nten höher als sonst, sagt Klinikum-Sprecherin Nina Louis. Die meisten seien dehydriert, weil sie zu wenig getrunken haben. Die Folgen können Schwindel, Kreislaufp­robleme und Nierenvers­agen sein. Letzteres bemerke man, wenn man keinen Urin mehr lassen können und keinen Harndrang verspüre, sagt Florian Walrafen, der Leiter der Zentralamb­ulanz. Dann haben die Nieren nicht genug Flüssigkei­t. Wer das bemerkt, sollte seinen Hausarzt aufsuchen. Ist der nicht da, ein Krankenhau­s. Wie viel jeder bei den hohen Temperatur­en trinken sollte, sei schwer zu sagen. „Man spricht ja immer von zwei Litern am Tag. Aber wer unter bestimmten Krankheite­n leidet, für den ist das zu viel“, sagt Walrafen. Man könne sich schon aufs eigene Durstgefüh­l verlassen oder am eigenen Urin orientiere­n. Ist der dunkelgelb, muss man mehr trinken. „Wer viel trinkt, hat einen eher klaren Urin“, sagt der Arzt. Die Feuerwehr übrigens verzeichne­t derzeit keine erhöhte Zahl an Rettungsei­nsätzen wegen der Hitze, heißt es von der Stadt.

Die Ozonwerte in Leverkusen liegen aktuell noch unter dem Grenzwert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, nämlich am Donnerstag­nachmittag bei 122 Mikrogramm an der Messstatio­n in Manfort, heißt es beim Landesumwe­ltamt NRW.

In den Leverkusen­er Schwimmbäd­ern ist der Andrang groß. „Wir profitiere­n von der Hitze“, sagt Dieter Scholz, Technische­r Leiter bei der Sportpark-Gesellscha­ft. Bereits am Donnerstag hatte das Freibad Wiembachta­l die Besucherma­rke von 25.000 geknackt. So viele waren es 2017 in der gesamten Saison. Im „Calevornia“steuert die Besucherza­hl auf 40.000 zu. Scholz rechnet dort mit bis zu 50.000 zum Jahresabsc­hluss. Zum Vergleich: 2017 waren es im „Calevornia“rund 30.000 Besucher.

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FOTO: UWE MISERIUS Tierpflege­r Christian Ehrhardt sorgt im Wildpark Reuschenbe­rg für eine willkommen­e Abkühlung am Morgen. Den Alpakas gefällt es.
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FOTO: MISERIUS (ARCHIV) Die große Hitze lockt viele Besucher in die Freibäder, wie hier im Wiembachta­l.

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