Ein Anwohner mit besonderem Hobby
Jürgen Dickentmann baut in seinem Haus an einem verkleinerten Modell des italienischen „Castel del Monte“.
HÜCKESWAGEN Jürgen Dickentmann hat ein besonderes Hobby. In seinem Keller entsteht ein Modell der italienischen Burg „Castel del Monte“im Maßstab 1:87. Die achteckige Bauweise hat es dem Rentner angetan – und das, obwohl er das Castel noch nie selbst in Lebensgröße gesehen hat.
Auslöser für die Begeisterung war eine Sehenswürdigkeit in San Miniato – der „Torre di Frederico II“, ein Rest der Kaiserburg Friedrichs II. „Ich dachte, was macht ein deutsch-römischer Kaiser in Italien?“, fragt Dickentmann. Er kaufte sich Bücher zum Thema und besuchte mit Freunden die Staufer-Ausstellung in Mannheim. Bei seinen Recherchen wurde er auf das Castel del Monte aufmerksam, das Friedrich II. von 1240 bis 1250 bauen ließ, aber wahrscheinlich nie vollendet wurde.
Dickentmann kaufte ein Pappmodell der Burg im Maßstab 1:250, studierte Baupläne und begann, das Oktagon zunächst aus Pappe, später aus Holz, nachzubauen. Doch die Details wie verzierte Säulen und Fenster wurden zu filigran. Abhilfe schaffte sein Nachbar Dr. Rainer Hartmann. Per CAD und Plotter vergrößerte er die Pläne auf einen Maßstab von 1:87. Nun hat die Grundplatte einen Durchmesser von knapp einem Meter.
Schon zu Anfang wurde klar: Das Modell aus Eichenholz wird zu schwer, um es zu transportieren. Im Keller des Hauses an der Ringstraße soll es aber kein Schattendasein fristen. Daher baut Dickentmann das Castel so, dass es in Einzelteile zerlegt werden kann. Dafür spielt Genauigkeit bei den Verbindungen eine wichtige Rolle. Von Vorteil ist seine Ausbildung zum Schreiner und die jahrelange Arbeit im Cembalobau-Unternehmen Sassmann. „Ich habe schon mehr Stunden nachts wachgelegen, um darüber nachzudenken wie ich das Modell baue, als dass ich daran gearbeitet habe“, sagt Dickentmann. Außer Bohrmaschine, Akkuschrauber und Oberfräse kommen nur Handwerkzeuge bis hin zum Skalpell zum Einsatz. Die erste Etage ist, bis auf die Innenausstattung, nach mehr als einem Jahr Bauzeit fertig. Türen und Fenster lassen sich öffnen. Ob und wie später noch Wendeltreppen in die Türme kommen, steht noch nicht fest. Derzeit ist Baustopp, da der Hückeswagener für eine große Fahrradtour trainiert.
Doch spätestens im Herbst wird der Radiator im Keller angeworfen und weiter am Castel gebaut. „Die Arbeit beruhigt mich und macht Spaß“, sagt der Modellbauer. Die Arbeitsstunden will er nicht zählen. Schön wäre es jedoch, wenn das Modell in spätestens drei Jahren fertig ist. „So lange arbeitet meine Frau noch an der Schule“, sagt er.
Nach der Fertigstellung könnte sich Dickentmann eine Ausstellung seines Werks auf Schloss Burg vorstellen. Denn Engelbert von Berg (Erzbischof von Köln), der auf Schloss Burg geboren wurde, stand in enger Verbindung zu Kaiser Friedrich II.. 1220 wurde er vom Kaiser zum Reichsverweser und Vormund des Sohnes Heinrich VII. ernannt, den Engelbert 1222 in Aachen zum König krönte. „Das ist dann wieder der Bezug zum Bergischen Land“, sagt Dickentmann.
Irgendwann will er das Castel del Monte auch selbst besichtigen. Vielleicht ist das Modell schon vor dieser Italienreise fertig.