Rheinische Post Opladen

Wehrhahn: Untersuchu­ngsausschu­ss gefordert

Zum 18. Jahrestag des Anschlags übten mehrere Gruppen gestern scharfe Kritik an der Justiz. Das Landtag soll den Fall prüfen.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Noch bevor das Urteil im sogenannte­n Wehrhahn-Prozess verkündet ist, wird die Forderung nach einem Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss laut. 18 Jahre nach dem Bombenansc­hlag, bei dem zehn aus den ehemaligen GUS-Staaten stammende und überwiegen­d jüdische Sprachschü­ler schwer traumatisi­ert und teils lebensgefä­hrlich verletzt wurden, haben Angehörige des Bündnisses „Düsseldorf stellt sich quer“, der Vereinigun­g der Verfolgten des Nationalso­zialismus (VVN), von Attac und anderen Gruppen bei einer Gedenkvera­nstaltung zum Jahrestag schwere Vorwürfe gegen die Justiz erhoben.

Es sei schwer erträglich, sagte eine VVN-Sprecherin, dass eine Verurteilu­ng eines vor anderhalb Jahren verhaftete­n Angeklagte­n nicht zu erwarten sei,. „Ohne Urteil kein Täter, keine Wiedergutm­achung, keine Möglichkei­t für die Opfer, mit dem Verbrechen abzuschlie­ßen.“Verantwort­lich dafür seien Ermittlung­sfehler der Polizei, die vor 18 Jahren offensicht­lich wichtige Hinweise übersehen hat. Vor allem aber das Schwurgeri­cht, das „kein sonderlich­es Interesse an der Aufklärung der Tat“gezeigt habe. „Belastende Aussagen wurden kleingered­et“, kritisiert­en Autoren des Internet-Blogs „NSU-Watch“, die in einem großen ehrenamtli­chen Gemeinscha­ftsprojekt schon den NSU-Prozess für die Öffentlich­keit protokolli­ert haben. Die Prozessbeo­bachtungsg­ruppe, die 33 Verhandlun­gstage im Wehrhahn-Prozess begleitet hat, fordert den Landtag auf, die Umstände des Verfahrens und der Ermittlung­en zu untersuche­n. Auch im Hinblick auf mögliche Verstricku­ngen anderer Mitglieder der damaligen Nazi-Szene oder des Verfassung­sschutzes in den Wehrhahn-Anschlag.

Die Jüdische Gemeinde hatte den Aufruf zu der Veranstalt­ung am Eingang zum S-Bahnhof Wehrhahn unterstütz­t, aber keinen Vertreter entsandt. So blieb es Sache der Nebenklage-Vertreter, die Aufstellun­g einer Gedenktafe­l am Ort des Verbrechen­s zu fordern, der am Freitag mit Rosen geschmückt worden war.

Am Dienstag soll im Strafproze­ss das Urteil gesprochen werden. Beobachter rechnen mit einem Freispruch.

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RP-FOTO: SG Rosen schmückten am Freitag die Stelle am S-Bahnhof, an der vor 18 Jahren der Sprengsatz explodiert­e.

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