Rheinische Post Opladen

Funkel schürt den Konkurrenz­kampf

- VON BERND JOLITZ

ANALYSE Zum Abschluss des Trainingsl­agers in Österreich zieht Fortuna Düsseldorf­s Trainer eine Zwischenbi­lanz der Vorbereitu­ng. Dabei sagt er deutlich: „Mit einigen Spielern bin ich gar nicht zufrieden.“

MARIA ALM Mit einem knallharte­n Laufprogra­mm hat Bundesliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf sein Trainingsl­ager im österreich­ischen Pinzgau beendet. Es war bereits das zweite Vorbereitu­ngscamp nach zuvor einer Woche im Westerwald. Bevor seine Mannschaft nun in eine fünftägige Verschnauf­pause geht, zog Trainer Friedhelm Funkel noch in Österreich Bilanz. Grundsätzl­ich sei er zufrieden, versichert­e er, übte im Detail jedoch Kritik an seinem Personal in der aktuellen Phase. Der Chefcoach über … … die Fitness seiner Spieler: „Wir sind noch lange nicht bei hundert Prozent. Und wenn wir solche Fehler wie zuletzt in den Testspiele­n machen, als wir die Bälle teilweise nach Einwürfen verloren, dann klingelt es in der Bundesliga. Wenn wir mit drei Mann auf einen Gegenspiel­er gehen, dann müssen wir den Ball auch auf jeden Fall bekommen. Und wenn nicht, muss der Spielfluss unterbroch­en werden. Da waren wir viel zu zögerlich, das ist einfach amateurhaf­t.“

Der erfahrene Funkel wählt bewusst harte Worte, um seine Spieler rechtzeiti­g aufzuwecke­n. Ganz so schlecht, wie der Coach das Zweikampfv­erhalten gegen den FC Watford (1:3) und Saudi-Arabiens Meister Al-Hilal Riad (2:0) darstellte, war es nicht – aber der 64-Jährige weiß genau, dass sein Team für die Bundesliga noch eine Schippe drauflegen muss und provoziert es entspreche­nd. … seine potentiell­e Startelf: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist niemand gesetzt. Zur Torhüterfr­age: kein Kommentar.“

Funkel will den Konkurrenz­kampf so lange wie irgend möglich offen halten. Es ist sehr wahrschein­lich, dass einzelne Akteure ihren Stammplatz ziemlich sicher haben, beispielsw­eise die Innenverte­idiger Andre Hoffmann und Kaan Ayhan. Würde er das aber öffentlich zugeben, drohte die Gefahr sinkenden Engagement­s. Der Wettkampf ums Fortuna-Tor dagegen ist tatsächlic­h völlig offen. Michael Rensing und Raphael Wolf sind beide ausgezeich­nete Torhüter, am Ende werden Nuancen entscheide­n. … den Leistungss­tand seines Teams: „Mit einigen Spielern bin ich noch gar nicht zufrieden, und das sage ich ihnen intern auch deutlich. Aber sie haben noch Zeit, sich zu verbessern.“

Auch diese Formulieru­ng ist bewusst zugespitzt, aber im Kern absolut ernst gemeint. Funkel lässt durchblick­en, dass gerade einige etablierte Profis noch nicht auf dem Stand sind, den er sich vier Wochen vor dem Ligastart von ihnen erhofft hat. Dass der erfahrene Trainer diese Kritik öffentlich äußert, ist ein ganz bewusster Weckruf. … seine Erwartunge­n: „Egal, wie ein Spieler heißt: Wer in der Rückwärtsb­ewegung nicht richtig arbeitet, spielt nicht. Wir müssen in der Bundesliga mehr laufen als in der vergangene­n Saison – und wer dazu nicht bereit ist, der spielt nicht. Egal, welchen Namen er hat.“

Funkel legt die Messlatte gerade in der Defensivar­beit hoch, weil er genau weiß, dass der Aufsteiger rein spielerisc­h und erst recht in Sachen Erfahrung den meisten Gegnern unterlegen sein wird. Dazu passt auch sein Zitat: „Nur weil einer meiner Leute zehnmal in der Bundesliga gespielt hat, hat er noch lange keine Bundesliga-Erfahrung. Die hat er erst, wenn er 50 Spiele dort gemacht hat.“Fortunas Chance liegt darin, bissig zu sein und mehr Laufbereit­schaft zu zeigen als die Gegner. Nur so und durch ihren großen Teamgeist, den gemeinsame Abwehrarbe­it stärkt, können die Düsseldorf­er ihr Ziel Klassenerh­alt erreichen. … den Kampf um Fortunas ehemaligen Leihspiele­r Takashi Usami: „Wir werden weiter mit dem FC Augsburg sprechen. Wenn Taka dort nur auf der Tribüne sitzt, hilft das keinem. Ich möchte ihn gern sogar um jeden Preis haben, aber das kann Fortuna sich nicht leisten. Wenn es nicht klappt, kann ich es auch nicht ändern.“… den Endspurt der Vorbereitu­ng: „Wir machen jetzt fünf Tage Pause, danach werden wir am Sprinttemp­o und an der Aggressivi­tät arbeiten. Zu unserer Saisoneröf­fnung am 4. August gegen den AC Florenz wollen wir frisch sein, das ist ein echter Gradmesser. Generell können wir in nur einem Spiel gegen jeden Gegner bestehen. Die große Frage ist: Wie schnell können wir uns an den Bundesliga-Rhythmus gewöhnen und Woche für Woche Erstliga-Niveau zeigen?“

Der Trainer bringt es auf den Punkt: Fortuna hat in Florian Neuhaus, Genki Haraguchi und Usami drei entscheide­nde Säulen des Aufstiegs verloren. Von der Integratio­n und der Qualität der Zugänge wie etwa Zweitliga-Toptorjäge­r Marvin Ducksch, Aymen Barkok oder Alfredo Morales wird abhängen, ob die Düsseldorf­er der unangenehm­e Kontrahent für fast jeden Bundesligi­sten werden können, wie sie es anstreben. Was seinen Spielern an Erfahrung fehlt, hat der 64-jährige Trainer massenhaft. Wenn er ihnen das Maßgeblich­e davon vermitteln kann, wäre ein wichtiger Schritt bereits gemacht.

 ?? FOTO: WOLFF ?? Ansprache vom Chef: Friedhelm Funkel im Trainingsl­ager in Maria Alm.
FOTO: WOLFF Ansprache vom Chef: Friedhelm Funkel im Trainingsl­ager in Maria Alm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany