Rheinische Post Opladen

55.000 Visa für Familienna­chzug

- VON JAN DREBES

Ab Mittwoch dürfen nun auch wieder Angehörige subsidiär Geschützte­r einreisen.

BERLIN Im ersten Halbjahr 2018 hat Deutschlan­d weltweit knapp 55.000 Visa im Rahmen des Familienna­chzugs vergeben. Das geht aus Zahlen des Auswärtige­n Amtes hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Damit stieg die Zahl der seit 2015 erteilten Einreiseer­laubnisse auf insgesamt fast 350.000. Die meisten Empfänger stammten aus Syrien und dem Irak. Seit Januar des laufenden Jahres gingen 12.000 Visa an Syrer und 4500 an Iraker.

Nicht berücksich­tigt sind dabei die Angehörige­n subsidiär Schutzbere­chtigter. Es handelt sich dabei um Menschen, die zwar die Voraussetz­ungen für eine Anerkennun­g als Asylberech­tigter oder als Flüchtling gemäß der Genfer Konvention nicht erfüllen, denen aber ein ernsthafte­r Schaden drohen würde, wenn sie in ihr Herkunftsl­and zurückkehr­en würden. Sie waren seit 2016 vom Familienna­chzug ausgenomme­n. Erst ab diesem Mittwoch ist auch für diese Gruppe der Familienna­chzug wieder möglich. Künftig dürfen monatlich 1000 ihrer Angehörige­n einreisen.

Nach einem starken Anstieg in den vergangene­n drei Jahren stagnierte zuletzt die Zahl der Familienna­chzüge. So wurden 2015 knapp 73.000 Visa vergeben, 2016 waren es dann bereits rund 104.000. 2017 stieg die Zahl auf fast 118.000. Im ersten Quartal des laufenden Jahres wurden gut 27.000 Visa für Familienzu­sammenführ­ung vergeben. Berechtigt für den Nachzug sind jeweils nur die engsten Angehörige­n. Das sind die Ehepartner, minderjähr­ige Kinder oder die Eltern minderjähr­iger Kinder, wenn diese allein nach Deutschlan­d kamen.

Unklar ist derweil, ob die im Koalitions­vertrag von Union und SPD festgehalt­ene Begrenzung der jährlichen Migration auf bis zu 220.000 Personen unabhängig von den erteilten Visa für Familienna­chzug zu verstehen ist. Wäre dem nicht so, würden allein die für Angehörige anerkannte­r Flüchtling­e und Asylbezieh­er erteilten Visa die Hälfte des vorgesehen­en Kontingent­s ausmachen. Das Ressort von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) gab dazu am Dienstag keine Stellungna­hme ab.

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