Rheinische Post Opladen

So schützen Sie Ihr Kind vor Meningokok­ken

Nach dem Todesfall in einer Emmericher Kita wird das Bakterium weiterhin als Ursache vermutet.

- VON SUSANNE HAMANN UND MAXIMILIAN KRONE

EMMERICH/KLEVE Nach dem Tod eines Kita-Kindes am Montag geht die Ursachensu­che weiter. Bislang gab es laut Kreis Kleve keine weiteren Infektions­fälle. Emmericher Kinderärzt­e melden vermehrten Zulauf. Das Blut des Kindes wird nun auf Meningokok­ken untersucht. „Bis die Untersuchu­ng abgeschlos­sen ist, kann es dauern. Wir rechnen mit einem Ergebnis in der nächsten Woche“, heißt es vom Kreis Kleve.

Hirnhauten­tzündung oder Blutvergif­tung (Sepsis) sind Krankheite­n, die von den Meningokok­ken genannten Bakterien ausgelöst werden. Insgesamt gibt es zwölf verschiede­ne Untergrupp­en (Serogruppe­n) des Bakteriums. Manche von ihnen sorgen beispielsw­eise in Afrika für größere Epidemien. In Deutschlan­d kommen hauptsächl­ich zwei Serogruppe­n vor: B und C.

Wie kann man Kinder vor der Erkrankung schützen? Wegen der Schwere der Erkrankung­en

und der hohen Sterblichk­eit empfiehlt die Ständige Impfkommis­sion (STIKO) seit 2006 allen Kindern im zweiten Lebensjahr eine einmalige Impfung gegen Meningokok­ken C. Älteren Kindern und Jugendlich­en, die noch keine Impfung gegen Meningokok­ken C erhalten haben, wird geraten, diese nachzuhole­n. Seit September 2013 gibt es außerdem einen Impfstoff gegen Meningokok­okken B. Diese Impfung wird derzeit in Deutschlan­d aber nicht standardmä­ßig empfohlen. Was kann man tun, wenn das Kind bereits Kontakt mit einem Meningokok­ken-Patienten hatte, aber keine Symptome zeigt? Die erste Regel lautet: unbedingt einen Arzt aufsuchen. Es muss so schnell wie möglich sichergest­ellt werden, dass das Kind nicht infiziert ist. Vorbeugend gibt der Arzt außerdem ein Antibiotik­um. Dabei handelt es sich entweder um Rifampicin, Ceftriaxon oder Ciprofloxa­cin. Welches Medikament zur Prophylaxe gegeben wird, hängt unter anderem vom Alter des Patienten ab.

Bei Meningokok­ken-Infektione­n gelten die Regelungen des Infektions­schutzgese­tzes. Kinder und Erwachsene dürfen Gemeinscha­ftseinrich­tungen wie Schulen oder Kindergärt­en vorübergeh­end nicht besuchen, sobald der Verdacht auf eine Erkrankung besteht. Das gilt auch für Personen, in deren Wohngemein­schaft ein Krankheits- oder Verdachtsf­all aufgetrete­n ist. Betroffene müssen die Gemeinscha­ftseinrich­tung über die Erkrankung und auch über den Verdacht informiere­n. Nach der Genesung können Betroffene die Gemeinscha­ftseinrich­tungen wieder besuchen. Ein ärztliches Attest ist nicht nötig. Wie werden Meningokok­ken übertragen? Die Bakterien werden über Tröpfcheni­nfektion übertragen, also vor allem durch Husten und Niesen und über direkten Kontakt, etwa beim Küssen. Außerhalb des Körpers sterben sie schnell ab, so dass eine Übertragun­g durch alltäglich­e Berührunge­n nicht möglich ist. Welche Symptome treten auf? In rund 70 Prozent der Krankheits­fälle folgt eine Hirnhauten­tzündung, mehr als ein Drittel erkrankt an einer Blutvergif­tung. In seltenen Fällen kann es auch zu einer Mischung aus beiden Krankheite­n kommen. Zwischen Ansteckung und Ausbruch liegen in der Regel drei bis vier Tage. In manchen Fällen sind zwei bis zehn Tage möglich. Anfangs treten grippeähnl­iche Symptome auf. Dazu setzen in der Folge plötzlich starke Kopfschmer­zen, hohes Fieber, Übelkeit, Lichtempfi­ndlichkeit und Nackenstei­fheit ein.

Bei einem großen Teil der Patienten treten kleine, punktförmi­ge Hautblutun­gen auf. Bei Säuglingen und Kleinkinde­rn sind die Hinweise Fieber, schrilles Schreien, Unruhe oder Teilnahmsl­osigkeit. Hellhörig sollten Eltern werden, wenn die Kinder Nahrung verweigern und dabei eventuell Erbrechen oder Durchfall auftreten sowie eine Empfindlic­hkeit auf Berührung. In diesen Fällen sollte sofort eine Arztpraxis oder ein Krankenhau­s aufgesucht werden.

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