CSU tagt auf der Zugspitze
Bayerns Kabinett kämpft gegen die Krise, die SPD-Chefin bekommt Starkbier.
DIETFURT/NEUMARKT Vielleicht hilft Höhenluft. 2962 Meter über dem Meeresspiegel. Umweltforschungsstation Schneefernerhaus, Zugspitze. Markus Söder hat sein Kabinett am Dienstag am höchsten Punkt der Republik versammelt. Ein Symbol mit Blick auf die Bayern-Wahl am 14. Oktober. Ein Gipfeltreffen gegen miese Umfragewerte von 38 Prozent. Mit weitem Blick in ein Land, das über Jahrzehnte fest in CSU-Hand war. Aber jetzt droht bei der Landtagswahl ein Debakel. Absturz unter 40 Prozent, Verlust der absoluten Mehrheit. Über Wochen hat die CSU die Republik mit ihren Forderungen zur Flüchtlingspolitik in Bann gehalten, die Regierung in Berlin an den Rand des Scheiterns gebracht. Und jetzt?
Während sich Söder und die CSU-Minister oben auf der Zugspitze Mut machen, beackert SPD-Chefin Andrea Nahles unten bereits die Fläche in der bayerischen Provinz. Sie ist angekommen in der Oberpfalz, eigentlich festes CSU-Terrain, aber in Dietfurt im Altmühltal, 6000 Einwohner, hat es Carolin Braun vor vier Jahren tatsächlich geschafft, diese Dominanz zu brechen. Die Bürgermeisterin sagt selbstironisch: „Ich habe gleich drei Handicaps: Ich bin aus Oberbayern, was man in der Oberpfalz nicht so mag, ich bin Frau und ich bin von der SPD.“Trotzdem hat Braun die Bürgermeisterwahl gegen einen CSU-Kandidaten klar gewonnen: mit rund 66 Prozent.
Während Dietfurt für chinesischen Fasching bekannt ist, steht der CSU gerade nicht der Sinn nach Karneval. Ministerpräsident Söder hat aufgehört, permanent mit der Vokabel „Zurückweisung“durch den Freistaat zu ziehen, seit seine Partei wegen ihrer Flüchtlingspolitik an Zustimmung verloren hat. Jetzt spielt die Musik bei der CSU moderater, konzilianter. Themenschwenk beim Gipfel auf der Zugspitze: Umweltschutz, nicht Flüchtlingspolitik.
Nahles stoppt vor ihrer Rückkehr nach Berlin noch bei einer Brauerei in Neumarkt in der Oberpfalz. Bier und Bayern-Wahlkampf, aber nachhaltig. So hätte Nahles auch gern das Wachstum für ihre Partei – in Bayern, in Hessen, in Deutschland. Sie bekommt eine Flasche Starkbier, Sonderedition, Alkoholgehalt 7,3 Prozent. Das richtige für einen Wahlkampf. Für die SPD wäre das ein Riesensprung: 7,3 Prozent plus, erst recht in Bayern. Wann es für die SPD wieder nach oben gehe mit den Umfragewerten, wird die Parteichefin noch gefragt. Nahles ist noch im Stadium der Hoffnung: „Ja, kommt noch.“