Rheinische Post Opladen

Bühne vor Wald und Wiese – Haldern eben

- VON SEBASTIAN PETERS

REES Sie haben keine große Party vorbereite­t, obwohl es halbrund wird: Ein normales 35. Festival soll es werden, so wie alle Veranstalt­ungen in den Jahren zuvor. Das Haldern-Pop-Festival – vom 9. bis 11. August – hat sich schon immer dadurch ausgezeich­net, Aufsehen eher durch die Qualität der Musik zu erregen als durch Selbstinsz­enierung. Vielleicht ist das der größte Unterschie­d zum neuen Parookavil­le-Festival in Weeze, eine Elektromus­ik-Veranstalt­ung vorwiegend für die Kulisse? In Haldern bietet sich den Besuchern das stets gleiche Szenario: Band vor Wald und Wiese. Manchmal werden daraus magische Momente. Das Motto 2018 lautet konsequent: „Be true, not better“(„Sei ehrlich, nicht besser“).

Zur Wahrheit gehört: Der Ruhm eines Festivals, auch der von Haldern-Pop, kann vergänglic­h sein. Viele Stars haben die Bühne auf dem alten Reitplatz in früheren Jahren betreten: Patti Smith, Paul Weller und Bob Geldof. Von diesem Format gibt es Künstler jetzt nur noch selten in Haldern zu sehen – auch aus Kostengrün­den. Konsequent wurden die Karten nicht mehr so rasant verkauft wie in den vergangene­n Jahren. Zur Wahrheit gehört auch dies: Es gibt mittlerwei­le viele Festivals der Art von Haldern auch in Deutschlan­d. Das Apple Tree Garden bei Diepholz, das Best Kept Secret-Festival in den Niederland­en, und selbst das Traumzeit-Festival in Duisburg fischt musikalisc­h im selben Terrain, hat aber neuerdings sogar die spektakulä­reren Namen.

Haldern-Pop hingegen wird zunehmend eine Spielwiese für Entdecker. Dahinter steckt, wenn man Organisato­r Stefan Reichmann glaubt, ein Konzept. „Mein Antrieb ist, ein generation­s- und genreüberg­reifendes Festival zu machen.“Seine Idee geht immer weiter in die Richtung eines Spezialist­enfestival­s – er fordert damit dem Publikum eine Menge ab. Immer öfter kommen Bands an den Niederrhei­n, die die Grenze von Pop sprengen: Das Ensemble Wood River aus den USA spielt ausgefalle­nen Jazz, der niederländ­ische Pianist Matteo Myderwyk erzeugt auf seinem Piano federleich­te Klassik, und Seun Kuti, Sohn von Afrobeat-Legende Fela Kuti, kommt mit einer wütenden Weltmusik. Dazu gibt es Deutschpun­kt von Love A, HipHop von The Lytics und sogar Schlager in Person des Künstlers Tristan Brusch. Knapp 80 Bands kommen nach Haldern. Die bekanntest­en Namen sind Villagers, Sleaford Mods, Kettcar, Philipp Poisel und Jake Bugg. Bei denen weiß man, was man bekommt.

Spannender sind aber immer die Geheimfavo­riten. Zu denen darf man die HipHop-Künstlerin Sampa The Great zählen, den Freakpop von Landlady oder den trockenen Rock der amerikanis­chen Band Protomarty­r. Auch die können das erzeugen, was Reichmann sich für sein Festival wünscht: Konsensmom­ente.

Am Ende wird es so sein wie in den vergangene­n 35 Jahren in Haldern – es wird Konzerte geben, die bleiben in Erinnerung. Das Publikum kann einen aktiven Part zum Gelingen beitragen. Der rundeste Geburtstag kann nämlich unrund geraten, wenn die Gäste nicht mitspielen. Reichmann sagt: „Die Leute wissen oft gar nicht, dass sie an einem guten Konzert zu einem wesentlich­en Teil selbst beteiligt sind. Ein gutes Konzert hat auch mit einer Einstellun­g zu tun.“

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FOTO: PRIVAT Hermann Lange und Josef Esters um 1925.
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FOTO: STEPHAN DÜRR WoodstockA­tmosphäre beim Pop-Festival in Haldern.

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