Rewe will Herkunft von Fleisch ausweisen
Discounter informieren bei Fleisch immer öfter über die Haltungsbedingungen der Tiere. Erste Supermarktketten ziehen nun nach.
KÖLN/HAMBURG (dpa) Eigentlich paradox: Wer beim Fleischkauf nicht nur auf den Preis, sondern auch auf Haltungsbedingungen für Tiere Wert legt, hat es im Moment bei den Discountern leichter als in den teureren Supermärkten. Lidl, Aldi, Netto, Penny und Kaufland haben zum Teil schon vor Monaten mit der Einführung einer vierstufigen Kennzeichnung begonnen, die auf den ersten Blick Auskunft über die Haltungsbedingungen der Schlachttiere gibt. Die großen Supermarktketten Edeka und Rewe machen bisher nicht mit – noch nicht. Rewe will noch in diesem Jahr bei sämtlichen Eigenmarken aus den Selbstbedienungsbereichen Frischfleisch und Geflügel eine Haltungskennzeichnung einführen, wie ein Sprecher sagte. Sogar an den Frischfleischtheken soll über die Umstände der Aufzucht informiert werden. Allerdings könne dies noch eine Weile dauern.
Der Rivale Edeka prüft noch, „ob eine Umsetzung im Vollsortimentsgeschäft von den Kunden angenommen werden würde und auf welche Weise diese Informationen an der Bedientheke kommuniziert werden können“. Das Unternehmen habe das Ziel, den Anteil tierischer Produkte, bei denen Zucht, Haltung, Transport und Schlachtung der Nutztiere den wachsenden Anforderungen der Kunden gerecht werde, kontinuierlich auszubauen. „Eine reine Ausweisung der Haltungsform zahlt jedoch nicht direkt auf eine Erhöhung des Tierwohls ein“, bemängelte der Sprecher.
Die SB-Warenhauskette Real will bei dem Trend zu eigenen Tierschutz-Labeln des Handels nicht mitmachen. Befragungen hätten eindeutig ergeben, dass unterschiedliche Haltungskennzeichnungen für den Verbraucher schwer nachvollziehbar seien, erklärte der Händler. Eine eindeutige Hilfe für Kunden könne nur eine bundesweite gesetzliche Regelung sein, so das Unternehmen.
Das könnte allerdings noch dauern. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) strebt an, dass das geplante staatliche „Tierwohllabel“bis 2020/21 in die Supermärkte kommt. Bis dahin werden wohl die selbst gestrickten Kennzeichnungen der großen Handelsketten das Bild bestimmen. Vorreiter war Lidl. Die Discount-Kette präsentierte im Februar ihr eigenes System zur Kennzeichnung der Haltungsbedingungen, an dem sich alle anderen mehr oder weniger orientierten. Das Unternehmen hofft, dass die Verbraucher durch die Kennzeichnung verstärkt Produkte aus tiergerechterer Haltung kaufen. Erklärtes Ziel von Lidl ist es, dass bereits Anfang des kommenden Jahres rund die Hälfte der Frischfleischprodukte mindestens der Stufe zwei entspricht, den Tieren also mehr Platz und Beschäftigungsmaterial garantiert werden.
Ob die Bereitschaft der Verbraucher, für das Tierwohl tiefer in die Tasche zu greifen, dazu groß genug ist, darüber kann der Discounter allerdings auch nur spekulieren. Auf die Frage nach den Erfolgen der Kennzeichnung heißt es bei Lidl lediglich: „Für eine zuverlässige Auswertung, ob Verbraucher durch ihr Einkaufsverhalten Fleisch aus einer tierwohlgerechteren Haltung fördern, ist es aktuell noch zu früh.“