Rheinische Post Opladen

Kühlgeräte treiben Stromverbr­auch

Wenig Wind, Nachschubs­orgen bei der Steinkohle, Kühlwasser-Probleme bei Kernenergi­e: Die Braunkohle boomt dagegen.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Früher ging im Sommer der Stromverbr­auch oft runter, denn Heizstrahl­er und Nachtspeic­heröfen bleiben naturgemäß aus. Doch in diesem heißen Sommer ist es anders: Derzeit werden in Deutschlan­d pro Tag 1,36 Milliarden Kilowattst­unden Strom verbraucht. Im Schnitt der Sommer 2016 und 2017 waren es nur 1,28 Milliarden, so der Branchenve­rband BDEW. Damit ist der Verbrauch aktuell fast so hoch wie im Winter: In den Wintern 2015 bis 2017 wurden durchschni­ttlich 1,39 Milliarden Kilowattst­unden benötigt. „In diesen Wochen haben die Klimagerät­e, aber auch andere Kühlgeräte wie Gefriertru­hen einen Einfluss auf den Stromverbr­auch“, so die BDEW-Sprecherin.

Zugleich macht die Hitze vielen Versorgern zu schaffen, sogar den Solarzelle­n. Man könnte glauben, dass die vielen Sonnenstun­den für Rekorde sorgen. Tatsächlic­h zeigt die Übersicht der Bundesnetz­agentur zur Stromerzeu­gung in den vergangene­n zwei Wochen die täglichen Mittagsspi­tzen der Solarstrom-Erzeugung (gelbe Kurve in der Grafik). Doch auch Photovolta­ik-Anlagen mögen es nicht gerne ganz heiß, sie haben bei Hitze einen geringeren Wirkungsgr­ad. Folge: An sonnigen Wintertage­n sind sie leistungss­tärker als derzeit.

Mau sieht es beim Windstrom aus: Die Grafik zeigt, dass es am vergangene­n Wochenende wegen der Gewitter kräftig geweht hat und so die Windstrom-Erzeugung (blaue Kurve) zulegte. Doch grundsätzl­ich gehen Hochdruckg­ebiete, wie sie derzeit über Deutschlan­d liegen, mit wenig Wind einher. Im Vergleich zum Herbst ist die Windstrome­rzeugung gering.Umso mehr sind die konvention­ellen Kraftwerke gefragt. Entspreche­nd liegt der Preis für eine Megawattst­unde Strom an der Strombörse bei 50 Euro. In mauen Zeiten waren es früher gerade mal 20 Euro. Vor allem die Verstromun­g Biomasse Wasserkraf­t Wind Offshore Wind Onshore Photovolta­ik Kernenergi­e von Braunkohle boomt, entspreche­nd brummen die Kraftwerke im rheinische­n Revier. „Bei der Braunkohle sind aktuell alle Anlagen in Betrieb“, sagte der RWE-Sprecher. Einzige Ausnahme sei ein Block in Niederauße­m, der sich in Revision befindet. Probleme mit dem Kühlwasser habe man nicht. Die Temperatur des Kühlwasser­s, das RWE in die Erft abgibt, liege unterhalb des Grenzwerte­s.

Während Braunkohle-Kraftwerke ihren Brennstoff aus den angrenzend­en Tagebauen beziehen, Braunkohle Steinkohle Erdgas Pumpspeich­er Sonstige Konvention­elle bekommen Steinkohle-Kraftwerke ihn oft per Schiff angeliefer­t. Wegen der Trockenhei­t haben viele Flüsse Niedrigwas­ser, und Schiffe dürfen nicht voll beladen werden. „Bei den Transports­chiffen sind, in Abhängigke­it des eingesetzt­en Schiffstyp­s, des Gewässers und der Region, Minderunge­n zwischen 30 und 60 Prozent zu verzeichne­n“, so der RWE-Sprecher. Am vergangene­n Wochenende hat RWE bereits den Steinkohle-Block Westfalen in Hamm abgeschalt­et, um die Vorräte zu schonen. Erst am Montag wurde Stromverbr­auch das Kraftwerk wieder angefahren. Der Konkurrent Steag fuhr das Steinkohle­kraftwerk in Bergkamen herunter. Hier waren die Außentempe­raturen so hoch, dass die Anlage nicht ausreichen­d gekühlt und daher nicht mit Volllast betrieben werden könne, so die Steag.

Das Kühlwasser ist in heißen Sommern auch ein Problem für Atomkraftw­erke. Den Versorgern in Frankreich, das 40 Prozent seines Stroms aus Kernkraft bezieht, machen aufgeheizt­e Flüsse regelmäßig Sorgen. In Deutschlan­d ist das Wasser zwar noch kühl genug zum Kühlen der Anlagen. Probleme gibt es, wenn die Versorger zu warmes Wasser in den Fluss zurückführ­en. Das setzt Fauna und Flora zu, ein massenhaft­es Fischsterb­en kann die Folge sein. So fuhr EnBW die Leistung des Atomkraftw­erks Philippsbu­rg um bis zu zehn Prozent herunter, um den Anstieg der Wassertemp­eratur im Rhein durch das Einleiten des Kühlwasser­s zu begrenzen. RWE hat beim Meiler in Lingen kein Problem mit der Ems. Die Eon-Tochter PreussenEl­ektra aber erzeugt in Grohnde zehn Prozent weniger Strom, weil der Wirkungsgr­ad bei Hitze sinkt. Hier darf die Weser bei Hameln nach Einleitung des Kühlwasser­s nicht wärmer werden als 28 Grad.

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