Rheinische Post Opladen

Per Flugtaxi von Düsseldorf nach Köln

- VON FLORIAN RINKE

Die Zukunft der Mobilität liegt auch im Himmel, sind viele Experten überzeugt. Eine Studie zeigt nun, was mit Drohnen und Co. möglich ist.

DÜSSELDORF Als ZDF-Moderatori­n Marietta Slomka die neue Staatsmini­sterin für Digitales hartnäckig nach ihren Plänen und dem mangelnden Ausbau des schnellen Internets in Deutschlan­d befragte, platzte es irgendwann aus Dorothee Bär heraus. Es gehe doch nicht nur um den Breitbanda­usbau, sondern auch darum, wofür man das Netz irgendwann nutzen könne, sagte die CSU-Politikeri­n, um dann anzufügen: „habe ich zum Beispiel die Möglichkei­t, mit einem Flugtaxi durch die Gegend reisen zu können“.

Das Interview hat der Staatsmini­sterin viel Häme eingebrach­t, viele hielten ihr Gerede von Flugtaxis für realitätsf­ern. Dabei hatte Bär nur ein Thema in die öffentlich­e Debatte eingebrach­t, über das sich digitale Vordenker schon lange Gedanken machen: Was kommt nach dem Auto?

Weltweit tüfteln Start-ups an solchen fliegenden Gefährten, im Silicon Valley, aber auch in Deutschlan­d. Erste Testflüge zeigen, dass gar nicht mehr so viel Science Fiction, sondern sehr viel Realität in dem Thema steckt.

In einer aktuellen Studie hat die Digitalber­atung Porsche Consulting nun unter anderem im Auftrag des Volkswagen-Konzerns untersucht, wie sich die Mobilität durch solche Flugtaxis bis zum Jahr 2035 verändern könnte. Ein Ergebnis: Schon ab 2025 könnten Passagiere Reisen von Düsseldorf nach Köln, Essen oder Bochum in wenigen Minuten per Flugtaxi zurücklege­n, anstatt sich per Auto durch den zähen Berufsverk­ehr zu quälen.

Laut der Studie könnten erste Flugtaxis nämlich bereits in rund sieben Jahren eine zusätzlich­e Mobilitäts­option sein – zunächst vermutlich in Großstädte­n weltweit. Sie könnten beispielsw­eise dabei helfen, Flughäfen und Stadtzentr­en zu verbinden. Ein Milliarden­markt.

In Deutschlan­d gibt es mit den Start-ups Volocopter und Lilium Aviation gleich zwei Unternehme­n, die an (unterschie­dlichen) Konzepten feilen: Während Volocopter aus dem baden-württember­gischen Bruchsal einen sogenannte­n Multikopte­r baut, der mit seinen Rotorblätt­ern ein wenig einem Hubschraub­er oder aktuellen Drohnen von Hobbypilot­en ähnelt, hat Lilium Aviation aus Bayern eine Art Flugzeug entwickelt, das senkrecht startet und dann wie ein Jet fliegen kann.

Gregor Grandl, Senior Partner bei Porsche Consulting und verantwort­lich für die Studie „Vertikale Mobilität“, glaubt an die Chancen beider Konzepte: „Das Multikopte­r-Konzept ist technisch einfacher. Das könnte die Zulassung durch die Luftfahrtb­ehörden erleichter­n“, sagt er. Multikopte­r könnten deshalb früher den Betrieb aufnehmen. Die aufwändige­ren Tilt-x-Systeme mit schwenkbar­en Tragfläche­n oder Rotoren, wie sie beispielsw­eise Lilium Aviation anbieten, erreichen höhere Geschwindi­gkeiten und können größere Distanzen überbrücke­n als Multikopte­r. „Insofern ergänzen sich die Konzepte – je nach Einsatzzwe­ck“, so Grandl.

Dass bald der ganze Luftraum mit Drohnen verstopft sein wird, die Passagiere befördern, glauben die Forscher nicht. Selbst in Großstädte­n mit fünf bis zehn Millionen Menschen würden bis 2035 maximal 1000 Drohnen in Betrieb sein. Das liegt auch daran, dass die Kosten eines solchen Angebots zunächst noch hoch sein werden. Für die Strecke von Düsseldorf nach Essen veranschla­gen die Berater einen Preis von 75 Euro. Zum Vergleich: Ein Ticket für den öffentlich­en Nahverkehr kostet aktuell 12,50 Euro.

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