Ein Schutzengel aus Leverkusen
Nadine Wolf half einem Mann, dessen Transporter einen Abhang hinuntergestürzt war. Die Polizei zeichnete sie aus.
LEVERKUSEN/ SOLINGEN Es war ein Abend im März. Gegen 22.45 Uhr war es dunkel auf der Auferderhöher Straße in Solingen. Die 23-jährige Nadine Wolf aus Leverkusen fuhr mit ihrem Auto über die Landstraße. In Höhe der Einmündung Höhscheider Weg sah sie, wie ein Transporter vor ihr Schlangenlinien fuhr. Wie sich später herausstellte, hatte der 47 Jahre alte Fahrer gesundheitliche Probleme. Er verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug.
Der Transporter stürzte einen Abhang hinunter und überschlug sich dabei mehrfach. Die junge Autofahrerin wusste sofort, was zu tun ist. Sie sagt: „Es ging alles sehr schnell, und ich handelte schnell, ohne groß zu überlegen.“Jüngst ehrte die Polizei Wuppertal die junge Frau für ihre Courage.
Nadine Wolf sperrte mit ihrem eigenen Fahrzeug die Straße, so dass keine weiteren Autos in die Unfallstelle hineinfahren konnten. Ihr Freund, der zum Unfallzeitpunkt eine Armverletzung hatte, rief den Rettungsdienst. Die Polizei Wuppertal schilderte das weitere Geschehen so: Während er auf der Straße weitere Helfer mobilisierte, stieg die zierliche Frau den Hang hinab und kletterte in die Fahrerkabine. Geistesgegenwärtig zog die Autofahrerin den Zündschlüssel des Transporters – der Motor lief da noch. Zunächst, so schilderte sie, hat sie nur die Hand des Mannes gehalten, dann tastete sie nach Verletzungen.
Seine Beine waren nicht eingeklemmt. Sie bewegte den Verunglückten so geschickt, dass nicht noch nachträglich die Airbags ausgelöst wurden. Als weitere Helfer zur Stelle waren, gelang es dann auch, den Fahrer aus der Kabine zu heben. Als die ersten Polizisten an der Unfallstelle ankamen, hatten bereits mehrere Autos angehalten, und über ein halbes Dutzend Helfer retteten den Verunglückten aus dem Wagen. Die 23-Jährige betreute den Mann bis zum Eintreffen der Rettungskräfte.
„Eine herausragende Leistung“, betont Heiko Diergardt, Erster Polizeihauptkommissar und Leiter der Wache Solingen. Gemeinsam mit Polizeihauptkommissarin Daniela Pelsmaekers empfing er Nadine Wolf jüngst in der Polizeiinspektion Solingen, um ihre Hilfsbereitschaft und ihren Mut zu würdigen und ihr mit einem Präsent der Behörde für ihren Einsatz zu danken.
Sie sei im Nachhinein einfach nur froh, dass sie mit ihrem Fahrzeug unmittelbar hinter dem Transporter gewesen sei, sagte die junge Frau aus Leverkusen. „Denn wenn wir den Unfall nicht gesehen hätten, hätte man den Mann abseits der Straße vielleicht erst am nächsten Tag entdeckt.“
Nach der Anerkennung durch die Polizei erhielt die Ersthelferin Lob von ihrer Familie und Anerkennung von Freunden. Ganz bescheiden sagt sie: „Ich kann nur sagen, dass ich immer wieder so handeln würde und einfach hoffe, dass jeder bereit ist, zu helfen und nicht nur zu gaffen.“
Eine besondere Ausbildung in Erster Hilfe hat Wolf nicht. Sie sagt: „Ich habe den ein oder anderen Erste Hilfe Kurs durch die Arbeit besucht – Kurse die alle zwei Jahre aufgefrischt werden.“