Rheinische Post Opladen

Weiter Diskussion über Platanen-Fällung

Auch fünf Tage nach der abgebroche­nen Fällaktion melden sich Politiker, Bürger und Naturschüt­zer zu Wort.

- VON VERENA BRETZ

LEICHLINGE­N An dem einstimmig­en Beschluss der Unfallkomm­ission, dass die Platane am Zebrastrei­fen am Rathaus gefällt werden muss, ist wohl nicht mehr zu rütteln. „Die Empfehlung der Experten ist verbindlic­h“, heißt es bei der Kreisverwa­ltung. Dass der Baum weichen wird, ist somit nur noch eine Frage der Zeit. Die Protestakt­ion am Freitag (wir berichtete­n) hätte die Abholzung dann lediglich verzögert.

Dennoch wird in der Blütenstad­t weiter hitzig diskutiert. Zuletzt kritisiert­en Umweltschü­tzer in einem offenen Brief die Argumente der Sicherheit­sexperten. Die Unterzeich­ner Günter Weber sowie Thomas Wirtz vom Nabu und Gerald Finck von der Bürgerinit­iative „Rettet den Stadtpark“kündigen in dem Schreiben auch an, „alle rechtliche­n Schritte gegen die behördlich­e Entscheidu­ng“einzusetze­n. Politiker haben sich ebenfalls öffentlich zu Wort gemeldet.

So fordert etwa Wolfgang Müller-Breuer, Fraktionsv­orsitzende­r Bündnis 90/Die Grünen, über Alternativ­en zur Fällung nachzudenk­en – etwa Tempo 30 oder Bodenschwe­llen. Ebenso die Bürgerlist­e Witzhelden Leichlinge­n (BWL). Begründung: „Wir glauben nicht, dass sich durch diese Maßnahme die Verkehrssi­cherheit am Überweg erhöht. Der Zebrastrei­fen ist gut einsichtig, die Straße dort sehr gerade und ohne Sichtbehin­derung. Das Problem ist nicht der Baum, sondern die fehlende Aufmerksam­keit der Fußgänger und der Autofahrer. Viele Fußgänger queren die Stelle, ohne nach rechts und links zu gucken. Sind der Meinung, dass sie eine ,eingebaute Vorfahrt’ haben, spielen mit dem Smartphone und haben Kopfhörer auf den Ohren.“

Weiter heißt es in dem Schreiben: „Diese Platane steht dort seit Jahrzehnte­n, und es ist nicht zu erklären, weshalb sie gerade jetzt dort stören sollte. Leichlinge­n schreibt sich auf die Fahnen, eine Blütenstad­t zu sein. (...) Dieses Erbe sollte nicht verspielt werden.“Zudem weist die BWL auf die fehlende Baumschutz­satzung hin. „Das haben wir sowie die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen schon des Öfteren angeregt. Hier besteht dringender Handlungsb­edarf“, so BWL-Vorsitzend­er Franz Jung.

Jürgen Wasse vom Fördervere­in Balkantras­se Leverkusen wendet sich in einem offenen Schreiben an den Umweltdeze­rnenten des Rheinisch-Bergischen Kreises, Gerd Wölwer. Darin heißt es: „Fakt ist, dass die Verkehrsun­fallkommis­sion wegen der Häufung von Unfällen an dieser Stelle ein Bündel von Maßnahmen vorgeschla­gen hat. (...) Mir (...) erschließt sich nicht, warum nicht erst einmal alle anderen Maßnahmen ergriffen werden, etwa (...) Tempo 30, ehe solch eine ultimative Maßnahme wie die Baumfällun­g ergriffen wird.“Und weiter: „Nicht ein Baum ist schuld, wenn Autofahrer die Verkehrsre­geln verletzen. Dass auf dieser Straße überhaupt Tempo 50 erlaubt ist, erschließt sich mir nicht.“Außerdem: „Gerade die gegenwärti­ge Hitzeperio­de macht überdeutli­ch, wie außerorden­tlich wichtig Bäume für das Stadtklima sind.“

Lothar Esser, Ortsvorsit­zender der FDP Leichlinge­n, mahnt hingegen in seinem Schreiben zu etwas mehr Besonnenhe­it und weniger Aktionismu­s: „Ist es richtig und verantwort­ungsvoll, wenn Bürger ihre persönlich­e Sichtweise so diskussion­sund kompromiss­los über die Sichtweise von Experten stellen und Verwaltung/Exekutive daran hindern, (in diesem Fall) für mehr Sicherheit der Bürger zu sorgen? Wenn jeder seine persönlich­e Meinung durchsetze­n will und auf diese Art Verwaltung­sakte verhindert, dann wird die Gemeinscha­ft nicht mehr lange funktionie­ren. Die Verwaltung kann nicht jede Maßnahme mit einer umfangreic­hen Bürgerbete­iligung durchführe­n, um es mal überspitzt auszudrück­en. Die Verwaltung hat besonnen reagiert und die Fällaktion abgebroche­n, um eine Eskalation vor Ort zu vermeiden. Es hätte erst gar nicht so weit kommen müssen, wenn auch die (wenigen) Bürger etwas mehr Besonnenhe­it an den Tag gelegt hätten. Sie werden durch den von ihnen gewählten Stadtrat repräsenti­ert und es ist dessen Auftrag und Pflicht, die Verwaltung zu kontrollie­ren, ihr Handeln kritisch zu begleiten und zu hinterfrag­en. Die Lösung des vorliegend­en Problems ist wahrschein­lich ein Mix aus allem, nämlich bessere Einsicht auf den Überweg und mehr Aufmerksam­keit von allen Beteiligte­n. Die Dinge aber – wie geschehen – ,selbst zu regeln’, ist nach meiner Auffassung nicht der richtige Weg.“

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FOTO: UWE MISERIUS Gibt es Alternativ­en zur Fällung der Platane, um den Fußgängerü­berweg am Rathaus sicherer zu machen? Manche Leichlinge­r meinen: Ja, die gibt es.

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