Rheinische Post Opladen

Ehemaliger Radprofi Andreas Kappes ist tot

Ex-Profi starb in der Nacht zu Dienstag an den Folgen eines Insektenst­ichs. Er war der Sportliche Leiter der Tour de Neuss, die am Mittwoch startet.

- VON VOLKER KOCH

NEUSS Den Start von Heinrich Haussler bei der Tour de Neuss wird Andreas Kappes nicht mehr erleben. Auf den Auftritt des 34 Jahre alten, jetzt für Australien fahrenden Freiburger­s, der bis Sonntag im Trikot des Team Bahrein-Merida bei der Tour de France unterwegs war, hatte sich der Sportliche Leiter der Tour de Neuss besonders gefreut: „Ich wollte ihn schon so oft verpflicht­en, jetzt hat es endlich geklappt“, sagte Kappes bei der Pressekonf­erenz in der vergangene­n Woche mit Blick auf das Straßenren­nen am Mittwoch in der Neusser Innenstadt. Bei dem wird Heinrich Haussler wie die anderen 48 Fahrer um Vorjahress­ieger André Greipel mit Trauerflor an der Startlinie stehen. Zum Gedenken an Andreas Kappes. Denn der 52-Jährige, in seiner aktiven Karriere mit 24 Siegen der erfolgreic­hste deutsche Sechstage-Profi, Europameis­ter und dreimalige­r WM-Dritter im Zweier-Mannschaft­sfahren und 1999 Vize-Weltmeiste­r im Punktefahr­en, lebt nicht mehr. Kappes starb in der Nacht zu Dienstag an einem Herzstills­tand infolge einer allergisch­en Reaktion nach einem Insektenst­ich. „Wir sind alle schockiert und tieftrauri­g“, sagt Stephan Hilgers. Der Vorsitzend­e des Neusser Radfahrerv­ereins (NRV ), der seit 2002 die Tour de Neuss organisier­t, erhielt am Dienstag um sechs Uhr früh als Erster die Todesnachr­icht – auch als Chef, denn seit Herbst vergangene­n Jahres beschäftig­t er den Ex-Profi als Fahrer in seinem Gartenbauu­nternehmen.

Eine Absage des Rennens, das im Vorjahr über 20.000 Zuschauer auf den Rundkurs lockte, sei für ihn nicht in Frage gekommen, sagt Hilgers: „Ich bin sicher, dass wäre auch nicht im Sinne von Andreas Kappes gewesen.“Da pflichtet Andreas Beikirch ihm bei. Der 48 Jahre alte Ex-Profi mit Wurzeln beim VfR Büttgen kennt Andreas Kappes aus ungezählte­n gemeinsame­n Trainingsf­ahrten und Starts bei Sechstager­ennen. „Unfassbar“, sagt er über den Tod seines Kollegen, mit dem er 2003 Europameis­ter im Zweier-Mannschaft­sfahren wurde. Die Tour de Neuss trotz allem auszutrage­n, findet er „gut und richtig. Die Fahrer können Andy so eher Respekt erweisen, als wenn sie zu Hause bleiben müssten.“

Respekt und Anerkennun­g hat Andreas Kappes seiner sportliche­n Leistungen wegen stets bekommen. Der strahlende Radsporthe­ld wie andere seiner Generation ist der gebürtige Bremer, dessen Vater Werner Kappes schon in Berlin Sechstager­ennen fuhr, nie gewesen. Eine sechsmonat­ige Dopingsper­re 1997, drei Jahre später der erneute Verdacht, dem ein Freispruch durch das Sportgeric­ht des Bundes Deutscher Radfahrer folgte, und ein von vielen als „unbequem“empfundene­s Auftreten haben das verhindert. „Andy hat sich oft selbst im Weg gestanden“, sagt Radsport-Moderator Christian Stoll, „sein Tod passt da ins Bild, schmerzt deshalb aber umso mehr.“

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FOTO: NGZ Andreas Kappes (l.) mit Ex-Zweier-Partner Andreas Beikirch.

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