Wasser marsch!
Wegen der anhaltenden Trockenheit steigt im ganzen Land der Wasserverbrauch. Bäume und Pflanzen müssen gegossen werden. Die Kosten dafür variieren von Stadt zu Stadt. Und das zum Teil erheblich.
DÜSSELDORF Marcus Seiler vom Wasserverband Eifel-Rur kann sich noch gut daran erinnern, als das Wasser zum letzten Mal wirklich knapp gewesen ist. Mitte der 70er Jahre sei das gewesen, sagt er. Autos hätte man damals nicht waschen dürfen. Und selbst beim Blumengießen im Garten hätte man mit dem Wasser sparsam umgehen müssen. „Solche Aufforderungen liefen damals im Radio“, sagt er. Sorgen vor einer solchen Wasserknappheit müsse sich in NRW derzeit aber keiner machen. Sie drohe auch nicht. „Alle Talsperren sind durchschnittlich oder sogar überdurchschnittlich mit Wasser gefüllt“, sagt Seiler. Erst wenn es durchweg ein bis zwei Jahre keinen einzigen Tag regnen sollte, würden auch die Wasservorräte der Talsperren zu Neige gehen. „Aber das ist ein rein fiktives Szenario, das wir gar nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, weil es so unrealistisch ist.“
Real ist aber die seit Wochen anhaltende Trockenheit mit gleichzeitig hohen Temperaturen in Nordrhein-Westfalen, die vielen zu schaffen macht. Auch wenn keine Wasserknappheit droht, steigt bei vielen der Wasserverbrauch. Denn
Bäume, Sträucher, Gräser und Blumen müssen gegossen werden, damit sie nicht vertrocknen und eingehen. Und das möglichst morgens und abends. Am besten häufiger. Die Kölner verbrauchen zum Beispiel aktuell rund 20 Prozent mehr als sonst. „Der erhöhte Wasserbedarf macht sich natürlich bemerkbar. So flossen Anfang der Woche knapp 300.000 Kubikmeter pro Tag durchs Kölner Leitungsnetz. Üblich sind rund 220.000 Kubikmeter“, teilt der örtliche Wasserversorger Rhein-Energie mit. Der bisherige Spitzenwert aus dem Jahr 2003 sei aber noch nicht überschritten worden. Dieser liegt in Köln bei 326.665 Kubikmeter pro Tag.
Durchschnittlich kostet in NRW-Städten ab einer Einwohnerzahl von 60.000 ein Kubikmeter Frischwasser 2,79 Euro, wie jüngst eine Untersuchung des Bundes der Steuerzahler in NRW (BdSt) ergeben hat. Am teuersten ist demnach das Frischwasser für Bewohner eines Einfamilienhauses in Essen, wo der Kubikmeter 3,61 Euro kostet. Die Lippstädter zahlen mit 1,95 Euro am wenigsten. Nach Angaben des BdSt muss bei den Entgelten für Frischwasser zwischen einer Gebühr und einem Preis unterschieden werden. Während öffentlich-rechtliche Wasserversorger eine Gebühr erheben, stellen privatrechtlich strukturierte Unternehmen einen Preis in Rechnung. „So bezahlen die Bürger in Mülheim an der Ruhr einen Preis für ihr Wasser, in Solingen bezahlen sie eine Gebühr“, heißt es beim BdSt. Die meisten Städte würden jedoch ein Grundentgelt erheben, das sich an der Leistung des Wasserzählers orientiere.
Neben den Kosten fürs Frischwasser fallen auch noch Abwassergebühren an. Diese setzen sich zusammen aus Schmutzwasser- und Niederschlagswasserentsorgung. In Düsseldorf zum Beispiel kostet die Schmutzwasserentsorgung 1,52 Euro je Kubikmeter, der Quadratmeter für die Niederschlagswasserentsorgung liegt bei 98 Cent. „Aktuell beträgt die durchschnittliche Gebührenbelastung aus der Abwasserbeseitigung für eine Privatperson in Düsseldorf weniger als 23 Cent pro Tag“, sagt Simone Busch von der Industrie und Handelskammer Düsseldorf. „Im NRW-Vergleich ist in Düsseldorf dadurch die niedrigste Abwassergebührenbelastung zu verzeichnen“, betont Busch.
Weil wegen der aktuellen Hitzewelle wesentlich mehr im Garten gegossen werden muss, fürchten viele auch eine deutlich höhere Rechnung. Denn obwohl das Gießwasser aus dem Leitungswasserhahn nicht in die Kanalisation läuft, können dafür hohe Abwassergebühren anfallen – zum Teil gibt es dabei kommunal unterschiedliche Regelungen und Tarife. Diese Kosten kann man aber reduzieren, indem man am Schlauchanschluss etwa einen geeichten Zähler anbringt, der misst, wie viel Wasser für die Gartenarbeit verbraucht wird. Dies muss bei der jeweiligen Kommune gemeldet und ein Antrag auf Ermäßigung der Schmutzwassergebühr gestellt werden. Allerdings wissen viele Bürger nichts von dieser Möglichkeit, wie zum Beispiel die Stadt Mülheim eingeräumt hat. Dort will man deshalb nun einen entsprechenden Informationsflyer veröffentlichen.
Eine Alternative zum Leitungswasser sind zum Beispiel Regenrückhaltebecken, die es in unterschiedlichen Größen gibt. Diese künstlich angelegten Gefäße speichern das Niederschlagswasser, mit dem man dann die Pflanzen gießen kann. Ein eigener Brunnen schafft ebenfalls Unabhängigkeit vom Wasserversorger. Wer einen Brunnen anlegen will, muss das allerdings bei der Stadt anmelden. Ansonsten drohen Bußgelder von bis zu 50.000 Euro.
Zum Wasserverband Eifel-Rur gehört auch die größte Talsperre Deutschlands, die Rurtalsperre Schwammenauel. „Sie führt derzeit so viel Wasser, dass wir es uns sogar erlauben können, 7,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in die Rur abzulassen statt der üblichen fünf“, sagt Marcus Seiler. Denn anders als die Talsperre leidet die Rur unter der Trockenheit. „Außerdem wollen wir mit der erhöhten Zufuhr auch die Kanuten unterstützen, die sonst zu wenig Wasser unterm Kiel hätten.“Und das werde man auch weiter machen – so lange es nötig sei. Und das ist es wohl noch ein bisschen. Denn ein Ende der Hitze ist auch in NRW vorläufig noch nicht in Sicht. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet schon heute Höchsttemperaturen zwischen 29 Grad in höheren Lagen und 34 Grad am Rhein.