Rheinische Post Opladen

Lieferengp­ässe bei Insektenst­ich-Arzneien

Insektenst­iche können für Allergiker lebensgefä­hrlich sein. Doch bei den Gegenmitte­ln gibt es Engpässe.

- VON MARLEN KESS

DÜSSELDORF Wespen, Bienen, Mücken: Sommerzeit ist auch Insektenze­it. Doch während ein Stich für viele nur schmerzhaf­t und nervig ist, kann er für Allergiker lebensgefä­hrlich sein. Erst vor wenigen Tagen starb der ehemalige Radrennfah­rer Andreas Kappes an Herzversag­en, das durch einen allergisch­en Schock in Folge eines Insektenst­ichs ausgelöst wurde. Wirksames Gegenmitte­l sind sogenannte Pens, also Injektoren, mit denen man sich den Wirkstoff Epinephrin selbst direkt unter die Haut spritzt, wenn ein sogenannte­r anaphylakt­ischer Schock vorliegt. Doch gerade bei diesen gibt es momentan Lieferengp­ässe.

Von drei wirkstoffg­leichen Produkten auf dem deutschen Markt ist eines aktuell überhaupt nicht lieferbar. Dabei handelt es sich um den „Fastjekt“, der von Pfizer Deutschlan­d hergestell­t und von Medapharma vertrieben wird. „Wir haben noch ein Präparat hier“, sagt zum Beispiel Violeta Sevova von der Düsseldorf­er Franziskus-Apotheke, „aber nachbestel­len ist schon seit Längerem nicht möglich.“Ähnlich sieht es auch in vielen anderen Apotheken im Land aus. Der Lieferengp­ass besteht laut einer Datenbank des Bundesinst­ituts für Medizin- und Arzneiprod­ukte bereits seit April und gilt auch für das Kinder-Pendant, den „Fastjekt Junior“.

Ursache sind der Datenbank zufolge Produktion­sprobleme. Diese erklärt Pfizer damit, dass die Kapazität der Produktion­sstätte derzeit eingeschrä­nkt sei. Zudem seien Komponente­n von Drittanbie­tern nicht lieferbar. Als Alternativ­e kommen nur die Pens „Emerade“und „Jext“in Frage – doch auch bei diesen gibt es den Apothekerv­erbänden Nordrhein und Westfalen-Lippe zufolge Lieferschw­ierigkeite­n.

„Die Lage ist sehr problemati­sch“, sagt der Vorsitzend­e des Verbands Nordrhein, Thomas Preis: „Auch die beiden anderen Injektoren sind derzeit nur schwer zu bekommen. Außerdem gibt es bisher keine Zusagen der Hersteller, wann die Produkte wieder lieferbar sind.“Die Nachfrage sei zur Zeit aber sehr groß – unter anderem deshalb, weil es den Injektor „Emerade“nur noch im Zweierpack zu kaufen gibt. Außerdem gibt es momentan in NRW besonders viele Wespen. Die Tiere haben sich dank des milden Winters und der anhaltend hohen Temperatur­en stark vermehrt.

Erst im September soll das Medikament „Fastjekt“wieder verfügbar sein. Beim Hersteller Pfizer ist man sich der prekären Lage bewusst. Die Situation sei herausford­ernd und man kooperiere eng mit allen Beteiligte­n, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage. „Wir arbeiten intensiv an einer Lösung, wie wir schnellstm­öglich die Produktion hochfahren und die Lieferung beschleuni­gen können.“

„Die Lage ist sehr problemati­sch“Thomas Preis Vorsitzend­er Apothekerv­erband Nordrhein

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