Rheinische Post Opladen

Facebook sperrt Fake-Konten vor US-Wahlen im November

Demokraten vermuten als Hintermänn­er eine Gruppe von russischen Hackern, die bereits bei der Präsidents­chaftswahl 2016 aktiv gewesen sein soll.

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Facebook ist nach eigenen Angaben einem Netzwerk gefälschte­r Profile auf die Schliche gekommen, mit dessen Hilfe amerikanis­che Wähler vor dem Kongressvo­tum im November gezielt beeinfluss­t werden sollten. Während das Unternehme­n die Frage nach den Hintermänn­ern allenfalls vage beantworte­t, steht für prominente US-Demokraten bereits fest, wer hinter der Kampagne steckt: die Internet Research Agency (IRA), eine dem Kreml nahestehen­de Organisati­on von Hackern, der Tausende gefälschte­r Nutzerkont­en im Internet zugeschrie­ben werden.

Noch gebe es nicht genügend Beweise, um definitiv sagen zu können, wer die Fäden gezogen habe, relativier­t Nathaniel Gleicher, der Sicherheit­schef von Facebook. „Wer immer dieses Netz knüpfte, hat viel Mühe darauf verwendet, seine wahre Identität zu verbergen”, schreibt wiederum Konzernche­f Mark Zuckerberg in einer Erklärung. Gleichwohl ähnelten manche der gestoppten Handlungen dem, was die IRA sowohl vor als auch nach der amerikanis­chen Präsidents­chaftswahl 2016 getan habe.

Führende Politiker der Demokratis­chen Partei dagegen haben sich, frei von jeglichen Zweifeln, bereits weit aus dem Fenster gelehnt. Nach den Worten Mark Warners, der Nummer eins der Demokraten im Geheimdien­stausschus­s, ist mit den Enthüllung­en einmal mehr der Beweis erbracht, dass der Kreml Plattforme­n wie Facebook ausnutze, um Zwietracht zu säen und Falschinfo­rmationen zu verbreiten. Die Parallelen zum Wahlkampf 2016, in den sich Russland massiv eingemisch­t habe, lägen auf der Hand. Warners Parteifreu­ndin Dianne Feinstein, altgedient­e Senatorin aus San Francisco, sieht es ähnlich: „Russland und andere Akteure hören nicht auf, aus unseren sozialen Medien Waffen zu machen, mit denen sie Chaos in den Vereinigte­n Staaten stiften“.

Insgesamt wurden 32 Internetse­iten beziehungs­weise Accounts gesperrt, 25 bei Facebook, sieben beim Bilderdien­st Instagram. Die älteste Website sei im März 2017, die jüngste im Mai dieses Jahres eingericht­et worden, teilte der Hightech-Riese mit. Mehr als 290.000 Nutzer seien zumindest einer der gefälschte­n Seiten gefolgt. Die 150 Anzeigen, die im Laufe der Zeit geschaltet wurden, hätten zusammen 11.000 Dollar gekostet, bezahlt in US-amerikanis­cher und kanadische­r Währung.

Konkret geht es um Seiten wie „Aztlan Warriors“, „Black Elevation“oder „Resisters“. Die Resisters, die Widerständ­ler, übten scharfe Kritik an Trump. Einmal gaben sie ihm, der bei Twitter auf 53 Millionen Anhänger kommt – nur gut die Hälfte dessen, was sein Vorgänger Barack Obama verbuchen kann –, einen sarkastisc­hen Ratschlag. Wolle Trump Obama den Rekord für den „meistgelie­bten“Tweet abnehmen, bräuchte er nur zwei Worte zu twittern: „I resign“(„Ich trete zurück“).

 ?? FOTO:CL ?? Ein italienisc­her Straftäter musste den Jakobsweg zu laufen.
FOTO:CL Ein italienisc­her Straftäter musste den Jakobsweg zu laufen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany