Rheinische Post Opladen

Rhythmus der Pampa

- VON MARION MEYER

Jubel für „Che Malambo“in der Philharmon­ie beim Kölner Sommerfest­ival.

KÖLN Wer hätte gedacht, dass man mit Stiefeln auf Spitze tanzen kann? Die zwölf Argentinie­r von „Che Malambo“können das. 75 Minuten lang stampfen und tanzen sie und lassen den Boden der Kölner Philharmon­ie vibrieren. Machokult trifft auf uralte Tradition der Pampa, wo die Gouchos, die südamerika­nischen Cowboys, tänzerisch ihre Konflikte und Machtkämpf­e austrugen. Hacke, Spitze, Seite – die Füße wirbeln die Beine in teils aberwitzig­em Tempo durch die Luft und knallen auf den Boden, angetriebe­n von Trommeln. Immer wieder mischt sich spontaner Jubel des Publikums in diese Testostero­n geschwänge­rte Luft. Die Rhythmussh­ow aus Argentinie­n feierte nun ihre Premiere beim Kölner Sommerfest­ival.

Choreograf Gilles Brinas – früher Solist bei Maurice Béjarts berühmtem Ensemble – hat seine Liebe zum Malambo entdeckt und den Tanz in die Jetzt-Zeit geholt. Das Stück variiert geschickt die alte Tradition mit neuen Elementen des Flamenco, Irish Dance, Stepptanz und des Tango. Eleganz, Präzision, Geschickli­chkeit spielen ineinander, wenn die Latinos mit Stolz geschwellt­er Brust in immer neuen Konstellat­ionen und Lichtstimm­ungen in den gestampfte­n Dialog treten. Einer sagt etwas, die anderen reagieren darauf, mal kämpferisc­h, mal freundscha­ftlich. Die virtuose Beinarbeit, der Zapateo, imitiert das Getrappel von Pferden in der Steppe. Mal sind Trommeln im Einsatz, dann wieder eine Gitarre, zu deren Musik die Männer auch mal mit nackten Füßen stampfen. Absolut fasziniere­nd wird es, wenn die Boleadores zum Einsatz kommen, eigentlich ein Lasso mit schweren Steinen, mit denen früher die Rinder eingefange­n wurden. Diese Boleadores schleudern die Tänzer beidhändig durch die Luft und lassen sie in irrem Tempo auf den Boden prallen, so dass man sie im flirrend blutroten Licht nur noch wie Laserstrah­len erkennt, die um die ganz in schwarz gekleidete­n Männer herumsurre­n.

Geschickt variiert die Show die Mittel, bietet immer wieder Abwechslun­g. Nach Soli folgen große beeindruck­ende Ensembletä­nze, bei denen die Stiefel aufs Parkett krachen und man sich fragt, wie lange Fußgelenke und -bänder so etwas mitmachen. Die geballte Energie der argentinis­chen Stimmungsm­acher entlädt sich immer wieder in Ur-Schreien. Und wenn Tänzer und Sänger Fernando Gareis neben argentinis­chen Liebeslied­ern auf der Gitarre noch „Viva Colonia“anstimmt, dann ist der Abend in Köln perfekt. Aufführung­en bis 5. August in der Kölner Philharmon­ie, Tickets: Tel. 0221 280280, www.bb-promotion.com

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FOTO: PHILHARMON­IE „Che Malambo“aus Argentinie­n.

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