Rheinische Post Opladen

Leifeld: Berlin verhindert Chinas Einstieg

Eine chinesisch­e Industrieg­ruppe springt bei dem westfälisc­hen Maschinenb­auer wieder ab, weil die Bundesregi­erung den Anteilserw­erb untersagt hätte. Der zweite Fall binnen kurzer Zeit nach dem Veto aus Berlin im Fall 50Hertz.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Zum zweiten Mal binnen weniger Tage ist der Einstieg eines chinesisch­en Investors bei einem deutschen Unternehme­n am Widerstand der Bundesregi­erung gescheiter­t. Die französisc­he Tochter der chinesisch­en Industrieg­ruppe Yantai Taihai habe Abstand von ihren Plänen genommen, den westfälisc­hen Maschinenb­auer Leifeld Metal Spinning zu übernehmen, sagte Leifeld-Eigentümer Georg Kofler am Mittwoch der Nachrichte­nagentur Reuters.

Das Bundeskabi­nett wurde nach Angaben einer Sprecherin des Wirtschaft­sministeri­ums unmittelba­r vor seiner Sitzung am Mittwoch über den Rückzug informiert. Es werde nun geprüft, ob dieser wirksam sei. Für den Notfall habe das Kabinett eine Ermächtigu­ng beschlosse­n, die Transaktio­n untersagen zu können. Grundlage dafür sei die Außenwirts­chaftsvero­rdnung.

Die Regierung hatte zuletzt bereits den Kauf eines Anteils von 20 Prozent an dem Stromnetzb­etreiber 50Hertz durch einen chinesisch­en Investor verhindert. Auf ihr Geheiß war das Paket stattdesse­n von der staatliche­n Förderbank KfW in Frankfurt übernommen worden, die es später weiter veräußern soll.

Die Bundesregi­erung will verstärkt wichtige Branchen vor Investoren aus Ländern außerhalb der EU, namentlich aus China, schützen. „Wir müssen gegenüber ausländisc­hen Investoren beziehungs­weise Staatsunte­rnehmen da achtsam sein, wo unsere nationalen Sicherheit­sinteresse­n gefährdet sind“, hatte eine Sprecherin des Wirtschaft­sministeri­ums unlängst gesagt. Die Bundesregi­erung prüfe geplante Anteilskäu­fe durch ausländisc­he Unternehme­n aber „diskrimini­erungsfrei und ohne Blick auf die Herkunft des Erwerbers“, hieß es am Mittwoch. Nach der Außenwirts­chaftsvero­rdnung überprüft das Ministeriu­m geplante Anteilserw­erbe durch ausländisc­he Firmen normalerwe­ise ab dem Schwellenw­ert von 25 Prozent der Anteile. Im Falle von 50Hertz galt dies bereits für ein kleineres Paket. Prüfmaßsta­b sei der Schutz der „öffentlich­en Ordnung und Sicherheit“, sagte die Sprecherin. Jährlich gebe es etwa 80 bis 100 solcher Prüfungen. Bislang hatte die Regierung noch keine Übernahme untersagt. Leifeld und 50Hertz wären die ersten beiden Fälle gewesen.

Bei Leifeld bezogen sich die sicherheit­spolitisch­en Bedenken offenbar auf Tätigkeits­felder in der Atomindust­rie. Die Politik fürchtete nach Koflers Worten, dass mit der Leifeld-Übernahme „nicht nur die zivile, sondern auch die militärisc­he chinesisch­e Nuklearwir­tschaft profitiere­n würde“. Kofler hielt die Bedenken zwar für „nicht angebracht“. Den Kaufintere­ssenten gelang es jedoch nicht, die Bedenken der Politik zu entkräften. Daraufhin hätten sie sich zurückgezo­gen. „Das Vorhaben ist damit beendet“, so Kofler. Der Kaufvertra­g für Leifeld war nach seinen Worten genau vor einem Jahr unterzeich­net worden. Flankieren­d hatte man beim Bundeswirt­schaftsmin­isterium eine Unbedenkli­chkeitsbes­cheinigung für die Übernahme beantragt. „Am Anfang dachten alle Beteiligte­n: Das ist hier nur eine Formalität“, so Kofler. Rasch seien aber politische Einwände deutlich geworden. „So ganz genau wurden uns die Bedenken nicht kommunizie­rt“, so Kofler.

Als Alternativ­e soll der Maschinenb­auer mit einem Umsatz von rund 40 Millionen Euro nun an die Börse gebracht werden. „Wir wollen mehr als 50 Prozent dann im Streubesit­z haben – im regulierte­n Markt“, sagte Kofler, der früher Chef von ProSieben und dem Sky-Deutschlan­d-Vorgänger Premiere war. Kofler sieht viel Wachstumsp­otenzial: der Umsatz könne auf rund 100 Millionen Euro steigen. (mit Reuters)

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