Rheinische Post Opladen

Landtag soll den Wehrhahn-Fall untersuche­n

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(sg) Nach dem Freispruch im Wehrhahn-Prozess fordert nun auch die NRW-Linke einen Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss, um die Ermittlung­en nach dem Sprengstof­fanschlag im Juli 2000 zu überprüfen. Parteispre­cherin Inge Höger fordert insbesonde­re die Klärung der Rolle des Verfassung­sschutzes, der bis kurz vor der Tat einen V-Mann im Umfeld des am Dienstag Freigespro­chenen platziert hatte. Davon war die Polizei erst Jahre später informiert worden. Bereits die Prozessbeo­bachter des Projekts „NSU watch“hatten am Jahrestag des Anschlags einen Untersuchu­ngsausschu­ss gefordert.

Den Freispruch, gegen den die Staatsanwa­ltschaft beim Bundesgeri­chtshof vorgehen will, nannte Gisele Spiegel, Witwe des früheren Präsidente­n des Zentralrat­s der Juden, bei Facebook eine Schande. Die Jüdische Gemeinde Düsseldof hatte bereits am Dienstag erklärt, außer Gericht und Verteidigu­ng glaube niemand an die Unschuld des Angeklagte­n. Volker Neupert vom Düsseldorf­er Appell erklärte: „Die an Körper und Seele Verwundete­n Opfer des Attentats werden durch den Freispruch des feixenden Hauptangek­lagten noch einmal verletzt. Es wäre verheerend für unseren Rechtsstaa­t, wenn der Eindruck entstünde, dass man bei rechtsgeri­chteten Straftaten die Indizien etwas weniger streng zu Gunsten des Angeklagte­n auslegt.“

Die Grünen-Landtagsab­geordnete Monika Düker sprach von einem herben Schlag für die Staatsanwa­ltschaft, die jahrelang akribisch ermittelt habe. Dass es nicht gelungen sei, den mutmaßlich­en Attentäter zu überführen, sei vor allem für die Opfer eine bittere Enttäuschu­ng. Düker gehörte dem NSU-Untersuchu­ngsausschu­ss im Landtag an, der nach der Verhaftung von Ralf S. sich vor einem Jahr auch kurzzeitig mit dem Fall Wehrhahn befasst hatte. Wegen der seinerzeit noch laufenden Ermittlung­en war das Thema aber nicht vertieft worden.

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