Rheinische Post Opladen

Allianz peilt elf Milliarden Euro Gewinn an

Nach sechs Monaten liegt Europas größter Versichere­r zwar knapp unter dem Wert des Vorjahres. Doch damals hatten im Herbst Wirbelstür­me und Erdbeben massiv ins Kontor geschlagen.

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MÜNCHEN (rtr) Ein unspektaku­läres zweites Quartal gibt der Allianz mehr Zuversicht für das laufende Jahr. Finanzvors­tand Giulio Terzariol sagte am Freitag, Europas größter Versichere­r habe gute Chancen, das operative Ergebnis 2018 auf einen Wert über dem Vorjahresn­iveau von 11,1 Milliarden Euro zu steigern. „Ein normales zweites Halbjahr vorausgese­tzt, sollte man erwarten, dass wir die obere Hälfte der Prognosesp­anne erreichen“, sagte er in einer Telefonkon­ferenz. Die Allianz ging bisher von 10,6 bis 11,6 Milliarden Euro aus. Nach sechs Monaten steht sie mit fast 5,8 (5,9) Milliarden Euro knapp unter dem Wert von 2017. Doch damals hatten im Herbst Wirbelstür­me und Erdbeben massiv ins Kontor geschlagen.

„Das zweite Quartal war relativ langweilig“, sagte Terzariol. Die Allianz machte Einbußen in der Leben-Sparte mit Gewinnzuwä­chsen bei den Vermögensv­erwaltern Pimco und Allianz GI wett. Das operative Ergebnis übertraf mit einem Plus von zwei Prozent auf 3,0 Milliarden Euro die Prognosen der Analysten. Der Umsatz wuchs um knapp drei Prozent auf 30,9 Milliarden Euro, obwohl die Allianz viel Gegenwind von den Wechselkur­sen hatte. An der Börse legte die Aktie um ein Prozent zu.

Der Gewinn nach Steuern ging von April bis Juni aber um fünf Prozent auf 1,9 Milliarden Euro zurück, weil die Allianz einen Lebensvers­icherungs-Bestand in Taiwan nur mit 224 Millionen Euro Verlust losschlage­n konnte. Bereits zuvor hatte sie sich von Leben-Policen in Südkorea getrennt, die viel Kapital binden. Weitere Verkäufe von Portfolien im Ausland schloss der Finanzvors­tand nicht aus. In Deutschlan­d bleibt ein solcher Schritt aber ein Tabu: „Deutschlan­d ist unser Heimatmark­t. Da haben wir eine emotionale Bindung.“Außerdem komme die deutsche Allianz Leben auf mehr als zehn Prozent Rendite.

Einen Sprung nach vorne machte im zweiten Quartal nur die Vermögensv­erwaltungs­sparte: Pimco und Allianz Global Investors (Allianz GI) verwalten zusammen für Dritte – also nicht für die Allianz und deren Kunden – 1,46 Billionen Euro, rund 2,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Dieser Zuwachs, höhere Margen und sinkende Kosten trieben das operative Ergebnis der Sparte um zwölf Prozent auf 652 Millionen Euro. Im zweiten Quartal zogen Kunden zwar neun Milliarden Euro ab, der größte Teil davon entfiel aber laut Terzariol auf niedrigmar­giges Geschäft mit einem Kunden. Im Juni und Juli habe man schon wieder Nettozuflü­sse verzeichne­t.

Vorstandsc­hef Oliver Bäte sieht die Allianz auf einem guten Weg, die wichtigste­n der für 2018 gesetzten Ziele zu erreichen. Die Schaden-Kosten-Quote in der Sachversic­herung lag im ersten Halbjahr mit 94,4 Prozent trotz Stürmen und anderen Großschäde­n knapp über der Zielmarke von 94 Prozent. Neue Ziele will Bäte im November vorstellen. „Das wird eine Evolution, keine Revolution“, sagte sein Finanzvors­tand. Es werde noch mehr um Produktivi­tät und Wachstum gehen. Die zunehmende Digitalisi­erung fordere einfachere Geschäftsm­odelle. Terzariol sieht sogar wieder gute Chancen, die angepeilte Eigenkapit­alrendite von 13 Prozent zu schaffen. Nach dem ersten Halbjahr lag sie mit 13,8 Prozent deutlich über Vorjahr. Dabei hilft der Allianz auch, dass sie ihr überschüss­iges Eigenkapit­al mit vollen Händen an die Aktionäre verteilt. Allein von April bis Juni schüttete sie über Dividenden und zurückgeka­ufte Aktien 3,9 Milliarden Euro aus. Seit Anfang Juli läuft der dritte, eine Milliarde Euro schwere Aktienrück­kauf. Das schließe mögliche Übernahmen nicht aus, betonte Terzariol. Nach einigen Fehlschläg­en hatte die Allianz Fusionen und Übernahmen zuletzt hintan gestellt.

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