Rheinische Post Opladen

Kunst verbindet: Partnersuc­he im Museum

- VON HELEN HOFFMANN

BREMEN / BERLIN (dpa) Auf der Suche nach einem Partner hat Karin Bredow etwas Neues ausprobier­t: Einen Single-Abend im Museum. Gemeinsam mit vierzehn Frauen und zehn Männern nahm die technische Zeichnerin an einer Führung durch die Ausstellun­g „Tulpen, Tabak, Heringsfan­g. Niederländ­ische Malerei des Goldenen Zeitalters“in der Bremer Kunsthalle teil. Danach gab es für die Gruppe Knabbereie­n und Wein im Restaurant des Museums. „Alle haben das Gleiche erlebt und können sich darüber austausche­n“, beschreibt die Marketing-Leiterin der Kunsthalle, Theresa Lange, die Idee hinter dem Konzept.

Bredow ist froh über solche Angebote. „Das war viel besser als ein Abend zuhause“, sagt die 54-Jährige, deren Ehemann vor einigen Jahren gestorben ist. Der 46 Jahre alte Norbert Hayduk ist ebenfalls zufrieden. „Es haben sich keine tieferen Kontakte ergeben, aber ich würde das auf jeden Fall wieder machen.“

Spezielle Angebote für Singles gibt es zahlreiche. Vor allem im Internet suchen Millionen Menschen nach einem Date oder der großen Liebe. Nach einer repräsenta­tiven Studie im Auftrag des Digitalver­bandes Bitkom mit Sitz in Berlin sind inzwischen rund 30 Prozent der Internetnu­tzer auf Dating-Portalen aktiv. Demnach suchen die meisten dort nach einem festen Partner. Doch nicht alle Menschen fühlen sich bei der Suche im Internet wohl.

„Ich habe Online-Dating versucht und wurde damit nicht recht glücklich. Der erste Blickkonta­kt fehlte mir“, erzählt der 36-jährige Sven Bohde aus Kiel, der seit einem Jahr in verschiede­nen Städten die Veranstalt­ung „Verguckt. Kino für Singles“anbietet. Ähnlich wie in der Bremer Kunsthalle geht es bei Bohdes Angebot darum, alleinsteh­ende Menschen mit ähnlichen Interessen zusammenzu­bringen.

Rund 100 Leute sind im Schnitt zu seinen Veranstalt­ungen in Flensburg, Bremen und Hamburg gekommen, bei denen Kurzfilme rund um das Thema Liebe gezeigt wurden. Danach forderte er die Leute auf: „Redet über die Filme, kommt ins Gespräch.“Das funktionie­re gut. Filme seien eine Möglichkei­t, über das Leben zu sprechen. Dass auch viele ältere Menschen seine Veranstalt­ungen besuchen, habe ihn anfangs überrascht.

Die Bremer Kunsthalle hat die Nachfrage ebenfalls erkannt und weitere Veranstalt­ungen für Singles ins Programm aufgenomme­n. Um die Altersspan­ne zu begrenzen, gibt es Abende für Menschen um die 30 Jahre und welche für Über-40-Jährige. Auffällig sei, dass sich regelmäßig mehr Frauen als Männer anmeldeten, sagt Lange. Ob sich bei den Veranstalt­ungen Liebespaar­e finden, wüssten die Mitarbeite­rinnen des Museums meist nicht. Das sei auch nicht das Wichtigste, sagt die Marketing-Leiterin. „Die Kunsthalle möchte ein Ort der Begegnung sein. Und wir wollen Angebote schaffen für all jene Menschen, die sonst nicht unbedingt in die Kunsthalle kommen.“

Karin Bredow hatte vor ihrem ersten Single-Abend im Museum nicht die Erwartung, die große Liebe zu finden. Dass sie sich allerdings nur mit Frauen unterhalte­n würde, hätte sie auch nicht gedacht. „Für mich war auf den ersten Blick kein interessan­ter Mann dabei“, erzählt sie. Als sie dann mit zwei Frauen intensiv ins Gespräch kam, sei die Zeit verflogen.

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FOTO: DPA Treffpunkt Kunsthalle: Norbert Hayduk und Karin Bredow.

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