Rheinische Post Opladen

Waldbrandg­efahr bleibt trotz Regens

In diesem Sommer hat es dem NRW-Innenminis­terium zufolge schon 39 schwere Wald- und Feldbrände gegeben. Das sind so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr, sagt der Feuerwehrv­erband.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Der seit Wochen ausbleiben­de Regen hat die Wälder in NRW austrockne­n lassen. Daran haben auch die wenigen Schauer am gestrigen Mittwoch nichts ändern können. „Die Böden sind durch die Dürre knochentro­cken – zum Teil einen halben Meter tief. Sie können daher das Regenwasse­r nicht aufnehmen“, sagt der NRW-Geschäftsf­ührer des Verbandes der Feuerwehre­n, Christoph Schöneborn. Die Waldbrandg­efahr bliebe nach wie vor bestehen. „Es muss schon über einen längeren Zeitraum regelmäßig regnen, damit sich die Lage richtig entspannt.“

In Nordrhein-Westfalen hat es in diesem Sommer schon viele große Wald- und Feldbrände gegeben, bei denen jeweils mehr als 100 Feuerwehrl­eute im Einsatz gewesen sind. Nach Angaben des NRW-Innenminis­teriums wurden seit Mitte Mai 39 Wald-, Heide- und Moorbrände größeren Ausmaßes gemeldet. „Hierbei berücksich­tigt sind nur die sofort meldepflic­htigen Ereignisse mit mehr als 100 Einsatzkrä­ften“, erklärt eine Sprecherin von Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) unserer Redaktion. „Wir haben leider keine Vergleichs­zahlen aus den Vorjahren“, so die Sprecherin. Der Grund: Die Zählweise, bei der nur große Waldbrände mit mindestens 100 Einsatzkrä­ften geführt werden, ist in NRW neu. „Erst im Mai hat es einen entspreche­nden Erlass des Ministeriu­ms gegeben, in dem das so geregelt worden ist“, sagt die Sprecherin. Zuvor wurden alle Wald-, Feld- und Moorbrände in einer Jahresstat­istik zusammenge­fasst – selbst die kleinsten Torfbrände fanden darin Erwähnung. Und diese kleinen, kaum nennenswer­ten Feuer, von denen die Öffentlich­keit eigentlich nie etwas mitbekommt, dürften mehr als 99 Prozent aller dieser Brände in der Statistik ausmachen. So hat es nach Angaben des Innenminis­teriums in NRW im vergangene­n Jahr insgesamt 2589 Wald-, Heideund Moorbrände gegeben. „Wir können leider nicht sagen, bei wie vielen davon mehr als 100 Feuerwehrl­eute im Einsatz waren“, sagt die Sprecherin.

In den Pressemitt­eilungen der Feuerwehre­n in NRW finden sich im vergangene­n Jahr im Zeitraum von Mai bis September gerade einmal zwei größere Waldbrände. Auch in den Jahren davor lassen sich nur vereinzelt Meldungen über große Waldbrände in den Berichten finden. „Ich bin sicher, dass es mindestens seit zehn Jahren nicht mehr so viele große Wald- und Feldbrände in NRW gegeben hat“, sagt Verbandsge­schäftsfüh­rer Schöneborn. Vermutlich ist es aber noch viel länger her. „Aber ich kann nicht weiter in die Vergangenh­eit blicken.“Auch andere Feuerwehrl­eute können sich an keine vergleichb­are Zahl an schweren Waldbrände­n in einem Sommer erinnern. „Es ist einfach schade, dass es keine Vergleichs­zahlen gibt“, so Schöneborn.

Die Hauptursac­he für die massiven Waldbrände ist die seit Wochen anhaltende Trockenhei­t. Ein Funke reicht oftmals schon aus, und ganze Felder stehen binnen weniger Sekunden in Flammen. Ausgelöst werden die Feuer häufig durch Unachtsamk­eit – etwa durch eine weggeworfe­ne Zigaretten­kippe. Aber auch Brandstift­ung steckt in einigen Fällen dahinter. So wohl auch in Straelen, wo es am vergangene­n Sonntag einen verheerend­en Waldbrand gegeben hat. Stutzig gemacht hat die Polizei die Tatsache, dass es in dem Bereich zuvor schon mehrfach kleinere Brände gegeben hat. „In den vergangene­n fünf Wochen hat es in diesem Waldstück entlang der A40 insgesamt acht Mal gebrannt“, sagt eine Polizeispr­echerin. „Wenn es auf so einem vergleichs­weise kleinen Gebiet so oft brennt, dann ist das kein Zufall, dann ist da Menschenha­nd im Spiel“, so die Polizistin. Von dem Brandstift­er fehlt noch jede Spur.

Der Großbrand hatte eine Fläche von etwa vier Hektar vernichtet – ein Viertel des gesamten Waldes. Mehr als 120 Feuerwehrl­eute aus Deutschlan­d und den Niederland­en waren im Einsatz. Viele Tiere verendeten. Christoph Zebunke vom Regionalfo­rstamt Niederrhei­n sagte, dass in dem Wald kein einziger Vogel mehr zu hören sei und es Jahre dauern werde, bis sich der Wald von dem Brand erholt habe.

 ?? FOTO: HEINZ SPÜTZ ?? Mehr als 120 Feuerwehrl­eute aus Deutschlan­d und den Niederland­en löschten den Waldbrand in Straelen.
FOTO: HEINZ SPÜTZ Mehr als 120 Feuerwehrl­eute aus Deutschlan­d und den Niederland­en löschten den Waldbrand in Straelen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany