Wieder Tote bei Kämpfen zwischen Israel und Hamas
JERUSALEM Israel und die Hamas pendeln zwischen Krieg und Waffenstillstandsabkommen. Die islamistische Führung schoss seit Mittwochabend weit über 100 Raketen auf Israel ab und verletzte mehrere Zivilisten zum Teil schwer. Umgekehrt griff die israelische Luftwaffe zahlreiche Ziele im Gazastreifen an. Eine hochschwangere Palästinenserin und ihr eineinhalb Jahre altes Baby sowie mehrere Hamas-Angehörige starben bei den Bombardierungen. Israels Armee schickte Bodentruppen in die Grenzregion, um auf alle Entwicklungen vorbereitet zu sein, und ließ zusätzliche Raketenabwehrsysteme aufstellen.
Erst am Vortag hatte die Hamas ihre grundsätzliche Zustimmung zu einer Feuerpause kundgetan. Der ägyptische Geheimdienst vermittelt Hand in Hand mit Nickolaj Mladenow, dem UN-Sondergesandten für einen Nahostfrieden, zwischen den Konfliktparteien Israel und Hamas, Hamas und Fatah.
Dem jüngsten Schlagabtausch, so teilte die Hamas mit, sei ein Missverständnis vorausgegangen. Die Hamas-Brigaden Al Qassam hielten demnach unweit der Grenzanlagen eine militärische Übung ab. Dabei seien zwei palästinensische Scharfschützen von israelischen Soldaten offenbar als Bedrohung empfunden und getötet worden. Aus Vergeltung für den Tod der beiden Milizen feuerte die Hamas eine Serie von Raketen auf Israel ab, die Israels Armee wiederum mit Luftangriffen beantwortete.
Die Hamas gerät innenpolitisch unter den Druck der Bevölkerung, für die die Lebensumstände zunehmend unerträglicher werden. Strom- und Wasserversorgung sind zentrale Probleme. Dazu kommt, dass die Kaufkraft sinkt, nachdem die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) im Westjordanland die Gehälter für ihre rund 50.000 Beamten im Gazastreifen kürzte, und dass die USA ihre Beiträge an die UNRWA, dem UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge, auf rund ein Sechstel der üblichen Zahlungen reduzierte. Die Regierung in Jerusalem ist innenpolitisch der Forderung ausgesetzt, den Angriffen aus dem Gazastreifen ein Ende zu setzen. Trotz der gegenseitigen Angriffe halten sich beide Seiten an ungeschriebene Regeln zur Vermeidung größerer Konfrontationen. Israel „kratzt die Hamas nur an“, kommentierte Ehud Jaari, TV-Analyst für arabische Angelegenheiten.